Heftige Gewitter im Osten Österreichs

Überflutungen im Burgenland und Niederösterreich - Mure versperrt Bahnstrecke

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    Nach heftigen Regenfällen ist es in Niederösterreich zu Überflutungen gekommen. Im Bild die Situation im Raum Schlöglmühl.

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    Im Bild die Situation im Raum Schlöglmühl.

"Gegen 17 Uhr ist es losgegangen", schilderte der Sprecher. "Der 122er-Notruf hat durchgehend geläutet", so der Schichtleiter. Wer die Feuerwehr über den Notruf kontaktiert, landet bei der LSZ, die die Einsätze koordiniert. "Normalerweise sind wir mit fünf Leuten besetzt, gestern mussten wir jeweils im Süden und hier in Eisenstadt um zwei Personen aufstocken. Nun hat sich die Lage aber Gott sei Dank beruhigt."

Neusiedl und Podersdorf besonders betroffen

Bis 22.30 Uhr habe die Hauptzeit gedauert. "Besonders schlimm war der Norden betroffen. Im Bezirk Neusiedl am See die Stadt selbst und Podersdorf. Dort sind aktuell noch immer die Feuerwehren im Einsatz. Im Bezirk Eisenstadt-Umgebung waren Mörbisch und Purbach besonders stark betroffen."

In Podersdor ist am Mittwochnachmittag eine Scheune nach einem Blitzschlag vollständig abgebrannt. Der Blitz entzündete laut Landespolizeidirektion Burgenland das in dem Wirtschaftsgebäude gelagerte Stroh. Binnen weniger Minuten sei die Scheune in Vollbrand geraten, hieß es heute, Donnerstag, von der Exekutive. Der Schaden wurde auf rund 75.000 Euro geschätzt. Die Feuerwehren Podersdorf, Illmitz und Frauenkirchen brachten den Brand rasch unter Kontrolle.

Auch im Landessüden, in den Bezirken Oberwart und Güssing, sowie später im Mittelburgenland im Bezirk Oberpullendorf, mussten zahlreiche Feuerwehren ausrücken. "Überall standen Keller unter Wasser, Straßen mussten befreit werden", sagte der LSZ-Sprecher. Von Verletzten war bei der LSZ, die nicht nur Feuerwehreinsätze sondern auch Rettungs- und Notarzteinsätze bzw. -fahrten koordiniert, zunächst "nichts bekannt".

Die ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) hat am Mittwochabend ihre Gewitterwarnung bis 4 Uhr verlängert. Donnerstagfrüh gab es zunächst keine Unwetterwarnung, hieß es aus der Landessicherheitszentrale.

Niederösterreich: Schwere Schäden

In Niederösterreich haben Unwetter am Mittwochnachmittag bzw. -abend und in der Nacht auf Donnerstag vor allem vier Bezirke getroffen. 55 Feuerwehren mit 650 Mann mussten ausrücken, berichtete Alexander Nittner vom Landeskommando in Tulln. Fast 100 Einsätze waren seinen Angaben zufolge zu absolvieren.

Im Bezirk Hollabrunn haben die Unwetter schwere Schäden angerichtet. Mehr als 30 Feuerwehren mussten ausrücken, teilte das Bezirkskommando mit. Die Einsätze dauerten in den Mittagsstunden noch an. Betroffen waren u.a. die Stadt Hollabrunn und der Raum Retz. In Unternalb stürzte ein Keller ein und riss eine Fahrbahnhälfte der Hauptstraße mit sich.

Murenabgang versperrt Bahnstrecke

Heftige Niederschläge waren zunächst über dem Bezirk Neunkirchen, in der Folge über den Bezirken Bruck a.d. Leitha und Gänserndorf und schließlich in den Nachtstunden über dem Bezirk Hollabrunn niedergegangen. Wegen des Abgangs zweier Muren war die Südbahnstrecke im Abschnitt Gloggnitz - Payerbach-Reichenau vorübergehend gänzlich unpassierbar. Ab den Abendstunden gab es den ÖBB zufolge wieder eingleisigen Betrieb. Für einige Verbindungen bestand laut Homepage in dem Abschnitt auch am Donnerstag noch Schienenersatzverkehr mit Autobussen.

Durch den Abgang der Muren war ein Personenzug an der Weiterfahrt gehindert worden, berichtete das Bezirksfeuerwehrkommando Neunkirchen. Die Garnitur konnte letztlich retour nach Payerbach fahren. Die ÖBB nahmen in der Folge die Räumarbeiten auf der Strecke vor.

Hochwasser im Raum Payerbach - Schlöglmühl

Im Bezirk Neunkirchen hatten sich am Mittwoch gegen 16.30 Uhr die Schleusen am Himmel über dem Raum Payerbach - Schlöglmühl geöffnet. Gab es laut Feuerwehr zunächst kleinere Überflutungen, war in der Folge ein Großeinsatz erforderlich. Der Prigglitzbach war aufgrund von Verklausungen über die Ufer getreten und hatte den gesamten Ortskern von Schlöglmühl überschwemmt. Das Wasser stand stellenweise bis zu einem halben Meter hoch, so die Helfer. Um die Überflutungen zu stoppen, wurde der Bach in ein provisorisch angelegtes Bett geleitet. Die Feuerwehr hatte dafür Bagger und anderes schweres Gerät im Einsatz. Auch ein Behelfsdamm wurde errichtet, um das Wasser umzuleiten.

In Aspang schlug ein Blitz in einen Silo eines Sägewerkes ein. Es kam jedoch zu keinem Brand. Unwettereinsätze mussten auch in Puchberg am Schneeberg, Thernberg und Ternitz-Siedung abgearbeitet werden. Allein im Bezirk Neunkirchen waren 23 Feuerwehren mit etwa 250 Mitgliedern aufgeboten.

In den Abendstunden wurde auch das östliche Niederösterreich von teils heftigen Niederschlägen getroffen. Feuerwehren mussten u.a. in Hainburg, Petronell-Carnuntum und Bad Deutsch-Altenburg (Bezirk Bruck a.d. Leitha) sowie in Engelhartstetten, Lassee, Leopoldsdorf im Marchfelde und Groß-Enzersdorf (Bezirk Gänserndorf) vorwiegend zu Auspumparbeiten ausrücken. In den Nachtstunden schließlich rückte der Raum Retz (Bezirk Hollabrunn) in den Fokus der freiwilligen Helfer. Aufräumarbeiten in der Region dauerten am Donnerstag ebenso an wie im Bezirk Neunkirchen, teilte Nittner mit.

Salzburg: Bahnstrecke gesperrt

Wegen der hochwasserführenden Salzach ist die Bahnstrecke durch das Salzachtal von Zell am See im Pinzgau nach Schwarzach im Pongau am Donnerstag um 11.45 Uhr gesperrt worden. Die Maßnahme diene auch zur Vorbeugung gegen eine Verklausungsgefahr bei der Salzachbrücke kurz vor dem Bahnhof Bruck/Fusch im Pinzgau, informierten die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB).

"Wir rechnen mit einer Dauer der Sperre von sechs bis sieben Stunden, es hängt vom Wetter ab und wie sich die Pegelstände entwickeln. Sicherheit hat oberste Priorität", erklärte ÖBB-Sprecher Rene Zumtobel. Mitarbeiter der ÖBB seien im Einsatz und würden die Lage entlang der Gleisanlagen laufend überprüfen.

Zwischen Zell am See und Schwarzach wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Die beiden internationalen EC-Züge 163/164 (von Zürich nach Graz und von Graz nach Zürich, Anm.) werden über Salzburg, Rosenheim und Kufstein umgeleitet. Die ÖBB ersuchten die Fahrgäste um Verständnis für die Verzögerungen und Umleitungen. Alle Informationen zur Streckenunterbrechung sind auf der Internetseite www.oebb.at abrufbar.

In Stadt Salzburg haben die Berufsfeuerwehr und Freiwillige Feuerwehren gegen Mittag mit dem Aufbau der Hochwasser-Schutzanlagen entlang der Salzach begonnen. "Der Fluss hat derzeit einen Pegelstand von 7,5 Metern, dies ist der 'Auslösepunkt' für den Aufbau der Schutzanlagen. Die Pegelstände haben immer noch steigende Tendenz, die Salzach steigt auch schneller als noch am Morgen prognostiziert", teilte das Informationszentrum der Stadt mit. An den Bächen aus dem Gaisberg-Gebiet wurden vorerst noch keine Probleme gemeldet.

Tirol: Mehrere Feuerwehreinsätze

Starke Regenfälle haben am Donnerstag im Tiroler Unterland mehrere Feuerwehreinsätze ausgelöst. Am meisten betroffen war der Bezirk Kitzbühel. Laut Polizei drohte die Brixentaler Ache beim Hopfgartner Wald überzugehen. Die Brixental Straße (B170) musste in diesem Bereich gesperrt werden.

Unter anderem wurden auf der B170 die Bahnunterführung Hopfgarten und die Tunnelumfahrung Brixen überflutet. Die Feuerwehren mussten mit Pumpen anrücken. Zwischenzeitlich war auch der Bahnverkehr zwischen Wörgl und Kirchberg unterbrochen.

Neusiedl: Mehr Regen als sonst im ganzen Juli

Nirgends sonst in Österreich hat es übrigens so stark geregnet wie am Neusiedler See: In Podersdorf registrierte die ZAMG von Mittwoch 0.00 Uhr bis heute, Donnerstag, 9.30 Uhr 158 Liter Niederschlag pro Quadratmeter - das bedeutet Landesrekord. In Neusiedl waren es 106 Liter. Dort ist fast doppelt so viel Regen gefallen wie normal im ganzen Juli mit durchschnittlich 63 Litern.

Hinter den beiden Spitzenreitern liegt Kufstein. In der Stadt im Tiroler Unterland gingen im selben Zeitraum 87 Liter Regen pro Quadratmeter nieder, was der Hälfte eines statistischen Julimittels entspricht. Im angrenzenden Salzburger Pinzgau wurden an der Messstelle in Lofer 85 Liter registriert. Zwischen diesen beiden Orten, in Kirchdorf in Tirol, waren es 80 Liter. Mehr Niederschläge als in Kirchdorf gab es allerdings in Micheldorf im oberösterreichischen Kremstal: Dort fielen fast 85 Liter.

In Kooperation mit dem Blitzortungssystem Aldis hat die ZAMG auch die Zahl der Blitze von Wolken zu Boden erhoben. Demnach hat es am Mittwoch im Burgenland 14.841 Blitzeinschläge gegeben, Schwerpunkt war ebenfalls der Neusiedler-See-Raum. In Niederösterreich wurden 11.661 Einschläge registriert, 716 davon allein in Hollabrunn. Die Stadt lag damit an der Spitze der Österreich-Statistik. In der Steiermark gab es 1.165 Blitzeinschläge, in Wien 501, in Kärnten 21 und in Oberösterreich 14 - in Summe waren es 28.203. Zum Vergleich: Für ganz Österreich weist die Aldis-Statistik in diesem Jahr bis inklusive Mittwoch 67.534 Blitzeinschläge aus.

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