Srebrenica gedenkt der Opfer
des Massakers von 1995

Vor 20 Jahren schlachteten bosnisch-serbische Truppen 8.000 Muslime ab

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Bosnien - Srebrenica gedenkt der Opfer
des Massakers von 1995

Die ausländischen Politiker und Parlamentarier trugen sich in zwei Kondolenzbücher ein, die im ehemaligen Hauptquartier der niederländischen UNO-Truppen in Srebrenica ausgelegt worden waren. Das sogenannte Dutchbat hatte das Massaker nicht verhindern können, obwohl Srebrenica von den Vereinten Nationen zur "sicheren Schutzzone" erklärt worden war.

Frauen vieler Opfer verteilten als Anstecker die "Blume Srebrenicas". Sie erinnert mit ihren weißen Blüten an die Unschuld der Ermordeten und mit dem grünen Zentrum an das Prinzip Hoffnung.

Außenminister Sebastian Kurz betonte in einer Aussendung, das Gedenken stehe vor allem im Zeichen des Mittrauerns mit den Hinterbliebenen. "Zugleich bleibt die weitere entschlossene gerichtliche Verfolgung aller Täter Voraussetzung für Gerechtigkeit sowie Aufarbeitung, und somit für Vergebung und Versöhnung", fügte Kurz an. "Die Lehren aus dem Geschehenen richten sich daher auch an die internationale Gemeinschaft, im Gegensatz zu unserem damaligen Versagen in Zukunft entschlossen zu handeln."

Vor dem UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien (ICTY) laufen weiterhin die Prozesse gegen den bosnisch-serbischen Militärchef Ratko Mladic und den ehemaligen Präsidenten der bosnischen Republika Srpska, Radovan Karadzic. Mehrere ehemalige hohe bosnisch-serbische Offiziere wurden in den früheren Jahren zu langen Haftstrafen, drei zu lebenslanger Haft, verurteilt.

Landesweiter Trauertag

Die bosnische Regierung hatte den Samstag zum landesweiten Trauertag erklärt. In den vergangenen Jahren war der Gedenktag als Trauertag nur im größeren Landesteil, der Bosniakisch-Kroatischen Föderation, begangen worden, jedoch nicht in der Republika Srpska.

Eine in Potocari am Donnerstag aufgestellte Installation, bestehend aus 100.000 Keramikbeinen in Erinnerung an die Massakeropfer, wurde am Abend von der Polizei wieder beseitigt. Angeblich würde sie auf der Route liegen, auf der sich hohe Delegationen bewegen würden.

Der Völkermord von Srebrenica wurde am Donnerstag durch eine Resolution des EU-Parlaments verurteilt, zuvor auch vom US-Repräsentantenhaus. Zwei Abgeordnete der regierenden Serbischen Fortschrittspartei (SNS) schlugen dem serbischen Parlament am Freitag vor, dringend eine Resolution anzunehmen, durch die alle Verbrechen in Srebrenica und Umgebung in der Zeitspanne 1992-1995 verurteilt würden. Auch sollen der 11. und der 12. Juli in Serbien zu Tagen der Erinnerung an alle Opfer der Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien erklärt werden. Serbien hatte vor Jahren mit einer Parlamentsdelegation das Massaker von Srebrenica verurteilt. Der Begriff Völkermord wird in Belgrad aber nach wie vor vermieden.

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