Herbert Kickl: Straches Mephisto

Der FPÖ-Generalsekretär gilt als heimlicher Chef der Partei

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Freiheitliche - Herbert Kickl: Straches Mephisto

Herbert Kickl steht bei einem kleinen Stehtisch. Ein Bier in der Hand, sein Handy vor ihm liegend. Er grinst. Soeben wurde die erste Hochrechnung für die EU-Wahl präsentiert. Und eines ist klar: Die FPÖ wird an diesem Abend deutliche Zugewinne feiern können. Die Kameras stürzen sich auf Spitzenkandidat Harald Vilimsky, der ebenso wie Kickl Generalsekretär der FPÖ ist. Ein ungleiches Paar. Während Vilimsky oft als "Straches Mann fürs Grobe“ betitelt wird, gilt Kickl als der Denker.

Kickl war für den EU-Wahlkampf verantwortlich: für die inhaltliche Ausrichtung, die Slogans und den Strache-Rap, der innerhalb weniger Tage über 450.000 Mal auf YouTube aufgerufen wurde.

Seit 2005, seit sich das BZÖ abgespalten hat, tragen sämtliche freiheitliche Wahlkämpfe die Handschrift des gebürtigen Kärntners. Kickls ausländerfeindlichen Parolen - "Daham statt Islam“, "Pummerin statt Muezzin“, "Deutsch statt nix verstehn“ - sorgen jedes Mal wieder für Aufregung. Doch am Wahlabend können die Freiheitlichen jedes Mal wieder ihren Erfolg bejubeln.

Keine wirklichen Freunde

"Solange Kickl erfolgreich ist, wird er in der Partei keine Feinde haben“, analysiert ein Blauer. Einzig: Freunde hat der 45-Jährige innerhalb der FPÖ auch nicht wirklich. Kickl ist ein Einzelgänger. Er war nie schlagender Burschenschafter, aber er "respektiert“ sie, wie er sagt. Er gehörte aber auch nie zu Jörg Haiders "Buberlpartie“. Und das, obwohl seine Karriere im Jahr 1995 unter Haider begann. Damals bewarb sich der ehemalige Klassenkamerad von Grünen-Chefin Eva Glawischnig an der freiheitlichen Akademie angeblich mit den Worten: "Ich kann nix, aber ich kann alles lernen.“

Zu Beginn habe seine Aufgabe darin bestanden, Haider Tee zu machen, sagte Kickl einmal in einem Interview. Doch Haider bemerkte rasch das Talent seines neuen Mitarbeiters, der sieben Jahre lang Philosophie studierte, das Studium aber nie abschloss. Und so wurde Kickl in die Wahlkampforganisation eingebunden. Schließlich schrieb er den Großteil von Haiders Reden. Darunter Sprüche, die große Empörung auslösten, wie der verbale Angriff auf den damaligen Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde Ariel Muzicant ("Wie kann einer, der Ariel heißt, so viel Dreck am Stecken haben?“).

Nach der BZÖ-Abspaltung wandte sich Kickl von Haider ab und wechselte ins Strache-Lager. "Das hatte karrieretaktische Gründe“, ist Stefan Petzner, der danach den Job als Haiders Redenschreiber von Kickl übernahm, überzeugt. "Er hat mit beiden Seiten geredet. Strache hat ihm das Angebot gemacht, Generalsekretär zu werden. Das hat er angenommen.“

Seither "kreist Kickl um Strache und ist dabei absolut loyal“, so ein Parteikollege. FPÖ-intern gilt Kickl mittlerweile sogar als "heimlicher Parteichef“. Nur, wer seine Gunst hat, kann es bei den Blauen auch zu etwas bringen - oder umgekehrt. So soll Kickl federführend bei der Demontage von Andreas Mölzer gewesen sein. Und den Wechsel des 2. Generalsekretärs Vilimsky nach Brüssel habe der enge Strache-Vertraute ebenfalls vorangetrieben, wird in der FPÖ erzählt.

"Er weiß sehr genau, was man hören will.“

Auf den ersten Blick wirke Kickl harmlos, so Petzner. Doch das sei er keinesfalls: "Er ist mit allen Wassern gewaschen. Er ist unberechenbar und lässt sich niemals in die Karten schauen.“

Im direkten Gespräch ist der blaue Stratege stets freundlich und bemüht. Das betonen sogar seine politischen Gegner. "Er weiß sehr genau, was man hören will. Und das schwankt zwischen clever und grauslich“, so die SPÖ-Mandatarin Sabine Oberhauser, die gemeinsam mit Kickl im Sozialausschuss des Parlaments sitzt.

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