Hintergrund-Info: Der österreichische Waffenproduzent Steyr Mannlicher

Mit Sturmgewehr AUG internationaler Erfolg Will nun nur noch im Jagd- & Sportbereich aktiv sein

Der österreichische Waffenproduzent Steyr Mannlicher, der wegen der Lieferung von 800 Scharfschützengewehren der Type HS50 an den Iran von den USA mit einem Embargo belegt wurde, gilt als international erfolgreicher Hersteller von Jagdgewehren und militärischen Handfeuerwaffen. Exportiert wird in alle Welt, insbesondere nach Westeuropa, Australien, in die USA, Saudiarabien und nach Malaysia - wo der Konzern auch eine Produktionsstätte besitzt, die aber verkauft werden soll. Der 1864 von Josef Werndl, dem "Vater" des späteren Steyr-Konzerns, gegründete Waffenhersteller wird zurzeit von dem niederösterreichischen Unternehmensberater Wolfgang Fürlinger geleitet.

Zu den großen Erfolgen des Unternehmens zählt das Sturmgewehr "Armee Universal Gewehr" (AUG). Die Waffe ist beim Österreichischen Bundesheer seit Jahrzehnten als StG 77 im Einsatz, die Armeen von vierzehn weiteren Ländern haben es ebenfalls in Verwendung. Das AUG ist damit eines der meistverkauften Sturmgewehre der Welt. Auch einige US-Spezialeinheiten und die amerikanische Küstenwache verwenden diesen Gewehrtyp.

Erst im vergangenen November wurde bekannt, dass die Sturmgewehr-Produktion des Unternehmens vor dem Verkauf steht. Firmenchef Fürlinger will die Technologie und das malaysische Werk offenbar schon in den nächsten Wochen verkaufen. Künftig beschränke sich die Produktion nur noch auf Jagd- und Sportwaffen. Das Werk in Malaysia soll schon im ersten Quartal 2006 neue Eigentümer haben. Im November verhandelte Fürlinger mit zwei Konsortien über den Verkauf. Bei dem Standort handelt es sich um ein Joint Venture mit dem malaysischen Nadi-Konzern.

Ausschlaggebend für den Ausstieg aus der Produktion von militärischen Waffen sei unter anderem die österreichische Gesetzeslage bzw. die damit verbundene Bürokratie gewesen. "Wir haben nie Bewilligungen für Krieg führende Staaten oder für Länder mit Exportverbot beantragt", so Fürlinger im November im "Wirtschaftsblatt". Aber selbst Anträge, die zu genehmigen waren, seien in den zuständigen Ministerien liegen gelassen worden. "Wir mussten rechtliche Schritte einleiten, um Exportbewilligungen zu erhalten. Das kostet nur Zeit, Nerven und Geld." Aber selbst mit einer reinen Finanzbeteiligung in Malaysia könnte er in die Bredouille kommen, so der Firmenchef.

Nach dem Verkauf der Militärwaffen-Branche wird Steyr Mannlicher noch über zwei Werke in Österreich und eines in den USA verfügen. Die bestehende Produktpalette von vier Jagdwaffen-Typen unter der Marke Mannlicher, drei Modelle von Präzisionsgewehren und einer Pistole, die unter der Marke Steyr angeboten werden, soll 2006 um mehrere Neuentwicklungen erweitert werden.

Steyr Mannlicher war im Juni 2001 von der Creditanstalt an Fürlingers Cura Investholding verkauft worden. Die Cura Investholding wurde 2002 in Steyr Mannlicher Holding GmbH umbenannt, ihre 100 Prozent-Tochter ist die Steyr Mannlicher GmbH und CO KG. Zudem wurde eine Tochter der Holding im US-Staat Mississippi zum Import von Zivil- und Jagdwaffen gegründet. Mittelfristig will man dort Waffen assemblieren. 2002 wurde die Mannlicher Outdoor GmbH gegründet. Diese soll hochwertige Bekleidung und Accessoires für den Outdoor-Einsatz unter der Bezeichnung "Mannlicher 1864" in verschiedenen europäischen Ländern verkaufen.

(apa)