"Wir müssen keine Angst haben"

Ein Sieg von Norbert Hofer wäre für Josef Hader kein Grund, auszuwandern

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BP-Wahl - "Wir müssen keine Angst haben"

Herr Hader, Sie unterstützen Alexander Van der Bellen. Der Schriftsteller Thomas Glavinic forderte Verständnis für Menschen, die aus Angst Norbert Hofer wählen. Wie weit geht Ihr Verständnis?
Ich finde, dass man Verständnis für alle Menschen haben soll, die verunsichert sind, aber keines für Hass-Postings und rechtsradikale Aussagen. Das ist ein wichtiger Unterschied. Und ich mach mich sehr selten vor Wahlen wichtig. Aber das ist eine Richtungswahl, da darf man ruhig als Bürger einmal laut sagen, welche Richtung einem lieber ist.

»Wir müssen aufpassen, dass die Bevölkerung nicht politisch so weit auseinanderdriftet, dass kein Dialog mehr möglich ist «

Eine Wiener Lokalbesitzerin wollte Hofer-Wähler nicht bedienen. Das zeigt, wie gespalten unser Land ist. Gefährdet das die Demokratie?
Ich glaube, dass jemand, der so etwas tut, nicht verstanden hat, was Demokratie ist. Aber wir müssen aufpassen, dass die Bevölkerung nicht politisch so weit auseinanderdriftet, dass kein Dialog mehr möglich ist. Und dass die Gewalt auf der Straße nicht in einer Art und Weise eskaliert, die an die Zwischenkriegszeit erinnert. Es gibt jetzt vermehrt Demonstrationen und Gegendemonstrationen, bei denen Gewalt im Spiel ist. Es gibt Anschläge auf Asylantenheime. Und eine Parallele zur Zwischenkriegszeit ist auch das geringe Vertrauen in die Politik. Aber: Wir müssen keine Angst haben. In den Dreißigerjahren hat eine Partei die Demokratie abgeschafft. Das ist in Österreich nicht so einfach. Wir sind auch nicht vergleichbar mit Polen oder Ungarn oder mit der Türkei. Wir haben eine längere demokratische Tradition, die Zivilgesellschaft ist stärker.

Das Amt des Bundespräsidenten wird in Österreich meist repräsentativ ausgelegt. Hofer aber sagte im ORF: "Sie werden sich wundern, was alles gehen wird." Viele sehen diese Aussage als Bedrohung für die Demokratie.
Diese Ängste sind verständlich. Hier kandidiert jemand für das Amt des Bundespräsidenten der Republik, der unüberlegt Aussagen macht, als würde er sich um den Job des FPÖ-Generalsekretärs bewerben. Das ist auch einer der Gründe, warum ich für Van der Bellen eintrete. Aber wir haben eine stabile Demokratie. Jeder, der bei uns gewählt wird, kann auch wieder abgewählt werden. Das gilt für beide Kandidaten, auch wenn mir der eine natürlich ungleich lieber wär als der andere.

»Wer sagt, er würde auswandern, begeht einen Zynismus gegenüber Menschen, die wirklich auswandern müssen«

Im Film "Vor der Morgenröte" spielen Sie den Schriftsteller Stefan Zweig, der wegen der Nationalsozialisten emigrieren musste. Viele Künstler kündigten an, sie würden auswandern, wenn Hofer gewinnt. Wäre das auch für Sie eine Option?
Wenn ein Politiker oder eine Regierung an der Macht ist, die nicht meine Zustimmung hat, kann ich in einer Demokratie daran arbeiten, dass sie abgewählt wird. Wer heute sagt, er würde in so einer Situation auswandern, begeht einen Zynismus gegenüber Menschen, die wirklich auswandern müssen, heute wie damals. Das ist in meinen Augen eine Geschmacklosigkeit.

Nach Hofers Wahlerfolg zeigte die deutsche Satiresendung "Heute-Show" ein Schnitzel in Hakenkreuzform. Kommentar: "Österreicher wählen eben so, wie sie es vom Schnitzel kennen: flach und braun." Was sagt der Satiriker dazu?
Satire lebt von der Verkürzung der Probleme. Ich wär sehr froh, wenn die "Heute-Show" recht hätte, und das ein rein österreichisches Problem wäre. Aber es ist ja leider nicht so, dass wir die Einzigen sind. In ganz Europa sind nationale Parteien auf dem Vormarsch. Die Wähler haben überall vergessen, was das nationale Eigenbrötlertum im vergangenen Jahrhundert gebracht hat: zwei Weltkriege. Das alles sollte uns viel mehr Sorgen machen als der Ausgang unserer Präsidentschaftswahlen.

Der deutsche Satiriker Jan Böhmermann hat in einem Gedicht den türkischen Präsidenten Erdogan angegriffen. Wo sehen Sie die Grenzen der Satire?
Dort, wo man Menschen, die benachteiligt sind, angreift, oder wenn man ganz bestimmte Menschen persönlich verletzt. Das trifft bei Erdoğan aber nicht zu, und das wollte Böhmermann auch nicht. Die Leute, die das Gedicht kritisieren, haben nicht verstanden, worum es bei der ganzen Sache gegangen ist. Es ging um die Meinungsfreiheit in Deutschland und um den Majestätsbeleidigungsparagrafen. Da hat Böhmermann als Satiriker souverän erreicht, was er wollte.

Welchen Einfluss können Satiriker haben?
Wir sind einzeln alle ein bissl ohnmächtig. Aber man muss das Vertrauen haben, dass man miteinander doch was bewegt.

Empfinden Sie diese Ohnmacht nicht mitunter als lähmend?
Es wäre sehr bedenklich, wenn ich oder ein anderer Künstler allein die Macht hätte, sofort auf Knopfdruck etwas zu verändern. Das kann Gott sei Dank kein Mensch bei uns, sonst hätten wir eine Diktatur.

»Ich bin manchmal unzufrieden, aber Ohnmacht ist etwas anderes«

Wollen Sie als Kabarettist denn die Leute nur unterhalten?
Nein, aber noch weniger möchte ich sie zu was zwingen. Es ist eigentlich obszön, sich in einer Demokratie wie der unseren ohnmächtig zu fühlen. Wir haben Zehntausende Jahre Menschheitsgeschichte hinter uns, wo immer nur der gewonnen hat, der dem andern schneller den Schädel einschlagen konnte. Damals waren viele Leute ohnmächtig. Ich bin manchmal unzufrieden, aber Ohnmacht ist etwas anderes.

Womit sind Sie unzufrieden?
Mit dem, was politisch weitergeht. Das Problem mit der Regierung ist, dass alte Parteistrukturen und Machtcliquen offenbar stärker sind als die Angst, irgendwann nur noch fünf Prozent zu haben. Das ist eigentlich sehr faszinierend, dass dieser Todestrieb mächtiger war als jede Vernunft. Zumindest bis jetzt. Man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben.

Was sagen Sie zum Rücktritt Werner Faymanns?
Der Auftritt am 1. Mai hatte etwas Ceauşescuhaftes an sich. Aber nicht weil ich den Herrn Faymann mit einem Diktator vergleichen möchte, sondern weil alle auf der Ehrentribüne so fassungslos waren, dass da jemand aus dem Publikum laut widerspricht. Es war, als hätte in der Kirche jemand in die Predigt hineingeredet. Das ist vielleicht der bessere Vergleich. Man braucht Politiker, die merken, worum es den Leuten geht, und ihnen eine gewisse Sicherheit geben, ohne Biertischmeinungen nachzugeben. Mir hat zum Beispiel gut gefallen, was Renate Brauner am 1. Mai gesagt hat, nämlich, dass wir die Verpflichtung haben, Menschen in Not aufzunehmen, und dass aber bei uns alle vor dem Gesetz gleich sind und jeder, der sich etwas zuschulden kommen lässt, verurteilt wird, egal woher er kommt. Das sind klare Sätze.

Was erwarten Sie vom neuen Kanzler Christian Kern?
Ich hoffe es und wünsche ihm selbstverständlich, dass er erfolgreich ist, weil ich eine Regierung der Mitte lieber hab als eine Rechtsregierung. Die FPÖ hält ja die SPÖ bekanntlich für links, und den Van der Bellen hält sie auch für links, wahrscheinlich sogar mich. Wir sind aber alle in der Mitte. Die FPÖ unterliegt da einer Sinnestäuschung, weil sie selber so weit rechts steht. Von China aus gesehen liegt der Neusiedler See auch sehr weit im Westen.

Stefan Zweig sagt über die Fluchtbewegung im Zweiten Weltkrieg: "Ein halber Kontinent möchte auf einen anderen flüchten, wenn er könnte." Wiederholt sich die Geschichte?
Ja und nein. Die Situationen wiederholen sich nie genau. Eine Emigration war damals, rein aus finanziellen Gründen, nur sehr wenigen Menschen möglich. Es ist zwar noch immer so, das viele keine Fluchtmöglichkeiten haben, aber im Vergleich zu damals können heutzutage weit mehr Menschen fliehen als früher.

Zweig hat vielen Juden auf der Flucht geholfen. Was kann und sollte heute jeder tun?
Ich bin ja nicht der Erzbischof von Wien. Das sollte jemand beantworten, der moralisch mehr Kompetenz hat als ich. Im Grunde muss jeder für sich selber herausfinden, wie viel er tun mag. Es drängt mich nicht, moralische Ratschläge zu geben, weil ich selber moralisch nicht so einwandfrei bin. Ich beherberge niemanden bei mir zu Hause. Ich verlange das von niemandem. Ich hätte nur gern, dass mein Staat sich anständig verhält, das darf jeder von seinem Land verlangen als Bürger und als Steuerzahler.

»Europa wird früher oder später wieder auseinanderfallen, wenn wir nichts ändern«

Was kann man in dieser Zeit von Europa verlangen?
Das ist eh klar, es sollte ein gemeinsames Bekenntnis zu Demokratie, Freiheit und Liberalität geben und auch die Überzeugung vermitteln, dass wir alle gemeinsam denen helfen, die Hilfe brauchen. Das funktioniert aber nicht. Europa ist ein wirtschaftliches Zweckbündnis, und die sogenannten europäischen Werte sind nur gut für verlogene Sonntagsreden. Deswegen wird Europa auch früher oder später wieder auseinanderfallen, wenn wir nichts ändern.

Ihr letztes Kabarettprogramm kam vor zwölf Jahren heraus. Fordert die politische Lage den Kabarettisten Hader?
Ich nehme mir seit zwanzig Jahren einen Film vor, zu dem ich allein das Buch schreibe und auch Regie führe. Jetzt hab ich's endlich geschafft. Er heißt "Wilde Maus" und kommt im Februar 2017 ins Kino. Jetzt bin ich noch im Schneideraum, aber wenn ich damit fertig bin, möcht ich schon wieder ein neues Programm schreiben. Ist ja eine politisch hochinteressante Zeit, oder?

Kommentare

Ganz schön viele 1 + 3 Klatscher wieder hier. Montag den Termin am AMS nicht versäumen, ok?

Sollte jemand glauben , bei einen Sieg Hofers auswandern zu müssen, soll er das auch Bitte tun.Obs jetzt ein Hader , Düringer , oder sonst wer ist. Tschüss


Josef Hader könnte in den 1. Bezirk auswandern. Dort ist er unter seinesgleichen. Dort lieben - fast - alle den VdB und kulturlose Flüchlinge. Allerdings nimmt dort KEINER einen dieser armen, hilfsbedürftigen Menchen auf. Das sollen die primitiven Land- und Vostadtbewohner tun. Die feinen Pinkel, die uns den lenkbaren Professor eingebrockt haben lassen doch nicht ihre Wohnungen schmutzig machen

neusiedlersee melden



Bitte endlich damit aufhören die Menschen weiter zu verblöden indem man Flüchtlinge vor Hitler oder den Sowjetbanditen mit Zuwanderern aus einer religiösen Ellbogenkultur vergleicht.
Diese Menschen können nicht angepasst werden. Man soll es gar nicht versuchen, denn es wird zu Tragödien bei den Zugewanderten und bei uns führen.
Helfen ja, aufnehmen nein.


annas
annas melden

helfen ja, aufnehmen nein, ist auch meine felsenfeste überzeugung


Ich fürchte mich vor VdB. Er hat kein Rückgrat und wird die Befehle der grünen Rattenfänger, die mit Umweltparolen junge Menschen einfangen ausführen.
Die grüne Minderheit hat etwa in Unis längst die Macht des Denkens, Redens und Schreibens übernommen. Und wer sich auflehnt die Dodelsprache zu verwenden, dem wird ein Haxel gestellt bis hin zu Anzeigen.


annas
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ja das stimmt, sagte immer toni polster, die wahl wird sehr sehr spannend, bleibt dran, und geht bitte wählen ....

christian95 melden

Erstmals nach vielen Jahren werden SPÖ+ÖVP jubeln. Diesmal verlieren sie nichts.

annas
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was sollten sie verlieren ? hm...

Wer fürchtet sich vor Hofer?
Links-Grüne-Staatskünstler! Die fürchten um ihre Pfründe.
Auch die vielen Parteigünstlinge im tiefroten Staatsfunk bekommen die Panik. Beim ersten Wahlgang verkündeten sie kreidebleich das Wahlergebnis. Ev. noch einige fürstlich verwöhnte Sozialhilfeempfänger. Wer sonst noch?

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Der Countdown läuft! In den Flüchtlingsunterkünften drücken die kriminellen angeblichen Flüchtlinge gerade feste die Daumen für AVdB, damit auch zukünftig die üppigen Sozialhilfegelder jeden Monat pünktlich überwiesen werden. Es bleibt spannend!

christian95 melden

In den 1930er Jahren haben unsere Vorfahren einen Adolf Hitler gewählt. Unsere Kinder und Enkelkinder werden sich ev. fragen wie wir nur eine Islamisierung wählen konnten? (Dieser Islam wird sogar noch mit Steuergeld gefördert).

Wofgang Cernoch melden

Auweia, das tut ja schon beim Lesen weh.

christian95 melden

Was soll sich unter einem Präsidenten Hofer ändern?
Bei Van der Bellen droht uns eine weitere islamisierung. Das wäre wohl eher ein Grund auzuwandern.

annas
annas melden

nö, auswandern, ist die falsche strategie, lesen sie den kurier von heute...... wenn sie ein echter wiener sind, dann überlegen sie....

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