Von Anfang an schwierig:
Großbritanniens Verhältnis zur EU

Bereits der Weg in die Europäische Union war ein ausgesprochen holpriger

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Großbritanniens Verhältnis zur EU

"Großbritannien hat den europäischen Zug um gut fünf Jahre wegen eigener Unentschlossenheit versäumt, und um 16 Jahre wegen französischen Widerstands", schreibt der frühere britische EU-Botschafter Stephen Wall in einem Beitrag für die Brüsseler Denkfabrik European Policy Center (EPC). De Gaulle beschuldigte die Briten einer "tief sitzenden Feindschaft" gegenüber dem europäischen Integrationsprojekt. London sei mehr an den Beziehungen zu den USA interessiert, meinte der damalige französische Staatspräsident.

1973 Beitritt zur EWG

Unter dem konservativen Premier Edward Heath trat Großbritannien schließlich 1973 der EWG - dem Vorläufer der EU - bei, nachdem De Gaulle als Präsident in Frankreich abgetreten war. Die nachfolgende Labour-Regierung hielt 1975 ein Referendum über die EWG-Mitgliedschaft des Landes ab, das mit 67 Prozent Zustimmung für eine Teilnahme am gemeinsamen europäischen Markt ausging. Aber die Debatte über Europa war damit auf der Insel nicht beendet.

1984 gelang der damaligen konservativen Premierministerin Margaret Thatcher beim EU-Gipfel von Fontainebleau eine Rabatt-Regelung für ihr Land, nach der Großbritannien 66 Prozent seines Nettobeitrags an die EU zurückerhält. Legendär wurde der Ausspruch der "Eisernen Lady": "I want my money back!" - "Ich will mein Geld zurück." Thatchers Argument lautete, Großbritannien sei eines der ärmsten EU-Länder, profitiere aber wegen der gering ausgeprägten Landwirtschaft weniger als Frankreich von den Agrarförderungen und erhalte keine Strukturhilfen.

Thatcher gegen "europäischen Superstaat"

Thatcher hielt 1988 auch eine wichtige Europa-Rede in Brügge. In dieser lehnte sie die Idee "eines europäischen Superstaates, der eine neue Vorherrschaft aus Brüssel ausübt", ab. Ebenso radikal trat Thatcher allerdings für den europäischen Binnenmarkt ein. "Paradoxerweise liegt der größte Unterschied zwischen Thatchers Ansatz und der ihrer Regierungsnachfolger darin, dass sie nicht einen Moment daran dachte, dass Großbritannien aus Kernbereichen der Gemeinschaftspolitik aussteigt", schreibt Wall.

1990 trat das Vereinigte Königreich dem europäischen Wechselkurssystem (ERM) bei, das bis heute eine wichtige Vorstufe zur Teilnahme an der Währungsunion ist. Aber nur zwei Jahre später sah sich Großbritannien unter dem damaligen Premier John Major wieder zu einem Ausstieg aus dem Wechselkurssystem gezwungen, nachdem das britische Pfund stark unter Druck durch Währungsspekulanten gekommen war.

1996 nächster Konflikt mit Europa

1996 folgte der nächste Konflikt mit Europa: Auf dem Höhepunkt der BSE-Krise verhängte die EU ein Exportverbot für britisches Rindfleisch. Majors Regierung reagierte anfänglich mit der Blockade von allen Beschlüssen im EU-Ministerrat, die Einstimmigkeit erfordern. Großbritannien beendete seine Blockade im Juni 1996 nach Lockerung des Exportverbots. Das Embargo wurde erst 2002 vollständig aufgehoben.

Majors Nachfolger als Premier, der Labour-Politiker Tony Blair, stellte den Briten ein Referendum über den Euro-Beitritt Großbritanniens in Aussicht, dazu kam es aber nie. Unter dem Konservativen David Cameron, der seit 2010 in Downing Street 10 amtiert, verschärften sich die Auseinandersetzungen zwischen London und der EU.

Im Dezember 2011 legte Cameron sein Veto gegen eine EU-Vertragsreform ein. Ziel war die Verankerung von Schuldenbremsen und automatische Strafen für Defizitsünder wegen der Budgetprobleme einiger Euro-Länder. Die EU-Staaten beschließen den "Fiskalpakt" 2012 ohne Großbritannien. Camerons Blockade gab den britischen Euro-Skeptikern einen weiteren Auftrieb. Im Jänner 2013 kündigte Cameron ein Referendum über den EU-Ausstieg Großbritanniens an.

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