Heinz Fischer seit 10 Jahren in Amt

Beginn war von Thomas Klestils Tod überschattet - Kranzniederlegung am Grab

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Präsidentenamt - Heinz Fischer seit 10 Jahren in Amt

"Der Antritt eines Amtes wie das Amt des Bundespräsidenten ist für sich allein etwas, was sich stark einprägt. Und wenn es noch unter so dramatischen Begleitumständen erfolgt, dann prägt sich das ganz tief ins Gedächtnis ein", sagt Fischer in Erinnerung an den Juli 2004, als Klestil nur wenige Tage vor der Amtsübergabe verstarb. "Ich sehe manche Phasen aus dieser Zeit immer noch wie in Zeitlupe vor mir ablaufen".

Anlässlich des zehnten Todestages des ehemaligen Bundespräsidenten Thomas Klestil haben Heinz Fischer und die Klestil-Witwe und Botschafterin Margot Klestil am Wiener Zentralfriedhof einen Kranz niedergelegt.

Hat sich sein Amtsverständnis in zehn Jahren verändert? "Es ist wahrscheinlich reifer, vielleicht ist es auch ein bisschen lockerer geworden", meint der Präsident. "Man hat viele Erfahrungen gesammelt, man betrachtet Staatspräsidenten anderer Länder nicht als Wesen aus einer höheren Sphäre, sondern als Freunde oder zumindest Bekannte, deren Stärken und Schwächen man kennt. Ich glaube schon, dass man einen Entwicklungsprozess durchmacht."

"Emotionale Höhepunkte, die alles ausgleichen"

Unerwartete Herausforderungen hätten sich ihm im Laufe der Jahre eigentlich nicht gestellt, denn "ich habe mir ein recht gutes Bild machen können von dem, was einen Bundespräsidenten erwartet." Es sei kein Geheimnis, dass Klestil "zeitweise unter bestimmten Situationen und auch unter mancher Kritik gelitten hat". Auch vom früheren Präsidenten Rudolf Kirchschläger wisse er, dass dieser "immer wieder den Druck dieses Amtes stark gespürt hat. Darauf war ich also gut vorbereitet, außerdem ist meine Frau eine außergewöhnlich starke Stütze." Und "es gibt ja auch emotionale Höhepunkte, die alles ausgleichen".

Zu diesen zählt Fischer "in erster Linie die Wiederwahl mit über 79 Prozent der Stimmen - das konnte ich in dieser Form nicht erhoffen". Doch auch "besonders erfreuliche Begegnungen mit Mitbürgern" nennt er, oder "Amtshandlungen, die einem gut gelungen sind". Auch die erfolgreichen Regierungsbildungen seiner Amtszeit sind für Fischer Höhepunkte, nachdem Klestil die Erfahrung machen musste, dass dies "immer eine heikle Sache ist" und sich "Dinge ereignen können, die man nicht leicht steuern kann". Doch "ich habe jetzt drei Regierungsbildungen hinter mir, und es ist immer so gelaufen, dass ich nachher froh sein konnte, dass durchaus denkbare, für mich unkontrollierbare Entwicklungen nicht eingetreten sind", sagt Fischer, der als überzeugter Vertreter der Großen Koalition gilt.

Image der Politik hat sich "zumindest nicht verbessert"

Das Image der Politik hat sich in der vergangenen Dekade "zumindest nicht verbessert", hält er auf eine entsprechende Frage trocken fest. Ursache sei die flaue Wirtschaftslage ebenso wie eine "Wirtschaftsphilosophie, die "das Problem der Einkommens- und Verteilungsgerechtigkeit nicht in befriedigender Weise lösen kann". Die Politik leide auch an "Abnützungserscheinungen", und der europäische Integrationsprozess löse - "trotz seiner unleugbaren Vorteile" - bei manchen negative Emotionen aus. Folge dieser Faktoren sei "eine Befindlichkeit, die die nachweisbar positiven Elemente in der österreichischen Politik bei vielen Menschen mit einem gewissen Gefühl des Unbehagens überzieht."

Den Medien möchte Fischer für diese Stimmung keine Schuld zuweisen. "Es wäre falsch, den Spiegel zu schelten oder zu zerschlagen, wenn das Bild nicht den Erwartungen oder Vorstellungen entspricht." Was sein früherer deutscher Kollege Christian Wulff in seinem jüngsten Buch über seine Erfahrungen mit den deutschen Medien geschrieben hat, "macht einen aber schon nachdenklich". Dennoch: "Wenn ein Politiker in einer schwierigen Lage die Schuld primär bei den Medien sucht, dann ist das keine ehrliche Gewissenserforschung. Wenn man die Hauptschuld bei sich selber sucht - oder bei objektiven Faktoren - und dann darauf hinweist, dass auch die Medien alles andere als perfekt sind, dann stimmt die Balance schon eher."

Kommentare

Thomas Klestil war ein guter BP. Einer mit Charakter und Ehrlichkeit. Muss man heute lange suchen bis man so einen Politiker findet.

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