Gefahr bei Influenza: Wirkstoff Tamiflu
bei Viren aus Norwegen bereits wirkungslos

Noch keine Resistentenz bei österreichischen Viren Experten rätseln über auffälligen Hot-Spot im Norden

Gegen das Influenza-Medikament Tamiflu resistente Viren dürfte es auch in Europa geben. Von 148 seit Dezember vergangenen Jahres in Europa getesteten Proben zeigten 19 (13 Prozent) Hinweise auf Unempfindlichkeit gegenüber dem Arzneimittel. Das teilte das Europäische Zentrum für Krankheitskontrolle (ECDC) in Stockholm mit. "Die Bedeutung ist unklar. In Österreich haben wir noch keine Hinweise für Resistenzen gefunden", sagte die Wiener Expertin Monika Redlberger vom Institut für Virologie.

Gefahr bei Influenza: Wirkstoff Tamiflu
bei Viren aus Norwegen bereits wirkungslos

"Vorläufige Resultate einer Untersuchung der Empfindlichkeit der saisonalen Influenza-Viren, die in diesem Winter in Europa zirkulieren, auf antivirale Medikamente haben gezeigt, dass manche der Influenza A (H1N1)-Viren gegen Oseltamivir ("Tamiflu") resistent sind", schrieb das ECDC.

Oseltamivir wirkt nicht gegen "norwegische Influenza"
Auffällig laut ECDC: "Zwölf der Proben, in denen die Viren resistent gegen Oseltamivir waren, kamen aus Norwegen. Von dort wurden insgesamt 16 Proben eingesendet." In allen anderen Staaten war die Rate der Resistenzen demnach sehr niedrig. Es blieben nur noch sieben aus den übrigen neun an der Aktion teilnehmenden Ländern mit Resistenz übrig. Die ersten derartigen Fälle waren ehemals aus Japan bekannt geworden.

Monika Redlberger: "Wir haben in Österreich noch keine Resistenzen entdeckt. Wir fangen aber jetzt breiter zu untersuchen an. In Großbritannien waren nur drei Prozent der Proben resistent." Die Raten seien niedrig, es ließe sich auch noch nicht abschätzen, ob die Resultate für die Behandlung von Patienten überhaupt von Bedeutung sind.

Drei Proben aus Österreich
Unter den zehn Staaten, aus denen die Influenza-Proben stammten, befand sich mit drei Proben auch Österreich. Mit Deutschland, Lettland, der Slowakei, Slowenien und Spanien gehörte die Alpenrepublik damit zu jenen Staaten, in denen keine Resistenzen gegen "Tamiflu" gefunden wurden. Allerdings war die Zahl der Proben für Europa - und auch aus den einzelnen Ländern - ausgesprochen gering.

In Großbritannien - mit 75 Proben - zeigten nur zwei der Virus-Isolate Mutationen, die auf eine Resistenz hinwiesen. Mit dieser Anzahl hatte das Stichproben-Sample von insgesamt 148 wiederum eine unverhältnismäßig starke Gewichtung für die britischen Inseln. "Tamiflu"-Hersteller Roche: "Diese vorläufigen Resultate stehen in Gegensatz zu den Testergebnissen der letzten Jahre, wo geringe bzw. keine Resistenzen gegenüber Oseltamivir beobachtet wurden." Gegen die derzeit bekannten H5N1-Viren ("Vogelgrippe") würde das Arzneimittel in 53 von 55 Fällen wirken.

Europaweite Resistenz noch unbekannt
Das ECDC: "Zu diesem Zeitpunkt kann man nicht sagen, wie groß die Resistenzraten über Europa hinweg sind." Trotzdem könnte sie signifikant sein, wenn auch nicht so hoch wie in Norwegen. Dort könnte man auf einen Hot-Spot getroffen sein. Jedenfalls scheinen jene Patienten, die Infektionen mit solchen Influenza-Viren hatten, nicht kränker als andere Influenza-Betroffene geworden sein.

Resistenz gegen Tamiflu
Resistenzen gegen antiviral wirksame Arzneimittel sind schon seit rund 20 Jahren bekannt. Bei einem Teil der Fälle, zum Beispiel bei den Medikamenten gegen Herpes, wirkte sich das aber nie auf die Behandlung selbst aus. Der Wiener Sozialmediziner Michael Kunze: "Die Befunde sind überraschend, denn bisher waren Resistenzen (gegen "Tamiflu") außer in Japan extrem selten. Sie sind aber offenbar seltener als bei jedem Antibiotikum. 'Tamiflu' wird in Österreich noch immer zu selten eingesetzt." (APA/red)