Sanel Kuljic siegt vor Gericht,
Manipulationsprozess startet bald

Ex-Bundesliga-Profi klagte gegen "heute.at" - Hauptprozess beginnt am 8. August

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Fussball - Sanel Kuljic siegt vor Gericht,
Manipulationsprozess startet bald

Das Medium hatte in einem Bericht vom 13. November 2013 behauptet, Kuljic komme von seiner Spielsucht nicht los, er habe in einer Nacht in einem Wettlokal in Wien 380.000 Euro verspielt. Daraufhin hätte der Sportler den Mercedes, den er als Dienstauto zur Verfügung gestellt bekam, als Wettschuld eingesetzt. Zudem soll er seinen Reisepass wegen Schulden als Pfand hinterlegt haben, sodass er ohne Reisedokument eine Auslandsreise für das Nationalteam habe antreten habe müssen. Antragsteller und -gegner konnten sich zu Beginn der Verhandlung auf keinen Vergleich einigen, der Anwalt des Mediums wollte den Wahrheitsbeweis antreten.

Behauptungen unwahr

Kuljic, aktuell in Graz-Jakomini in Haft, wurde per Videokonferenz von Richter Apostol vernommen. Zu den von "heute.at" aufgestellten Behauptungen sagte der Fußballer, dass diese nicht der Wahrheit entsprechen würden. "Ich habe meine Zahlungen vernachlässigt, da war ich sehr schlampig", gab der bekannte Häftling zu. Doch dass er regelmäßig gespielt hätte, sei unwahr. "Ich bin ab und zu ins Casino gegangen, aber nicht in dieser Dimension wie in der Zeitung behauptet wird." Gewettet habe er fast gar nichts, ab und zu hätte er 20 bis 50 Euro beim Glücksspiel ausgegeben.

Auch dass er in einer Nacht einen dermaßen hohen Betrag verspielt hätte, entspreche nicht der Wahrheit. Der angebliche Dienstwagen entpuppte sich im Verlauf der Verhandlung als Privatauto, das von Kuljic geleast wurde. "Und Ihren Reisepass haben sie nicht als Pfand hinterlegen müssen", fragte Richter Apostol. "Ich sehe den Sinn dahinter nicht", meinte Kuljic.

Reisen ohne Reisepass

Ein Zeuge aus dem Umfeld der Wiener Austria, bei der Kuljic einige Jahre spielte, berichtete, dass Kuljic bei einem Europacup-Auswärtsspiel und einem Bundesligaspiel in Vorarlberg, zu dem man über einen Schweizer Flughafen anreiste, den Reisepass nicht mitgehabt hätte. "Das war eine unangenehme Situation", sagte der Zeuge. Aber es passiere immer wieder, dass Spieler ihren Pass vergessen, "das ist kein Einzelfall".

Frank Stronachs damaliger Vertreter bei der Austria, Ernst Neumann, hatte 2007 bis 2008 für Kuljic finanzielle Agenden übernommen. "Es gab finanzielle Probleme. Und wir wollten ihn für den Sport kopffrei bekommen", sagte der 63-Jährige. Er habe Kuljic und seiner Frau ein wöchentliches Taschengeld gegeben, um den Rest den Gläubiger, - meist handelte es sich um Schulden aus Strafmandanten, Bankverbindlichkeiten sowie Mieten - zu zahlen.

Wettbetrugs-Prozess ab 8. August

Die Hauptverhandlung im Zusammenhang mit dem Wettbetrug rund um Kuljic und mit Dominique Taboga einem weiteren ehemaligen Bundesliga-Spieler wird am 8. August im Grazer Straflandesgericht beginnen. Der Prozess ist vorerst für drei Wochen anberaumt, den genauen Verhandlungsplan soll es seitens des Landesgerichts am Montag geben.

Insgesamt müssen sich zehn Beschuldigte - unter ihnen ist neben Taboga, Kuljic ein weiterer ehemaliger Bundesligaspieler - verantworten. Gegen die Angeklagten bestehen Vorwürfe der teils versuchten Manipulation von insgesamt 18 Spielen der Bundesliga sowie der Ersten Liga und zwar zwischen November 2004 und Oktober 2013. Damit verbunden ist auch der ebenfalls teils versuchte Betrug, wobei diverse Wettanbieter zu Schaden gekommen seien. Weiters besteht der Verdacht der Erpressung. Die Erhebungen gegen weitere 18 Verdächtige wurden mangels Beweisen zur Gänze eingestellt. Die Ermittlungsverfahren gegen 15 weitere Beschuldigte wurden ausgeschieden und werden getrennt weitergeführt.

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