Heftige Unwetter
hielten Feuerwehren in Atem

Drei Autoinsassen in letzter Minute gerettet - Flüge in Wien abgesagt

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    Schlamm auf den Straßen nach Unwettern in Gasen, Steiermark

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    Schlamm und Geröll auf den Straßen nach Unwettern in Gasen,

Die Insassen der beiden Fahrzeuge in Sankt Valentin hätten aufgrund des Wasserdruckes die Türen nicht mehr selbstständig öffnen können, sagte Philipp Gutlederer von der Feuerwehr Amstetten am Dienstagabend. Mit vereinten Kräften gelang es mehreren Feuerwehrleuten die Eingeschlossenen zu befreien. Bereits kurz danach seien die Fahrzeuge bis zum Dach im Wasser gestanden, so Gutlederer.

Zahlreiche Notfälle in Niederösterreich

Der gesamte Bezirk Amstetten war massiv von Unwettern betroffen. Starkregen setzte Garagen und Keller bis zu einem Meter unter Wasser, schilderte der niederösterreichische Feuerwehrsprecher Franz Resperger. 80 Notfälle wurden registriert. Die heftigen Regenfälle breiteten sich auch auf die Bezirke Melk und St. Pölten aus. Mit Stand 22.00 Uhr hielt die Feuerwehr bei insgesamt 220 Einsätzen. Von Unwettern betroffen waren bereits am Nachmittag die Bezirke Neunkirchen, Wiener Neustadt und Mödling.

Die heftigen Gewitter haben im Bezirk Baden zu großflächigen Überschwemmungen und Sturmschäden geführt. In Hernstein wurde in kürzester Zeit ein Großteil der Parkanlage überflutet, berichtete das Bezirksfeuerwehrkommando am Mittwoch. Das Wasser erreichte das Alte Schloss und drang sintflutartig in die Garage und einige Räumlichkeiten des Seminarhotels ein.

Am stärksten betroffen war laut dem Bezirksfeuerwehrkommando das Triestingtal, insbesondere der Raum um Hernstein und die Ortschaft Aigen: Durch den Starkregen traten zahlreiche Bäche und Gerinne über die Ufer, mehrere Feuerwehren standen über Stunden im Einsatz. Felder und Wiesen standen unter Wasser, auch die Straße in das Tal war an vielen Stellen überschwemmt und nur schwer passierbar. In anderen Gemeinden wurden vor allem zahlreiche Keller ausgepumpt und überflutete Straßen gesichert.

Überflutete Straßen in Oberösterreich

In Oberösterreich standen seit dem Abend 1.500 Helfer im Einsatz. Neben dem Großraum Linz und Steyr sowie Kirchdorf war das Innere Salzkammergut massiv betroffen. Am stärksten erwischt hat es Bad Ischl. Laut Feuerwehr, die allein dort zu 115 Einsätzen gerufen wurde, glich die Kaiserstadt "einem Schlachtfeld". In Bad Ischl mussten sich die Helfer zu den Einsatzorten erst einmal durchkämpfen. Weil der Regen so stark war, die Straßen überflutet oder von Bäumen blockiert, gab es kaum ein Weiterkommen mit Fahrzeugen.

Schwere Schäden in der Steiermark

Die Unwetterfront hielt allein in der Steiermark rund 1.500 Feuerwehrleute mit überfluteten Straßen, Kellern und beschädigten Dächern in Atem. Die Hagelversicherung bezifferte den Schaden in der steirischen Landwirtschaft mit 3,3 Millionen Euro. Knapp 7.300 Hektar Agrarfläche wurden in den Bezirken Weiz, Hartberg-Fürstenfeld und Graz-Umgebung beschädigt. Neben diesen drei Bezirken waren an die Einsatzkräfte vor allem noch in Liezen, Bruck/Mur und Mürzzuschlag im Einsatz. Die südlichen Landesteile blieben von Starkregen, Windböen, Hagel und darauf folgende Murenabgänge und Überschwemmungen verschont.

Salzburg stark betroffen

Stark betroffen war auch Salzburg. Eine Gewitterzelle mit Sturmböen bis über 100 km/h und heftige Regenfälle führten wie schon am Tag zuvor auch am Dienstagabend zu zahlreichen Feuerwehreinsätzen. Keller und Unterführungen mussten ausgepumpt und umgestürzte Bäume entfernt werden. Auch Dächer seien abgedeckt worden.

Betroffen von dem Unwetter waren vor allem der Pinzgau, der Tennengau, die Stadt Salzburg und der Flachgau. 32 Feuerwehren waren am Abend im Einsatz. Laut Landesfeuerwehrkommando Salzburg zählten das Saalachtal und der Flachgau von Großgmain über das Gaisberg-Gebiet bis Strobl am Wolfgangsee zu jenen Gebieten, die von der massiven Gewitterzelle am meisten betroffen waren.

Mehrere Einsätze in Wien

Die Unwetter der vergangenen Stunden haben für die Wiener Berufsfeuerwehr zwar für eine arbeitsintensive Nacht gesorgt, die Bundeshauptstadt ist aber von größeren Schäden verschont geblieben. Feuerwehrsprecher Christian Feiler berichtete am Mittwoch von einer Häufung kleinerer Einsätze: "Sind sonst rund 100 Einsätze innerhalb 24 Stunden zu verzeichnen, waren es zuletzt an die 160."

50 Einsätze waren dem Starkregen zuzurechnen, der etwa Wasserschäden an Decken verursachte. Doch auch Fehlalarme durch Brandmeldeanlagen - 30 mehr als sonst - wurden verzeichnet, da die Geräte aufgrund der Witterungsbedingungen überreagiert hatten. Die Einsätze waren über die ganze Stadt verteilt und allesamt kleine "Gruppeneinsätze", Personenschäden gab es keine.

Unterbrechungen am Flughafen Schwechat

Die Unwetter haben am Flughafen Wien in Schwechat zu Umleitungen, Verspätungen und Annullierungen geführt. Der Starkwind und die Blitze führten dazu, dass die Bodenabfertigung am Dienstag zwischen 17.00 und 18.00 sowie zwischen 22.30 und 23.00 Uhr jeweils stark eingeschränkt oder kurzzeitig unterbrochen werden musste, sagte Flughafensprecher Peter Kleemann.

Diese Unterbrechungen waren aus Sicherheitsgründen unvermeidbar, so Kleemann. Von den Folgen dieser Störungen im Flugbetrieb waren rund 3.500 Passagiere betroffen, von denen rund 400 die Nacht am Flughafen verbrachten und vom Flughafenpersonal mit Decken und Getränken versorgt wurden.

Alleine bei der Austrian Airlines, dem größten Betreiber am Flughafen, mussten wegen dem Unwetter, das ab 17.00 Uhr für heftige Gewitter sorgte, 30 Flüge gestrichen werden. "Kunden können in solchen Fällen auch vom Flug zurücktreten, oder sich für eine zeitnahe Umbuchung entscheiden", sagte AUA-Sprecher Peter Thier.

3.000 AUA-Passagiere waren von den Streichungen betroffen, weitere durch Verspätungen, die teilweise mehrere Stunden ausmachten. Den am Flughafen gestrandeten Personen wurde, wie in Fällen von höherer Gewalt EU-weit üblich, angeboten, sich Hotels und Taxis zu suchen.

"Golfballgroße Hagelkörner" im Burgenland

Im Burgenland haben die Unwetter mehr als 100 Einsätze von 30 Feuerwehren zur Folge gehabt. Besonders stark betroffen waren die Gemeinden Stinatz (Bezirk Güssing) und Litzelsdorf (Bezirk Oberwart), teilte die Landessicherheitszentrale auf Anfrage mit. Primär seien die Unwetter im Süden niedergegangen, sagte ein Sprecher.

Dächer seien abgedeckt oder durch Hagel zerstört worden. Stromunterbrechungen habe es ebenfalls gegeben. Die Unwetter führten auch im Südburgenland (Bezirk Oberwart) auf einer Fläche von mehr als 2.700 Hektar zu Schäden an Acker- und Weinkulturen mit einer Schadenssumme von insgesamt 700.000 Euro. Bei dem Hagelunwetter in Litzelsdorf (Bezirk Oberwart) beschädigten "golfballgroße Hagelkörner" mehrere abgestellte Autos, berichtete die Landespolizeidirektion Burgenland.

Knapp 68.000 Blitzentladungen registriert

Fast 68.000 Blitzentladungen wurden vom ALDIS (Austrian Lightning Detection and Information System) gestern, Dienstag, österreichweit registriert. Rund zehn Prozent davon sind auch im Boden einschlagen, beim Rest handelt es sich um die häufigeren Luftblitze. Am Mittwoch gab die ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) auch die Niederschlagsmengen der vergangenen 24 Stunden bekannt. An zehn Messstellen hat es dabei mehr als 50 Millimeter geregnet, am meisten dabei im steirischen Frohnleiten mit 76,7 Millimeter.

Die extremen Wetterverhältnisse, die bereits am Montag zu Überflutungen und Murenabgängen führten, dauern an. Für den Verlauf des Mittwoch wurden vonseiten der ZAMG weitere Regenschauer erwartet, die ab dem Nachmittag das ganze Land betreffen würden. Die Unwettergefahr blieb weiterhin bestehen, vor allem im Südosten wurden kräftige Gewitter und strichweise Hagel erwartet.

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