Essl: Haselsteiner kauft Kunstsammlung

Industrieller übernimmt Werke des baumax-Gründers - Deal über Stiftung abgewickelt

Der Industrielle Hans Peter Haselsteiner übernimmt die Kunstsammlung von baumax-Gründer Karlheinz Essl. Das berichten "Kurier" und "Presse" heute in ihren Online-Auftritten. Abgewickelt werde der Deal über die seit Montag eingetragene "SE-Sammlung Essl GmbH", die zu 60 Prozent der ZMH GmbH gehört, hinter der die Haselsteiner-Privatstiftung steht. 40 Prozent halten zwei Essl-Familienstiftungen.

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Kunst - Essl: Haselsteiner kauft Kunstsammlung

Laut "Kurier" sollen den Gläubigerbanken aus dem Deal über 100 Mio. Euro zufließen. Eine offizielle Bestätigung gab es vorerst nicht. Die "Presse" berichtet, dass der gesamte österreichische Bestand der Sammlung erhalten bleiben soll. Besonders wertvolle Werke deutscher Künstler sollen bei einer Auktion in London im Oktober versteigert werden. Der Erlös soll zur Rettung der baumax-Kette beitragen.

Republik hatte Kauf abgelehnt

Trotz einer Ausgliederung in eine gemeinnützige Stiftung wurde die Kunstsammlung durch eine fünfjährige Nachhaftung in die finanziellen Schwierigkeiten der Baumarktkette involviert. Im Frühjahr hatte die Forderung von bauMax-Gründer Karlheinz Essl nach einem Ankauf seiner Sammlung durch die Republik Österreich für Aufregung gesorgt.

Im Rahmen eines Runden Tischs im Bundeskanzleramt hatte Essl sein Angebot schließlich zurückgezogen, als klar wurde, dass der erhoffte Ankauf durch öffentliche Gelder nicht durchzubringen war. Zuletzt war immer wieder von in Auftrag gegebenen Schätzungen durch Auktionshäuser die Rede gewesen, auch von einem bald bevorstehenden Verkauf von Sammlungsteilen in London. Offizielle Bestätigungen gab es dafür nicht.

Auch heute war sowohl bei Haselsteiner noch bei Essl vorerst keinerlei Reaktion zu erhalten. Im Essl Museum geht der Betrieb indes unverändert weiter. Schon am Donnerstag findet in Klosterneuburg die nächste Ausstellungseröffnung statt. Sie ist in Kooperation mit dem Forum Frohner Krems dem 2007 verstorbenen Künstler Adolf Frohner gewidmet.

Sprecherin bestätigt

Eine Sprecherin von Hans Peter Haselsteiner hat am Dienstag den Kauf bestätigt. Es stimme, dass Haselsteiner über seine Familien-Privatstiftung "60 Prozent der Gesellschaft erworben hat, die Eigentümerin der Sammlung Essl ist", so Diana Klein, Sprecherin von Haselsteiners Baufirma Strabag, zur APA. Auch die weiteren kolportierten Informationen seien korrekt.

Die Sammlung werde so "keineswegs zerstört, sondern auf Dauer erhalten und weitgehend in bisherigem Umfang ausgestellt und betreut", heißt es in einer Aussendung am Dienstag. Zur Rekapitalisierung gelangt demnach ein Werkblock von 44 Arbeiten vorwiegend internationaler Künstler im Oktober zur Auktion.

Der Kaufpreis für die Sammlung wurde von den Familienstiftungen Haselsteiner und Essl aufgebracht, wobei Hans Peter Haselsteiner in der neu gegründeten "SE-Sammlung Essl GmbH" 60 Prozent an der 1.700 Kunstwerken umfassenden Sammlung halten soll. Die künstlerische Verantwortung soll dagegen weiterhin in den Händen des Sammlerehepaars Essl bleiben.

Die Auktion von 44 Arbeiten ist für 13. Oktober bei Christie's in London vorgesehen. Weitere "gezielte Verkäufe" werden nicht ausgeschlossen, sollen neben der Rekapitalisierung aber "ausschließlich dem Erhalt und Betrieb des Essl Museums" dienen. Ziel sei es insgesamt, die Sammlung in den wesentlichen Teilen zusammenzuhalten und den Schwerpunkt der Sammlung, die österreichische Kunst, in ihrer Bedeutung zu erhalten.

Haselsteiner selbst steht Klein zufolge für weitere Auskünfte aktuell nicht zur Verfügung. Er befinde sich derzeit auf Kur.

Anwalt bestätigt Kaufpreis von "über 100 Mio. Euro"

Die 42 Gläubigerbanken erhalten aus dem Verkauf der Kunstsammlung "deutlich über 100 Millionen Euro". Dies bestätigt Anwalt Thomas Angermair im "Kurier". Mit diesem Preis seien "die Kapitalausstattungswünsche der Banken voll erfüllt", heißt es weiter. Der Industrielle Hans Peter Haselsteiner hält nun 60 Prozent an der Sammlung, Essl 40 Prozent.

Für die Banken könnte noch mehr rausschauen, sollte die Versteigerung mehr als die erwarteten 50 Millionen Euro einbringen. Veräußert werden dem "Kurier" zufolge Meisterwerke von Richter, Baselitz, Kippenberger, Oehlen und Polke sowie zwei österreichische Arbeiten von Hundertwasser und Maria Lassnig.


Der Kaufpreis von mehr als 100 Millionen Euro ist laut Angermair bereits in der Nacht auf Dienstag geflossen, nachdem in den vergangenen zehn Tagen und Nächten fieberhaft an dem Deal gearbeitet worden sei. Man habe "das Unmögliche möglich gemacht", so der Anwalt der Kanzlei Dorda Brugger Jordis, der auch bestätigte, dass der vereinbarte Plan zwischen Essl und Haselsteiner auch den Erhalt des Museums Essl in Klosterneuburg vorsieht.

Kommentare

Bravo, ein mutiges und wichtiges Engagement Herrn Haselsteiners! Hätten wir doch mehr solcher Paradeunternehmer!

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