Martin Stranzl: Gladbachs Kapitän,
Dauerläufer & "kompletter Spieler"

Alvaro Dominguez spricht über seinen Kollegen und das Nationalteam-Problem

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Fussball - Martin Stranzl: Gladbachs Kapitän,
Dauerläufer & "kompletter Spieler"

Derzeit steht Borussia Mönchengladbach an der dritten Stelle der deutschen Bundesliga. Eine Serie von 18 ungeschlagenen Partien in Folge ging erst vor kurzem durch ein kurioses Eigentor von Christoph Kramer zu Ende. In allen 18 Partien am Platz: Martin Stranzl.

Harte Arbeit und viel Taktik

"Wir haben uns intensiv vorbereitet und arbeiten seit Saisonbeginn sehr gut", fasst Alvaro Dominguez den Lauf seines Teams in einfachen Worten zusammen. Der Spanier spricht stellvertretend für den medienscheuen Stranzl mit NEWS.AT und hat eine weitere Erklärung: "Wir einen Trainer, der sehr viel Wert auf Taktik legt. So bekommen wir nicht viele Gegentore und verlieren wenige Spiele."

Dominguez wird vom angesprochenen "Taktikfuchs" Lucien Favre in der Viererkette entweder wie zuletzt links oder im Zentrum an der Seite von Stranzl eingesetzt. Die Kommunikation mit dem Abwehrchef ist dabei das Um und Auf: "Wir verstehen uns gut, weil wir ja lange in der Innenverteidigung zusammengespielt haben. Er ist ein Spieler, mit dem du dich sehr einfach verstehst. Da reicht oft schon ein Blick aus."

Das Zusammenspiel funktioniert

Dominguez wechselte 2012 von Atletico Madrid, mit denen er die Europa League gewinnen konnte, nach Mönchengladbach, sein Verteidiger-Kollege aus dem Burgenland war da schon ein Jahr da. Dass viele Akteure im Club wie die beiden schon seit Jahren zusammenspielen ist ein großer Pluspunkt des Teams, das in der Liga nach dem FC Bayern auf die beste Defensive blicken kann.

"Das ist nicht nur ein Verdienst der Verteidigung", analysiert der 25-jährige Madrilene die sechs Gegentore in der Meisterschaft: "der Trainer beschäftigt sich viel mit den Stürmern und ihrer Arbeit nach hinten. Auch die Außen- und Mittelfeldspieler arbeiten gut mit. Das hilft uns in der Verteidigung natürlich, besser dazustehen. Unsere gemeinsame taktische Arbeit macht es den Gegnern schwierig, Chancen zu kreieren und deshalb bekommen wir kaum Tore."

Der hilfreiche Routinier Martin Stranzl

Dass Stranzl mit 34 Jahren seinen Rücktritt immer wieder herausgeschoben hat und auch aktuell wieder über eine Verlängerung des mit Saisonende auslaufenden Vertrages nachdenkt - "Es macht unglaublich viel Spaß momentan, aber es ist wirklich zu früh, jetzt darüber zu reden", offenbarte der Routinier der "Sport Bild" -, ist für Dominguez und Co. nur von Vorteil: "Er kennt die Bundesliga bestens, hat ja auch schon für einige Clubs gespielt. Mit all seiner Erfahrung hilft er der Mannschaft natürlich weiter, gute Leistungen abzurufen."

Diese Erfahrung kommuniziert der Güssinger seit längerem als Spielführer. Offiziell wird zwar weiter Filip Daems als Kapitän geführt, der 36-jährige Belgier findet sich aber zumeist nur auf der Tribüne wieder. Somit ist Stranzl der Spieler im Club, "der viel mit dem Trainer und seinem Stab spricht und dies dann an uns andere Spieler weitergibt", so Dominguez. "Er ist eine wichtige Stütze der Mannschaft und zeigt das ständig."

Kein Rücktritt vom Rücktritt

Dass so ein Weltklasseverteidiger für sein Nationalteam keine Rolle spielt, überraschte auch den zweimaligen Teamspieler Spaniens, doch war es der langjährige 1860- und Spartak-Moskau-Legionär, der sich 2009 nach Differenzen mit Didi Constantini für einen Rücktritt aus dem ÖFB-Team entschieden hatte und sich auch von Nachfolger Marcel Koller nicht zu einem Comeback überreden ließ.

»Er wäre auch in der Nationalmannschaft große Hilfe«

"Er wäre auch in der Nationalmannschaft eine große Hilfe", weiß Dominguez. "Martin würde ins Team viel Charakter, Persönlichkeit und Spielidee mitbringen. Darüber hinaus ist er ein sehr solider und kompletter Spieler, der nie schlechte Leistungen abliefert." Einzig die zuletzt großartigen Performances von Aleksandar Dragovic und Martin Hinteregger, der übrigens als möglicher Stranzl-Nachfolger gehandelt wird, sorgen dafür, dass bei sich bei den österreichischen Fans der Wehmut in Grenzen hält.

Zwischen Abstinenz und Sehnsucht

Deutlich mehr Wehmut macht sich indessen beim 25-jährigen Gladbach-Kollegen aus Madrid breit. Dominguez würde gerne sein Land vertreten, wurde aber zuletzt trotz guter Form von Teamchef Vicente del Bosque ignoriert. "Ich würde es schon begrüßen, wenn öfters nach Deutschland geschaut werden würde", lamentiert dieser, dass Spaniens Weltmeister-Trainer "nur auf Spieler aus der spanischen Liga oder den Großclubs wie Bayern oder Manchester City" setzt.

Doch die Lösung aus der kleinen Misere des Verteidigers, der Österreich vom Trainingslager der "Roja" in Schruns-Tschagguns im Vorfeld der EURO 2012 noch bestens kennt, ist relativ simpel: "Das einzige, was ich machen kann, ist weiter zu arbeiten und für meinen Club alles zu geben."

Aktuell liegen die Gladbacher auf Kurs Richtung Champions League und sind auch noch in DFB-Pokal und Europa League gut im Rennen. Die Sehnsüchte der Fans, wieder an glorreichen Zeiten der 70er Jahre anzuschließen, werden Woche für Woche größer. Und ist die Borussia auch an sportlichen Erfolgen gemessen wieder ein Großclub, dürfte auch eine Einberufung ins spanische Team nur eine Frage der Zeit sein. "Ich habe es mir, glaube ich, verdient", so Dominguez. Dass ihm mit Martin Stranzl ausgerechnet ein Nationalteam-Abstinenzler dabei helfen könnte, ist da geradezu ironisch.

Kommentare

Ich würde auch nicht mit einem Arnautovic spielen. Der wird sich noch anschauen, ist demnächst total weg vom Fenster.

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