Große regionale Unterschiede
bei Arbeitslosigkeit

Arbeitslosenquote liegt in Österreich je nach Wohnort zwischen vier und 14 Prozent

Arbeitslosigkeit in Österreich hängt auch vom Wohnort ab. Zu diesem Schluss führt die Statistik des Arbeitsmarktservice. Zum Ende des ersten Quartals (per 31. März 2015) lag die Arbeitslosenquote je nach AMS-Bezirk zwischen 4,0 und 14,4 Prozent. Während Rohrbach in Oberösterreich mit der niedrigsten Quote glänzte, wies Spittal an der Drau in Oberkärnten die höchste Quote auf.

von Arbeitslose.Stockbild © Bild: Thinkstock

Der Österreich-Schnitt lag bei 9,3 Prozent. Aufgegliedert nach Bundesländern hatte Wien die höchste Arbeitslosigkeit mit 13,6 Prozent, gefolgt von Kärnten mit 12,2 Prozent und dem Burgenland mit 10,1 Prozent. Es folgten Niederösterreich mit 9,4 Prozent und die Steiermark mit 8,8 Prozent. Deutlich besser lagen Tirol mit 6,5 Prozent und Oberösterreich mit 6,3 Prozent Arbeitslosen. Die Spitzenplätze nahmen die Bundesländer Vorarlberg mit 5,8 und Salzburg mit 5,7 Prozent ein. Insgesamt zeigt sich eine Art Nordwest-Südost-Gefälle, wobei es auch Ausnahmen gibt.

Keine Überraschung

Für den Arbeitsmarktexperten des Instituts für Höhere Studien (IHS), Helmut Hofer, ist diese Streuung keine Überraschung. Einer der Gründe für die großen regionalen Unterschiede am Arbeitsmarkt sei, dass einige Bundesländer eine sehr dynamische Industrie aufweisen und von der Expansion ihrer Industriebetriebe profitieren. In anderen Regionen gebe es einfach weniger Industrie. Industriebundesländer seien insbesondere Oberösterreich und Salzburg, die Steiermark, Niederösterreich und früher auch Vorarlberg. Da Oberösterreich und Salzburg noch dazu die gute konjunkturelle Entwicklung im benachbarten Deutschland nützen könnten, hätten beide auch relativ niedrige Arbeitslosenquoten.

Wien hingegen sei ein typisches Dienstleistungszentrum mit wenig Industrie. Die vorhandenen Industriebetriebe stießen bei einer Expansion außerdem auf Platzprobleme und müssten ins Umland ausweichen. Wenn die öffentliche Hand den Gürtel enger schnalle und bei öffentlichen Stellen eingespart werde, treffe dies die Bundeshauptstadt ganz besonders. Durch den Zuzug sei auch das Arbeitskräfteangebot in Wien deutlich gestiegen, während in ländlichen Regionen die Zuwanderung in geringerem Ausmaß stattfinde. Viele der Zuwanderer hätten nur geringe oder keine Qualifikationen, am Arbeitsmarkt gebe es aber immer weniger Jobs für Geringqualifizierte.

Wien vor Klagenfurt und Graz

Das Ranking der Landeshauptstädte "führt" Wien mit der höchsten Quote von 13,6 Prozent vor Klagenfurt mit 11,8 Prozent und Graz mit 10,4 Prozent. Fast im Österreich-Schnitt liegt St. Pölten mit 9,2 Prozent. "Linz neu" weist eine Quote von 8,2 Prozent auf, Innsbruck 7,2 Prozent und Eisenstadt 7,1 Prozent. Die niedrigsten Quoten finden sich in Salzburg mit 6,5 Prozent und Bregenz mit 6,2 Prozent.

Die strukturschwächsten Gebiete sind laut der Arbeitsmarktlage offenbar Wien und Kärnten. Im südlichsten Bundesland wiesen fast alle AMS-Bezirke zweistellige Arbeitslosenquoten auf. Nach Spittal (14,4 Prozent) folgen Völkermarkt (13,4 Prozent), Villach (12,7 Prozent), Klagenfurt (11,8 Prozent), Feldkirchen (10,7 Prozent) und St. Veit an der Glan (10,1 Prozent). Lediglich Wolfsberg bleibt mit 9,4 Prozent noch einstellig.

Weitere AMS-Problembezirke mit zweistelliger und damit überdurchschnittlicher Arbeitslosigkeit sind Gmünd (12,4 Prozent), Wiener Neustadt und "Baden Neu" (beide je 10,8 Prozent) sowie Neunkirchen (10,1 Prozent) in Niederösterreich, die steirische Landeshauptstadt Graz (10,4 Prozent), Lienz in Osttirol (10,6 Prozent), Oberwart (11,2 Prozent) und Stegersbach (10,8 Prozent) im Burgenland.

Oberösterreich gut im Rennen

Besonders niedrige Arbeitslosenquoten melden die AMS-Bezirke Rohrbach (4,0 Prozent), Eferding (4,2 Prozent), Freistadt (4,6 Prozent) und Perg (4,9 Prozent) in Oberösterreich sowie Bludenz (4,2 Prozent) in Vorarlberg. Mit Weiz (5,0 Prozent) und Gleisdorf (5,2 Prozent) glänzen zwei steirische Bezirke, Schwaz in Tirol (5,3 Prozent) rangiert ebenfalls in der vorderen Liga.

Das AMS berechnet die Arbeitslosigkeit nach nationaler Methode, die im Vergleich zur EU-Methode höhere Werte ergibt. Nach EU-Ermittlung zählt man etwa schon als werktätig, wenn man eine Stunde pro Woche gearbeitet hat. Das AMS ermittelt die Quote gestützt auf die Personen, die beim AMS als arbeitssuchend gemeldet sind, und stellt diese den gesamten unselbstständig Erwerbstätigen über der Geringfügigkeitsgrenze und den Arbeitslosen gegenüber.

Die Arbeitsmarktbezirke stimmen nicht unbedingt mit den politischen Bezirken überein. So wird etwa bei den Städten Villach und Klagenfurt auch das jeweilige Umland dazugenommen. Oberösterreich hat 18 politische Bezirke, aber nur 15 Arbeitsmarktbezirke. Die politischen Bezirke "Linz Stadt", "Linz Land" und "Urfahr Umgebung" werden in einem Arbeitsmarktbezirk ("Linz neu") zusammengefasst.

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