Hälfte der Eltern setzt vor Schulübertritt auf Nachhilfe

von Hälfte der Eltern setzt vor Schulübertritt auf Nachhilfe © Bild: APA/APA/dpa/Malte Christians

Vor dem Wechsel in einen andere Schulform wird oft extra gestrebert

In Österreich setzen 49 Prozent der Eltern auf Nachhilfe, Lerncamps oder gemeinsames Lernen, bevor ihr Kind von der Volksschule, Mittelschule oder AHS-Unterstufe in eine andere Schulform wechselt. Das zeigt eine der APA vorliegende Zwischenauswertung der Schulkostenstudie der Arbeiterkammer (AK). Unter Eltern von Volksschülern ist der Anteil mit 53 Prozent etwas höher. Insgesamt hat jede vierte Familie laut Befragung das Gefühl, die Kinder nicht genug unterstützen zu können.

Noch höher ist der Wert laut Unterlage unter Eltern mit wenig Geld und geringerem Bildungsniveau: Hier macht sich die Hälfte Sorgen um den Bildungserfolg der Kinder. Insgesamt hat mehr als ein Viertel der befragten Eltern das Gefühl, die Kinder nicht oder nicht genug unterstützen zu können. Unter Eltern mit wenig Geld sind es mit knapp der Hälfte noch deutlich mehr.

Für diese Gruppe wird die Situation laut AK noch dadurch erschwert, dass die Zusatzunterstützung vor dem Schulübertritt oft etwas kostet. Diese Familien hätten damit neben der Teuerung noch einen weiteren Anlass zur Sorge. Zuletzt (Schuljahr 2022/23) haben laut AK-Nachhilfebarometer 30 Prozent der Schülerinnen und Schüler Nachhilfe genutzt. Die Kosten sind dabei im Vergleich zum Jahr davor deutlich gestiegen von im Mittel 630 auf 720 Euro pro Schulkind.

Laut AK berichtet außerdem die Hälfte der Eltern von Prüfungsangst beim Nachwuchs. Selbst unter Eltern von Volksschülern lag der Wert bei 31 Prozent. Unter Eltern mit wenig Geld und geringerem Bildungsniveau haben gar zwei Drittel angegeben, dass ihr Kind von Angst vor einer Prüfung, Wiederholung oder Schularbeit erzählt hat. Laut 40 Prozent der Befragten kann ihr Kind wegen zumindest manchmal wegen Prüfungsangst nicht schlafen.

"Die frühe Selektion und der Druck wird immer erbarmungsloser und hat skandalöse Auswirkungen sowohl auf die Kinder als auch ihre gesamte Familie", warnte Ilkim Erdost, AK Bereichsleiterin Bildung, angesichts der Ergebnisse in einer schriftlichen Stellungnahme. Speziell Volksschulkinder müssten vor Prüfungsstress und Schulangst geschützt werden. Zum Stress vor dem Schulwechsel kämen dann noch die hohen Kosten dazu. "Teure Nachhilfe und aufwendige Lerncamps dürften keinen Platz in einem gerechten Schulsystem haben, das Verantwortung für das Weiterkommen aller Schüler:innen übernimmt und kein Kind zurücklässt", so Erdost.

Stattdessen brauche es ein Bildungssystem, das unterschiedliche familiäre Lernbedingungen und sozio-ökonomische Hintergründe der Familien ausgleichen könne. Dafür müssten aber auch die Schulen besser ausgestattet werden. Konkret will die AK flächendeckend kostenlose, hochwertige Ganztagsschulen mit einer guten Verbindung von Lernen, Üben und Freizeit, was auch die Eltern entlasten würde. Außerdem müsse der "Chancen-Index" der AK rasch bundesweit umgesetzt werden, über den Schulen mit besonders vielen Kindern und Jugendlichen mit Förderbedarf mehr Mittel für Lernunterstützung und Steigerung des psychischen Wohlbefindens bekommen sollen.