UEFA-Kongress in Wien:
Michel Platini wiedergewählt

Franzose bleibt bis 2019 im Amt - Kampf gegen Extremismus als eine Hauptaufgabe

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Fussball - UEFA-Kongress in Wien:
Michel Platini wiedergewählt

Er drohte seinem türkischen Nachbarn Senes Erzik scherzhaft mit dem Hammer. Dabei stand seine Wiederwahl überhaupt nie zur Diskussion. Einen Gegenkandidaten gab es nicht. Platini führt den Kontinentalverband seit 2007, er geht unumstritten in seine dritte Amtszeit. Die UEFA sei mittlerweile ein Vorbild im Bereich der Sportorganisationen. Das belegen nicht nur die Zahlen.

Geldmaschine UEFA

1,78 Milliarden Euro nahm die Konföderation im vergangenen Geschäftsjahr ein. Bei Platinis Amtsantritt vor acht Jahren waren es noch 895,5 Millionen gewesen. Der Franzose, wie auf dem Spielfeld auch auf dem politischen Parkett mit Spielwitz ausgestattet, hat zahlreiche Reformen durchgesetzt. Als nächste wird 2018 die Nations League eingeführt, die die freundschaftlichen Länderspiele in ihrer bisherigen Form ersetzen wird.

Als UEFA-Chef bleibt Platini auch Vizepräsident des Weltverbandes FIFA. Dort steht Ende Mai die Präsidentschaftswahl an. Die UEFA wünscht sich eine Ablöse von Joseph Blatter, auf einen Gegenkandidaten hat sie sich bisher aber nicht festgelegt. "Wir Europäer wollen eine starke FIFA, eine respektable und eine respektierte", betonte Platini ohne ins Detail zu gehen.

Der offene Kontinentalverband

"Weil uns die FIFA am Herzen liegt, wollen wir, dass sie perfekt ist", erklärte Platini. "Glaubt nicht alles, was man euch erzählt. Einige versuchen vielleicht, uns gegeneinander auszuspielen, uns zu spalten." Einige würden versuchen, das "arrogante und egoistische Europa" zu isolieren. Die UEFA sei aber bereit, zum Wohle aller 209 Verbände der Fußball-Welt zusammenzuarbeiten.

Der Kontinentalverband verabschiedete zudem eine Absichtserklärung, die es künftig auch den Akteuren im Fußball ermöglichen soll, einen Sitz in seinem Exekutivkomitee zu erlangen - Spielern, Clubs oder Profiligen. Bisher waren dort wie in der FIFA ausschließlich Vertreter nationaler Verbände vorgesehen. "Das ist eine große Änderung für den Fußball", meinte Platini. "Wir sind eine Organisation, die mit der Zeit geht."

Appell gegen Extremismus

In seiner Eröffnungsrede forderte der alte und neue UEFA-Präsident Michel Platini die Regierungen Europas zu mehr Unterstützung im Kampf gegen Nationalismus und Extremismus im Fußball auf. "Wir fühlen uns an diesen Fronten, an denen wir kämpfen, etwas auf uns alleine gestellt."

Es sei "sehr lange her, seit wir in Europa zuletzt einer so starken Zunahme von Nationalismus und Extremismus gegenübergestanden sind", meinte Platini. "Diese schleichende Tendenz ist in unseren Stadien wiederzufinden, da der Fußball einen Spiegel der Gesellschaft darstellt. Aufgrund seiner Beliebtheit ist unser Sport ein Gradmesser für die Probleme auf unserem Kontinent." Und dieser Gradmesser zeige Beunruhigendes an.

"Die letzten Monate waren geprägt von Bildern, die ich nicht mehr für möglich gehalten hätte", sagte Platini. "Einige von uns haben diese Zeit miterlebt. Für mich liegt sie genau 30 Jahre zurück." Beim Meistercup-Finale 1985 in Brüssel waren bei schweren Ausschreitungen und einer folgenden Massenpanik 39 Menschen getötet worden. Das Spiel wurde dennoch angepfiffen. Platini schoss Juventus Turin per Elfmeter zu einem 1:0-Sieg gegen Liverpool.

Kampf gegen Hooligans und Fanatiker

"Niemand möchte so etwas jemals wiedererleben", betonte Platini. Der UEFA-Chef appellierte an die "Einsicht der Behörden", eine "nicht allzu ferne finstere Vergangenheit, in der Hooligans und Fanatiker jeglicher Art in bestimmten europäischen Stadien das Sagen hatten" zu verhindern.

Platini forderte eine Verschärfung der europaweiten Stadionverbote. Zudem sprach er sich erneut für die Schaffung einer europäischen Sportpolizei aus. Die UEFA sei aber weder Gesetzgeber noch Polizist. "Wir kämpfen allein mit unseren eigenen Mitteln, mit begrenzten Mitteln", erinnerte Platini. "Wir können jedoch nur dann als Sieger hervorgehen, wenn wir von den Behörden unterstützt werden."

Neue Mitglieder im Exekutivkomitee

Der UEFA-Kongress bestimmte in Wien auch zwei neue Mitglieder im Exekutivkomitee des Weltverbandes FIFA. Bei der Wahl des britischen Vertreters, den erstmals der Kontinentalverband vornahm, setzte sich der Engländer David Gill, bis 2013 Geschäftsführer von Manchester United, durch.

Für Europa folgt der Deutsche Wolfgang Niersbach in der Fußball-Weltregierung seinem scheidenden Landsmann Theo Zwanziger nach. Der DFB-Präsident war der einzige Kandidat. Dazu wurden auch in der UEFA-Exekutive sieben Posten für vier Jahre vergeben. Neu im Gremium ist unter anderem der frühere WM-Torschützenkönig Davor Suker aus Kroatien.

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