Wer will den Herold kaufen?

Streng geheim: Die Eigentümer von Herold wollen verkaufen

von Esther Mitterstieler © Bild: News

Die Sache ist streng geheim. So geheim, dass sich niemand aus der Deckung wagen und schon gar nicht zitiert werden will. Klar ist: Die Eigentümer von Herold wollen verkaufen. "Bin ich der Herold?" – mit diesem Werbespruch sind die ehemaligen Gelben Seiten im Bewusstsein der meisten Österreicherinnen und Österreicher präsent. War das Unternehmen noch vor zehn Jahren printlastig und stand vor allem für die gelben Telefonbücher, kann man heute sagen: Geschäftsführer Thomas Friess und seinem Team ist es gelungen, die Gelben Seiten ins digitale Zeitalter zu beamen. Mit seinen Kollegen in der Geschäftsführung, Uwe Stadelbauer und Martin Kargl, hat Friess gleich noch viele andere neue Bereiche unter dem Unternehmensdach angesiedelt – und kann nicht zuletzt auf ein 500 Mitarbeiter starkes österreichweites Verkaufsteam setzen.

Trotzdem will der Haupteigentümer Triton, ein skandinavischer Beteiligungsfonds, den Herold verkaufen, heißt es aus gut informierten Kreisen. Der Herold habe einen Investmentberater beauftragt, neue Eigentümer zu suchen. Friess sagt dazu lediglich: "Das kommentiere ich nicht." Auch ein Triton-Sprecher will sich dazu nicht äußern. Ein kurzer Rundruf unter heimischen Managern ergibt, dass viele schon abgewunken haben.

Das liegt auch an den Unternehmenszahlen. Bei einem Jahresumsatz von 75 Millionen Euro im Jahr 2014 legte Herold ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von 4,5 Millionen Euro vor. Im Schnitt könnte Triton für den Herold ein sogenanntes Multiple von fünf bis acht verlangen: Multipliziert man also 4,5 mit fünf respektive acht, ergäbe sich ein Kaufpreis in der Bandbreite von 22,5 bis 36 Millionen Euro. Ein Blick auf die Ergebnisse der vergangenen drei Jahre offenbart jedoch: Die Bilanzen sehen weniger stolz aus, als es einer gut geschmückten Braut gebührte. Umsatz und Ergebnis sind teilweise deutlich gesunken, außerdem werden zum Teil hohe Abschreibungen ausgewiesen, die nicht jedem Interessenten gefallen. Das sehen zwar nicht alle so, dennoch wird der Deal keine g’mahte Wies’n für den Herold.

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir bitte: mitterstieler.esther@news.at

Kommentare