Wie lange bleiben wir Kulturnation?

von Heinz Sichrovsky - Wie lange bleiben wir Kulturnation? © Bild: NEWS/Herrgott Ricardo

Die Konsequenzen waren nicht einmal ahnbar, bloß eine Personalie zweiter Ordnung schien sich erfüllt zu haben: Ob es denn stimme, dass die Vizedirektorin des Burgtheaters gekündigt wäre, wollte man aus einem deutschen Theater von mir wissen. Erst die Entsetzenspause, als ich die Frage an Matthias Hartmann weitergab, deutete auf Erhebliches hin. Mit der Veröffentlichung änderten sich die Parameter des Kulturlebens.

Ob man das kaufmännische Chaos ohne Öffentlichkeit diskret hätte ordnen können, ist Hypothese. Aber dass ein erfolgreicher Direktor entlassen werden und das Burgtheater in den Sog der Insolvenz geraten konnte, ist neu. Denn jenseits aller Verschuldensfragen liegt die Verantwortung bei der Politik, die den Bundestheatern seit 14 Jahren die Teuerung nicht abgilt, weshalb selbst die berstend ausgelastete Staatsoper wankt. Bücher und Theaterkarten sollen per Steuergesetzgebung zu Luxusgütern erklärt werden, das Konzerthaus befindet sich wegen uralter, bescheidener Umbauschulden in prekärer Lage. Die Kulturnation arbeitet gewissenhaft an der eigenen Marginalisierung.

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