Ein Habsburger als ungarischer Botschafter im Vatikan

Eduard Habsburg-Lothringen sieht Verständnis für umstrittene Orban-Politik

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Habsburg-Lothringen äußerte sich laut Kathpress im Anschluss an den Empfang für Ministerpräsident Viktor Orban und eine internationale Parlamentariergruppe bei Papst Franziskus. Laut dem Diplomaten sind die Aussagen des Papstes zur Flüchtlingsthematik in den vergangenen Monaten differenzierter geworden. Der ehemalige Pressesprecher des St. Pöltener Bischofs Klaus Küng registrierte bei Franziskus "Aussagen, bei denen man spüren kann, dass die Realität mancher Staaten durch den riesigen Strom von Migranten und Flüchtlingen etwas mehr bei ihm angekommen ist".

Franziskus hatte mehrmals zur Aufnahme von Flüchtlingen gemahnt und scharfe Kritik an Flüchtlingstragödien im Mittelmeer geübt. Mehrmals nahm er im Vatikan Kriegsflüchtlinge auf, und er besuchte demonstrativ die von der Flüchtlingskrise besonders betroffenen Inseln Lampedusa und Lesbos. Der ungarische Premier Orban gibt dagegen den Hardliner in der Flüchtlingsfrage und will überhaupt keine Flüchtlinge aufnehmen.

Habsburg-Lothringen sagte dazu, dass sich der Papst zwischen zwei Polen bewege. "Als Verkünder des Evangeliums predigt er, in jedem Menschen in Not Christus selbst zu sehen und ihn großherzig aufzunehmen. Das andere ist, dass er als Oberhaupt von 1,2 Milliarden Katholiken auch die politischen Wirklichkeiten weltweit im Blick hat."

Laut dem ungarischen Diplomaten weiß der Papst um die Probleme der Länder in Europa bei der Aufnahme von Flüchtlingen. "Beim Heiligen Stuhl ist, wie ich in zahlreichen Gesprächen erfahren darf, durchaus Verständnis für die konkreten Probleme Ungarns aufgrund seiner Größe und geografischen Lage gegeben", sagte Habsburg-Lothringen. Mit Blick auf das umstrittene ungarische Referendum gegen Flüchtlingsquoten am 2. Oktober betonte er, dass es dabei nicht um "bereits gemeinsam beschlossene Quoten" gehe. Orban wolle sich nur Grünes Licht vom Volk holen, jegliche Umverteilung von Flüchtlingen innerhalb der EU zu blockieren.

Zur Islam-Debatte sagte er, die Visegrad-Staatengruppe habe selbst fast keine muslimische Bevölkerung. Daher rühre "eine gewisse Nervosität in weiten Teilen der Bevölkerung angesichts des doch massiven Zustroms". In Ungarn komme die historische Erinnerung an die osmanische Besatzungszeit dazu. Im Vatikan werde Ungarn als christlich geprägt wahrgenommen. "Hier treten Politiker ausgesprochen christlich auf. Im Umfeld des Parlaments gibt es etwa gemeinsame Gebete", berichtete der Spross der ehemaligen katholischen Herrscherfamilie. Der Vatikan schätze auch sehr, dass "das christliche Familienbild die Politik unserer Regierung prägt". Kinderreiche Familien würden gefördert, Gott werde in der Verfassung erwähnt, ebenso wie die Ehe "klar als freier Bund zwischen Mann und Frau" definiert werde.

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