Fußball-WM 2014: USA feiert
ihre Helden trotz Ausscheidens

Klinsmann und Herzog stolz auf ihr Team - Selbst Obama glaubt an große Zukunft

Nur wenige Minuten nach dem dramatischen WM-Abschied schlüpfte Jürgen Klinsmann schon wieder in die Rolle des Motivators. "Ich bin stolz auf meine Spieler. Sie haben bis zur letzten Minute alles gegeben und ihr Land stolz gemacht. Wir werden unseren Weg weitergehen und zurückkommen", versprach der deutsche Coach der US-Boys nach der 1:2-Niederlage nach Verlängerung im WM-Achtelfinale gegen Belgien.

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Achtelfinale - Fußball-WM 2014: USA feiert
ihre Helden trotz Ausscheidens

Klinsmann möchte nun die riesige WM-Euphorie nutzen und dem Fußball in den Vereinigten Staaten endgültig zum Durchbruch verhelfen. Sogar Präsident Barack Obama glaubt an eine große Zukunft des US-Teams auf dem Fußballfeld.

"Wir werden das alles schneller gewinnen als die Welt denkt", hieß es am Dienstag in einem Tweet des Weißen Hauses, der mit Obamas persönlichem Kürzel "bo" und dem Hashtag #BelieveIt (Glaub es) gekennzeichnet war. Obama hatte die Partie im Weißen Haus gemeinsam mit rund 200 Mitarbeitern im Fernsehen verfolgt und dafür sogar eine Sitzung mit seinen Ministern vorverlegt.

Zwei Teamchefs als Freunde

Klinsmann träumte lange von der Sensation. Nach den spektakulären 120 Minuten in Salvador tröstete der einstige deutsche Bundestrainer jeden Spieler einzeln und gratulierte seinem belgischen Trainer-Freund Marc Wilmots mit einer innigen Umarmung. Der US-Coach war nach dem 1:2 gegen Belgien nach Verlängerung fast genauso erschöpft wie die Profis, die mit dem Schlusspfiff enttäuscht und ausgepumpt zu Boden sanken.

"Es war ein Krimi, ein Drama, ein Thriller", analysierte Klinsmann. "Wir haben uns wieder super verkauft und können erhobenen Hauptes nach Hause fahren", betonte Mittelfeldspieler Jermaine Jones, nachdem er sich in der packenden Partie voll verausgabt hatte.

Belgien mit einfach mehr Qualität

Dass die bessere, reifere und erfahrenere Mannschaft ins WM-Viertelfinale gegen Argentinien am Samstag in Brasilia einzog, war auch für Klinsmann "verdient" und irgendwie logisch. "Auf diesem Level entscheiden Kleinigkeiten. Wir haben in den letzten Jahren viel investiert und hart gearbeitet. Aber du triffst dann halt irgendwann auf Mannschaften wie Deutschland oder Belgien, die einfach noch ein bisschen mehr Qualität haben."

Dank einer Weltklasseleistung des überragenden Tormanns Tim Howard hielt das verzweifelt kämpfende US-Team dem Daueransturm der Belgier sehr lange stand. Das 0:0 nach 90 Minuten glich einem Wunder angesichts der Vielzahl von belgischen Großchancen, aber Teufelskerl Howard entnervte die "Roten Teufel" mit Glanzparaden im Sekundentakt. "Großer Dank an Tim! Das war eine unglaubliche Vorstellung", schwärmte Klinsmann. Die US-Medien feierten ihren Keeper für 16 gehaltene Torschüsse - WM-Rekord.

Klinsmanns Mission geht weiter

Gegen die Treffer von Kevin de Bruyne (93.) und des zu Beginn der Verlängerung eingewechselten Romelu Lukaku (105.) war aber auch Howard machtlos. Der Anschlusstreffer des 19-jährigen WM-Debütanten Julian Green (107.) von Bayern München half nicht mehr. "Wir haben uns heute unsere Herzen aus dem Leib gespielt", sagte der bärtige Everton-Keeper Howard. "Es schmerzt, wenn du verlierst und ausscheidest. Da ist es auch egal, ob ich keinen oder 20 Bälle gehalten habe. Das macht für mich keinen Unterschied."

Für Klinsmann ist seine Mission als US-Coach noch lange nicht beendet. Seinen Vertrag bis 2018 will er auf jeden Fall erfüllen. Die WM in vier Jahren in Russland hat er schon ins Visier genommen. "Wir haben eine junge Mannschaft, die sich hier phänomenal präsentiert hat", sagte der 49-Jährige. "Wir wollen ein gutes Olympia-Team für Rio in zwei Jahren zusammenstellen, es kommen vielleicht der Confederations Cup und die WM in Russland. Es gibt noch viel zu tun."

Auch Herzog lobt das Team

"Klar sind wir jetzt enttäuscht, aber wir können erhobenen Hauptes die Heimreise antreten", sagte auch Andreas Herzog, Klinsmanns Assistent, am Dienstagabend in Salvador da Bahia in einem ORF-Interview. "Viele Fußball-Fans haben uns ja gar keine Chance gegeben, die Gruppe zu überstehen. Aber wir sind weitergekommen, für unseren Charakter und unsere Mentalität belohnt worden", erinnerte Herzog daran, dass der vermeintliche Außenseiter in der schweren Gruppe G Platz zwei belegt hatte.

Ob Herzog den zukünftigen Weg des US-Teams weiterhin als Mitglied des Betreuerstabes mitgehen wird, ließ Österreichs 103-facher Internationaler offen. "Man muss jetzt abwarten, was mit dem Jürgen Klinsmann nach der Weltmeisterschaft passiert. Ich denke, dass wir uns gut auf die WM vorbereitet haben, doch jetzt ist das Kapitel leider zu Ende", sagte Herzog nach dem für ihn "extremen Abenteuer".

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