Helmuth Lohner tot

Wiener Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter im Alter von 82 Jahren gestorben

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    Helmuth Lohner: Sein Leben

    "Die schöne Lügnerin", 1959: Helmuth Lohner und Romy Schneider.

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    Helmuth Lohner: Sein Leben

    Helmuth Lohner, Theo Lingen und Rudolf Vogel in "Pension Schöller", 1960.

Der Tod Helmuth Lohners bedeute "einen unersetzbaren Verlust für die Josefstadt, für das deutschsprachige Theater und großen Schmerz für alle, die ihn kennen und ihm nahestanden", hieß es heute in einer ersten Reaktion des Theaters in der Josefstadt.

"Helmuth Lohner war ein hinreißender Darsteller feinnerviger Charaktere, ein Sprachkünstler, dessen schauspielerische Präzision, Phantasie und Hingebungskraft bewundert wurde", wurde Direktor Herbert Föttinger in einer Aussendung zitiert. "Abseits der Bühne war er ein bescheidener Mensch von feiner Gesinnung, der auch als Direktor der Josefstadt für Toleranz, Mitmenschlichkeit und Güte stand."

1933 in Wien geboren

Lohner, der am 24. April 1933 in Wien geboren wurde, war einer der profiliertesten Charakterdarsteller seiner Generation. Neben seinem Stammhaus, der Josefstadt, spielte er an zahlreichen großen Bühnen des deutschsprachigen Raums, darunter auch am Wiener Burgtheater und bei den Salzburger Festspielen, wo er u.a. insgesamt zehn Jahre (darunter fünf Sommer in der Titelrolle) in Hofmannsthals "Jedermann" auf der Bühne am Domplatz stand. Zu seinen Auszeichnungen zählen die Kainz-Medaille (1980), der Titel Österreichischer Kammerschauspieler (1993) und die Ehrenmitgliedschaft der Josefstadt (2003).

1997 wurde er Direktor des Theaters in der Josefstadt. Bereits zum Ende seiner ersten Direktionszeit hatte er 2003 mit Molières "Menschenfeind" seinen Bühnen-Abschied gefeiert, sich aber ebenso zum Comeback überreden lassen wie zu seiner Rückkehr als künstlerischer Leiter nach einer einzigen Saison von Hans Gratzer. Nach zwei Saisonen übergab Helmuth Lohner Mitte 2006 die Theaterleitung an Herbert Föttinger und war seither vorwiegend als freier Regisseur tätig.

Otto Schenk: "Er war ein Genie und ein Urtalent"

Tief betroffen reagierte am Dienstag Otto Schenk auf das Ableben seines Lebensfreundes und Bühnenpartners Helmuth Lohner. "Mein halbes Theaterleben ist weg. Ich habe keinen Partner, der auch nur so ähnlich ist", sagte der Schauspieler. "Unser Zusammenleben war ein ständiges miteinander Theaterspielen. Ich kann das Loch gar nicht schildern, das er jetzt in mein Leben reißt."

Im Frühjahr hatte Schenk mit Lohner als Regisseur das Stück "Schon wieder Sonntag" geprobt und zur erfolgreichen Premiere gebracht. Lohners Krankheit sei "wie ein Damoklesschwert" über ihm geschwebt. "Er konnte aber vergnügt sein bis zum Schluss. Wir konnten miteinander lachen und blödeln. Es war fast die Sprache von Zwillingen, die wir miteinander geführt haben. Ich weiß gar nicht, wie man das Leben gestalten soll, wenn dauernd die Freunde von einem gehen", so Schenk, der hervorhob, dass Lohners Krankheit die Arbeit nicht beeinträchtigt habe: "Er wurde nicht müde, er hat nicht ein einziges Mal eine Stunde früher aufgehört." "Seine Behutsamkeit, sein Einfallsreichtum und seine Führungskraft" in der Probenarbeit seien beispielgebend gewesen.

Lohner habe eine zurückhaltende und nachdenkliche Seite gehabt, "aber er war überhaupt nicht zu orten, er war ein Mysterium. Er war ganz offen. Er war ein Mann aus dem Volk und konnte fabelhaft Aristokraten spielen. Er war ein Genie und ein Urtalent. Er hat so viele Geheimnisse in sich gehabt. Er war für manche ein Schüchterner und Gequälter, für andere ein Streiter, für die anderen ein Kämpfer und für wieder andere ein Verzichter und ein Streber - alles zugleich." Auch die Bezeichnung Charakterdarsteller sei letztlich eine Einschränkung, sagte Schenk: "Wenn man den Lohner bezeichnen will mit einem Fach und einem Talent, schränkt man ihn schon ein. Er war das alles - und noch viel mehr."

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