"VatiLeaks"-Aufdecker
über unheilige Geschäfte

"Alles muss ans Licht": Vatikan-Insider Gianluigi Nuzzi enthüllt Missstände

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© Video: News.at

In der alten vatikanischen Nomenklatura ist man sich so weit einig: Der Enthüllungsjournalist Gianluigi Nuzzi ist mit dem Teufel oder zumindest mit seinen irdischen Repräsentanten im Bund. Seit 1994 ist der heute 46-Jährige Italiens erfolgreicher Investigativjournalist, 2008 entdeckte er den Vatikan als Ermittlungsgegenstand: Mit dem Buch "Vaticano S.p.A." - auf Deutsch: "Vatikan AG" - erstellte er einen Bestseller, der dem damaligen Pontifex Joseph Aloisius Ratzinger sein ohnehin ungeliebtes Los noch erheblich erschwerte. 2012 folgte "Seine Heiligkeit", der Auslöser des "Vatileaks"-Skandals. Informant soll Papst Benedikts früherer Kammerdiener gewesen sein. Ein Jahr danach resignierte der hart getroffene Pontifex.

Jetzt aber weht ein neuer, schärferer Wind durch den Vatikan: Papst Franziskus will aufräumen, wo Bedarf besteht. Und den gibt es im Überfluss, wie Nuzzi in seinem eben erschienenen Buch "Alles muss ans Licht" nachweist. Das Werk kam soeben in mehreren Ländern gleichzeitig auf den Markt, und sein Untertitel lässt über die Absicht keine Zweifel: "Das geheime Dossier über den Kreuzweg des Papstes" erzählt vom zähen Kampf des vatikanischen Apparats gegen die von Franziskus angebahnten Kontrollen.

"Peterspfennig" fließt in Luxus

Sämtliche Kosten seien außer Kontrolle, klagte kürzlich der Papst, und Nuzzi bringt die faktischen Beweise: Millionen seien ohne Chance auf Nachvollziehbarkeit verschwunden. So gebe es keinen Hinweis auf den Verbleib von Lebensmitteln, Kleidung und Medikamenten im Wert von 1,6 Millionen. Der "Peterspfennig", das Geld für die Ärmsten der Armen, fließe in Wahrheit in Luxusresidenzen der Kardinäle. Die von Nuzzi veröffentlichten Listen weisen den mittlerweile entmachteten Kardinal Tarcisio Bertone als stolzen Bewohner eines 700-Quadratmeter-Appartements aus. Ähnliche Dimensionen zwischen 400 und 600 Quadratmeter Wohnfläche seien für Kurienkardinäle obligat.

Heilig-und Seligsprechungen würden als Geschäftsfeld missbraucht, die Vatikanbank befinde sich in chaotischen Umständen und führe nach wie vor Konten der verstorbenen Päpste Paul VI. und Johannes Paul I. Um das und anderes zu verschleiern, sei in das Büro der päpstlichen Untersuchungskommission eingebrochen worden.

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