Wärterinnen zwangen Häftling zu Sex

Häftling packt in Buch über US-Gefangenenlager Guantánamo aus

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Guantanamo - Wärterinnen zwangen Häftling zu Sex

Am zweiten oder dritten Tag nach seiner Ankunft in Guantanamo kollabierte Mohamedou Ould Slahi in seiner Zelle. "Dauernd musste ich mich übergeben und war deshalb völlig dehydriert", schreibt der Mann mit der Häftlingsnummer 760.

Seit über 13 Jahren in einer Zelle

Der Mauretanier war bereits über neun Monate erst in Jordanien und dann am US-Luftwaffenstützpunkt Bagram in Afghanistan verhört worden, bevor er gefesselt, gewindelt und betäubt wurde und mit einer Kapuze über dem Kopf in das berüchtigte Gefangenencamp auf Kuba geflogen wurde. Der 44-Jährige, der in Duisburg Elektrotechnik studiert und lange in Deutschland gelebt hatte, sitzt bis heute in derselben Zelle, in der er sein Tagebuch verfasst hat.

"Plötzlich brach ein Kommandoteam, bestehend aus drei Soldaten und einem Schäferhund, in unseren Vernehmungsraum ein", schreibt Slahi. Zwei komplett Vermummte hätten ihm brutal ins Gesicht und in die Rippen geschlagen. "Verbindet dem Motherfucker die Augen, wenn er sich umschaut", habe einer gerufen, dann habe ihm jemand kräftig ins Gesicht geboxt und ihm dann die Augen verdeckt, Ohren gestopft, ihm einen Sack über den Kopf gestülpt und ihn gefesselt.

So wurde Slahi gefoltert

"Ich sagte kein Wort, ich war von der Überraschung total überwältigt und überzeugt, dass sie mich jetzt gleich hinrichten würden", schreibt Slahi. Er sei nach draußen geschleift und in einen Truck geworfen worden, dann folgte eine Bootsfahrt durch die Karibik, auf der die Tortur weiterging. "Der Schlägertrupp machte noch drei oder vier Stunden weiter, dann übergaben sie mich an ein anderes Team, das mit anderen Foltermethoden arbeitete." Dann musste er Salzwasser trinken, später wurde seine Kleidung von Hals bis zu den Knöcheln mit Eiswürfeln gefüllt, um ihn zu quälen und zugleich Prügelspuren von zuvor zu beseitigen.

Beschluss von ganz oben

Das Sturmkommando handelte auf Beschluss von ganz oben: Donald Rumsfeld, Verteidigungsminister unter dem ehemaligen Präsident George W. Bush, war mit der Akte vertraut und ordnete an, den Druck auf den mutmaßlichen Al-Kaida-Verschwörer mit intensiven Verhören zu erhöhen. Ein Jahr sei er an einem geheimen Ort von "Camp Echo" festgehalten worden, und selbst Vertretern des Roten Kreuzes, die sonst Zugang zu Guantanamo-Insassen haben und für bessere Haftbedingungen kämpfen, wurde der Zutritt "aus militärischer Notwendigkeit" verwehrt.

» "Zeigt ihm keine Gnade. Erhöht den Druck. Treibt ihn zum Wahnsinn"«

"Zeigt ihm keine Gnade. Erhöht den Druck. Treibt ihn zum Wahnsinn", zitiert Slahi einen Aufseher. Er selbst habe in der Haft seine eigenen Strategien entwickelt: "Ich gab mich immer ängstlicher, als ich in Wirklichkeit war." Denn sonst hätte man ihn noch schlimmer behandelt.

"Lektion in tollem amerikanischem Sex"

In seinem Tagebuch beschreibt Slahi auch, wie er von mehreren US-Beamtinnen sexuell missbraucht wurde. "Okay, dann geben wir dir heute eine Lektion in tollem amerikanischem Sex", sagte angeblich eine Frau zu ihm. Die Wärterinnen hätten ihn gezwungen, "in absolut entwürdigender Weise bei einem Dreier mitzumachen", zitiert "Spiegel online" den Häftling. "Sie gaben obszönes Zeug von sich und machten an meinem Intimbereich rum", heißt es weiter im Buch. Eine Frau habe ihm gesagt: "Wenn du anfängst zu kooperieren, werde ich aufhören dich zu belästigen. Andernfalls werde ich dasselbe und noch Schlimmeres jeden Tag mit dir machen. Sex mit jemandem zu haben, wird nicht als Folter eingestuft."

»"Sex wird nicht als Folter eingestuft"«

Familie von Unschuld überzeugt

"Er weiß, dass er unschuldig ist, deswegen hat er durchgehalten", ist sein Bruder Yahdih Ould Slahi überzeugt. "Wenn ich über alles sprechen würde, was meine Familie erlitten hat, würden wir hier bis morgen sitzen", sagt er anlässlich der Buchvorstellung in London. Yahdih Ould Slahi, der in Düsseldorf lebt, hat aus dem "Spiegel" erfahren, dass sein Bruder in Guantanamo ist. Erst wollte die Familie in Mauretanien ihm gar nicht glauben. Dann kam der erste Brief aus dem Gefängnis. Das Buch sei die letzte Rettung für die Familie, sie seien stolz auf den Bruder. "Unsere Kinder und Frauen haben aufgehört zu weinen."

Kein Verbrechen nachweisbar

Der Wahrheitsgehalt von Mohamedou Ould Slahis Bericht lässt sich nicht überprüfen, klingt mit Blick auf Details aus dem CIA-Bericht und anderen Berichten aus "Gitmo" aber authentisch. Der Verdacht, er sei in die Planung eines Anschlags auf den Flughafen in Los Angeles oder vom 11. September 2001 in New York verwickelt gewesen, hat sich nicht bestätigt. Bis heute, nach mehr als 13 Jahren Haft, ist Slahi keines Verbrechens angeklagt worden.

Buch erst nach 6 Jahren freigegeben

Allein das juristische Gezerre um Slahis "Guantanamo-Tagebuch" zeigt, wie brisant das 466 Seiten zählende, handgeschriebene Manuskript ist. Mehr als sechs Jahre kämpften seine Verteidiger für die redigierte Freigabe unter den strengen Protokollen des US-Militärs. Es wurde an einem sicheren Ort nahe Washington gelagert und war nur denjenigen mit vollen Sicherheitsbefugnissen zugänglich.

Kommentare

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Komisch, daß sich hierüber niemand von den Nachwuchs-Na*is die hier immer so fleissig für Respekt und Ordnung eintreten, hierüber echauffiert. Ich toleriere keine Gewalt, aber ist es vielleicht nachvollziehbar, daß so einer eine etwas andere Sichtweise auf die Werte des Westens entwickelt und eher bereit ist, sich für eine Sache einzusetzen, die für ihn Gerechtigkeit verspricht?

11223344 melden

und mutter theresa muss wieder den senf dazu abgeben. geh endlich was arbeiten und schmarotze nicht wie deine freunde ..............

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jaja mirwuarscht, wieder einer Ihrer glanzvollen Beiträge, die das Niveau auf (bzw. unter) dem Sie sich bewegen eindrucksvoll demonstriert. :-)

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