Hallo, i bin's!

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Fakten - Hallo, i bin's!

Werner Faymann hat gerade das Gebäude verlassen. Und zwar vor Ende des großen Spiels, das muss man sich einmal vorstellen. Michael Häupl, sonst immer von souveräner Muffigkeit, ist in den Mittagsstunden am Montag des überstürzten Faymann-Rücktritts eher fuchtig. "Ich hab mir den heutigen Tag nicht gewünscht", sagt der Wiener Bürgermeister da in die Kameras - und so hat er sich diesen Tag wirklich nicht vorgestellt.

Auf einmal ist er auch noch Chef der Bundes-SPÖ, auf Zeit. Dass der schwarze Vizekanzler Reinhold Mitterlehner nach Faymanns Abgang interimistisch Regierungschef sein darf, passt Häupl so gar nicht, seine Roten werden sich jetzt bald auf den neuen Chef festlegen, sagt er: "Falls Sie meinen, dass wir den Herrn Mitterlehner sechs Wochen lang Kanzler sein lassen - hallo, i bin's!"

Der Werner ist ihm einfach ohne Vorwarnung abhandengekommen, ihm, dem eigentlich mächtigen Mann in der heimischen Sozialdemokratie, der gerade dabei war, im Hintergrund an einer Lösung der roten Turbulenzen rund um den angeschlagenen Kanzler zu arbeiten.

© Profil Walter Wobrazek

Faymann, der als beliebter Wohnbaustadtrat einst selbst einer von Häupls Kronprinzen war -also einer jener, der Chancen hatte, dem ewigen Regenten von Wien irgendwann nachzufolgen. Ehe Häupl den aufstrebenden Stadtpolitiker 2007 doch lieber Richtung Bundespolitik verabschiedete. Man weiß ja nie, wann die Bäume von einem so ambitionierten Parteifreund zu hoch in den Himmel wachsen.

Schwerer Fall von Ungehorsam

Jetzt jedenfalls der totale Baumschnitt für den Genossen Faymann. Doch die Situation ist auch für die SPÖ desaströs und für Michael Häupl ernüchternd, denn er wusste diesmal überhaupt nicht Bescheid. Und die anderen warten nicht mehr nur auf seine Meinung. Nein, sie treffen sich anscheinend sogar selbstständig zu Beratungen über die Zukunft des Kanzlers, zum Beispiel ein paar Landeschefs, sinister im Wiener Hotel "Schani"; früher hätte man so ein Verhalten Insubordination genannt, schwerer Fall von Ungehorsam.

Die Erfindung der politischen Langsamkeit, das ist die Strategie, mit der Häupl bisher erfolgreich war -ob daheim oder in der Bundespolitik. Abwarten, sich bedeckt halten, die anderen ihre Kämpfe untereinander austragen lassen und dann am Ende chefmäßig entscheiden, was sich ohnehin schon herauskristallisiert hat: So sieht seine geschickte Strategie der verlangsamten Entscheidungen aus, das nur scheinbar gemütliche Motto: Schau ma amal, dann seh ma schon.

Gladiatorenkämpfe weiter unten, unterbrochen durch Heurigenbesuche, so läuft das in Wien. Und auch im Bund hat Häupls Entschleunigungsstrategie bisher gut funktioniert. Zum Beispiel auch bei der Ablöse Alfred Gusenbauers 2008, als Michael Häupl im Hintergrund das Spiel leitete. Effektiv, aber in aller Zurückhaltung. Vielleicht hat das große Abwarten nun im Fall der Faymann-Ablöse auch nicht mehr funktioniert, weil der einflussreiche Häupl die Welt bei wesentlichen Fragen einfach schon zu lange warten lässt.

Häupls Nachfolge: ungeklärt

Er hat mit seinem Bekenntnis zu einer weltoffenen SPÖ-Politik das rot-grüne Wien bei der Wahl 2015 zwar gegen die aufsteigende FPÖ halten können, doch auch die Wiener Partei ist mittlerweile ungeduldig und unruhig geworden. Denn in den vergangenen Jahren gab es schon diverse Wiener Regierungsmitglieder, die mal mehr, mal weniger als Häupls mögliche Nachfolger gehandelt wurden -bis heute hat der Chef niemanden von ihnen aufgebaut und die Verhältnisse damit offiziell geklärt: Renate Brauner, Michael Ludwig, Sandra Frauenberger - oder doch keiner aus der Stadtregierung als nächste Wiener SPÖ-Chefin, als nächster Wiener SPÖ-Chef? Andreas Schieder? Alle glauben irgendetwas, keiner weiß irgendetwas. Und jetzt, wo Häupl sich mit neuen Protagonisten im roten Machtspiel wiederfindet, kann er wohl nicht mehr so freihändig agieren wie zu jener Zeit, als Wien noch röter und er noch stärker war.

Wohnbaustadtrat Ludwig soll dem Bürgermeister gar mit Stress rund um den eigenen Parteitag gedroht haben, falls Häupl Werner Faymann in der Krise nicht stützt, erzählt man sich in der Wiener Partei. Der Floridsdorfer Ludwig und der Liesinger Faymann sind Vertreter jener großen Flächenbezirke, auch "Südosttangente" genannt, in denen 700.000 Menschen und viele rote Stammwähler leben -eine Machtbasis für das Rathaus. Mit diesen Stimmen im Rücken hält sich Ludwig schon recht lange im Spiel um den nächsten Bürgermeister.

Doch bis jetzt ist der einzige Kronprinz Michael Häupls, aus dem noch mehr wurde, Werner Faymann. Immerhin hatte der fast acht Jahre lang den zweitwichtigsten Job in der heimischen Sozialdemokratie.

Kommentare


Trotz aller Abneigung gegen die Poliitik+das Verhalten Häupls gegen seine "Untertanen", aber da steht noch ein Mensch vor uns. Der neue Bundeskanzler sagt uns durch seine Gestik, seinen Gesichtsausdruck+ seine Arroganz, dass wir ihn zu fürchten haben.
Von "Freundschaft" wird jetzt kaum mehr eine Rede sein. Ich überlege auf dem Kahlenberg zu campieren, um mir das Kommenden von oben anzusehen.

Rigi999 melden

Der Wienzerstörer und Parteihansl ohne Verantwortung für das Volk!!! Eine einzige Schande!!!

neusiedlersee melden


Wienzerstörer trifft zu 100%.
Ich erlaube mir dazu zu sagen: Wienzerstörer nach den Direktiven der Fr. Vassilakou, einer Selbstzerstörerin. Dazu reicht es die grauslichen Verändereungen in deren Gesicht und ihrem Äußeres während der letzten Jahre zu beobachten.
Wie sie hat sich auch Wien verändert, dank des so beliebten - weil beleibten? - Burgamastas.

Häupl (SPÖ) und Pröll (ÖVP) sind typische Altpolitiker aus dem vorigen Jahrhundert. Mit ihnen ist heute nicht mehr zu gewinnen.
Sie haben damals sicher ihre Leistungen erbracht und wurden dafür auch immer gewählt.

Laleidama

zumindst hat er erreicht , die Wehsely in die Bundesregierung entsorgt zu haben. Nach all dem Desaster um die Krankenanstalten, Neubau Nord etc.....

Oberon
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Ich bin kein Fan der Roten, aber der Burgamasta spricht wenigstens eine deutliche Sprache. Er nennt die Dinge beim Namen und hat's so gar nicht mit der Diplomatie. Das taugt mir, denn wenn mich was nervt, dann, dass die meisten Politiker gerne Fragen überhören oder mit nichts sagenden Floskeln um den heißen Brei herum reden.

"Hallo, i bin's". Das passt zum Michl. Nau daun, zah au auf .......

Oberon
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....da Grodn, damit wos weida geht. :-)

Der HERR Mitterlehner, wie sich der Häupl höflich ausdrückt, wird also keine 6 Wochen als Kanzler tätig sein. Wenn ich mit einem Menschen so gar nichts anfangen kann, dann bin ich immer besonders höflich (bezogen auf "Herr").

Die Genossen trafen sich selbständig, um über die Zukunft des Kanzlers zu entscheiden. Na, das wird aber ein ordentliches ......

Oberon
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.... Donnerwetter gegeben haben. WIE könnt ihr das nur wagen, ohne mich zu informieren?! Ja, ich schätze den Häupl als ziemlichen Choleriker ein, der sich, wenn er im Zorn ist, sicher nicht dezent ausdrückt.

Lassen wir uns überraschen, wie es weiter geht. Hoffentlich im Sinne Österreichs!

Gabe Hcuod
Gabe Hcuod melden

"Wutbürger" ist für gestalten wie dich ein Kompliment, was sollte dich da an einem Choleriker schon stören?

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