Er wird "der Verrückte" genannt
Als wir davor stehen, werde ich nervös. Die Nachbarn hatten uns gewarnt: Der alte Mann, den sie nur "den Verrückten" nennen, sei gefährlich. Er habe nicht nur, wie fast jeder hier, Waffen zu Hause, er benutzt sie auch. Was, wenn er wirklich schießt? Zaghaft ruft der Dolmetscher nach den Alten im Haus. Stille.
Minuten vergehen. Und plötzlich öffnet sich im ersten Stock die Tür zum Balkon. Ein Greis tritt heraus. Er steht leicht gebeugt, muss sich am Geländer festhalten, um nicht umzufallen. Gefährlich schaut er jedenfalls nicht aus, denke ich und bin erleichtert. Unser Dolmetscher sagt ihm, wer wir sind und was wir wollen. Husein Albasic nickt. Wie in Zeitlupe steigt er die Stiegen herunter.
Mit Handschlag begrüßt er die Männer, den Dolmetscher und den Fotografen. Mich schaut er nicht mal an. Ich frage mich, ob er seinen Enkel auch so erzogen hat. Husein Albasic hat dunkle Augenringe und einen grauen Stoppelbart. In seinem viel zu großen Jackett wirkt er zierlich. Er verteilt kaputte Kissen auf den verrosteten Gartenstühlen vor dem Haus. Dann setzt er sich und beginnt zu sprechen.
Die Stimmung ist angespannt
Ich verstehe nichts, aber ich spüre, dass der alte Mann sehr aufgebracht ist. Die Stimmung ist angespannt. So ruhig wie möglich versuche ich meine erste Frage zu formulieren. Albasic schaut durch mich durch. Seine Frau Miwe kommt dazu. Im Gegensatz zu ihrem Mann lächelt sie herzlich und schüttelt meine Hand. Doch ihr Gesicht versteinert sich, als der Dolmetscher etwas sagt. Husein Albasic reißt die Hände in die Höhe und schreit auf.
Ich frage den Dolmetscher, was los ist. Warum gerät das Gespräch außer Kontrolle? "Sie dachten, dass alles ein Unfall war." Husein und Miwe Albasic hatten von der Grazer Tragödie im Radio gehört. Sie wussten, dass ihr Enkel, Alen R., darin verwickelt war. Aber dass er absichtlich drei Menschen getötet und 36 verletzt hat, wollten sie nicht glauben. Unser Dolmetscher muss ihnen alles erklären und sie beruhigen.
"Er war ein guter Bub"
"Er war ein guter Bub", sagt Miwe Albasic irgendwann. Der Alte schiebt die Schuld auf den Vater von Alen R. Jetzt wirken die beiden noch älter, ihre Falten noch tiefer, die Augen noch trauriger. Was ihr Enkel getan hat, scheint zu viel für das Ehepaar zu sein. Als sie sich gefangen haben, erzählen sie von der Vergangenheit und zeigen alte Fotos.
Am Ende des Gesprächs steht Husein Albasic auf, gebeugt, mit einer Hand hält er sich an der Tischplatte fest. Die andere streckt er mir entgegen. Nein, gefährlich ist der alte Mann nicht.
Kommentare
Der alte Mann tat sich schwer, eine Frau als Interviewerin zu akzeptieren. Er ignorierte sie mehr oder weniger, musste sich ihre Fragen jedoch anhören. Dieses Verhalten ist für meine Begriffe starr und alles andere als zeitgemäß! Anscheinend ist das Gespräch fair für ihn abgelaufen, denn er konnte sich
überwinden, der Frau zum Abschied die Hand zu geben.
So weit ich mich erinnere, ist....
... der Amokfahrer bei seinen Großeltern aufgewachsen. Diese haben ihn erzogen. Wer weiß schon, was der Auslöser für diese Amokfahrt war? Das, was jeder Mensch im Laufe seines Lebens lernen muss, nämlich mit Abweisung und Ablehnung umzugehen, hat ihn vollkommen aus der Bahn geworden. Hoffentlich werden in Zukunft labile Menschen genauer unter die Lupe genommen, um potentielle Opfer zu schützen!
Genau das ist der Punkt. Da wo die herkommen gelten andere Gesetze und wie sollen die in einer Zivilisation leben. Das ist einfach ein anderer Menschenschlag. Wann kapieren das unsere Gutmenschen und Politiker endlich.
Na und ? Wen interessiert dieser Schmarren ? Wozu nach Motiven und Entschuldigungen für ein feiges Verbrechen suchen ?? Weg mit dem ganzen Gesindel !!