Freimaurer-Grossmeister zu Dan Brown
Nächste Woche erscheint "The Lost Symbol"

Der Bestseller-Autor Michael Kraus im NEWS-Talk

Was das Marketing betrifft, kann diesem Mann niemand etwas beibringen: Seit drei Jahren hält der Amerikaner Dan Brown, 45 („Sakrileg“, „Illumina - ti“), die Spannung sein nächstes Opus betreffend am Sieden. Am 15. 9. erscheint nun „The Lost Symbol“ in englischer Sprache, Lübbe folgt am 14. 10. auf Deutsch. Über den Inhalt weiß man nur, dass es um die Freimaurer geht und dass sich die auf zwölf Stunden begrenzte Handlung im Capitol zu Washington zuträgt.

Freimaurer-Grossmeister zu Dan Brown
Nächste Woche erscheint "The Lost Symbol" © Bild: Ecowin Verlag/Martin Vukovits

Michael Kraus, Ehrengroßmeister der Großloge von Österreich, erweitert aus diesem Anlass seinen Bestseller „Die Freimaurer“ (Ecowin, Neuauflage im Oktober) um starke internationale Bezüge. Um „Raubersg’schichten“ durch Fakten zu begegnen, wie er anmerkt. Aus diesem Grund gewährte er auch NEWS das folgende Interview und erklärt die Rätselsymbole, die Brown seit Monaten auf seine Homepage stellt.

NEWS: Was ist von „Lost Symbol“ zu erwarten?
Kraus: Die Architektur von Washington, D. C., ist nach freimaurerischen Symbolen und Zahlengesetzgebungen entstanden. Das ist eine Tatsache. Dort wird Brown eben seine bekannte Suche nach Symbolen ansetzen.

NEWS: Wie ernst wird Brown von den Freimaurern genommen? Kraus: Seit „Sakrileg“ und „Illuminati“ weiß man ungefähr, was von ihm zu erwarten ist. Die internationalen Großlogen haben sich daher sehr intensiv damit auseinandergesetzt, ob er irgendwelche Verbindungen zur Freimaurerei hat. Es gibt keine. Er ist nirgendwo auf der Welt aufgenommen worden. Er ist kein Insider. Was nun befürchtet wird, ist, dass er die Fülle der amerikanischen Bezüge zur Freimaurerei für eine Raubersg’schichte benützt, wo historische Fakten mit Fiction vermischt werden, bis beides von niemandem mehr ausein- andergehalten werden kann. Brown ist in freimaurerischen Belangen wissenschaftlich nicht ernst zu nehmen. Noch dazu, wo die Bezüge zwischen amerikanischer Politik und Freimaurerei noch lange nicht aufgearbeitet sind.

NEWS: Aber Freimaurer waren doch wesentlich an der Gründung der USA beteiligt?
Kraus: Zweifellos. Die Gründerväter und die Autoren der Verfassung waren in großer Mehrzahl Freimaurer. 20 von 29 Generalmajoren Washingtons und 16 der 40 Präsidenten zwischen 1789 und 1989 – unter ihnen Washington, Mon - roe, Theodore und Frank lin D. Roosevelt, Howard, Truman, Lyndon B. Johnson und Gerald Ford. 1939 haben die amerikanischen Freimaurer eine breite Unterstützung der Streitkräfte gegen das antifreimaurerische Deutschland organisiert.

NEWS: Sind die Freimaurer in den USA noch so mächtig?
Kraus: Nein. Erstens standen die Freimaurer auch in Amerika unter starkem Diskreditierungsdruck. Es wurde fälschlich kommuniziert, sie seien eine Religionsgemeinschaft, und da kennen die Amerikaner keinen Spaß. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs war die Freimaurerei in Amerika aber so stark, dass sie standhalten konnte. Sie leistete auch einen wesentlichen Beitrag zur Knüpfung eines sozialen Netzes, da es in den USA bis heute keine Grundversorgung gibt. In dem Maß aber, in dem die sogenannten Service-Clubs – Rotary, Lions etc. – an Bedeutung gewannen, begann der Niedergang. Das Militär als Instrument der Rekrutierung neuer Mitglieder hat außerdem nach 1945 an Bedeutung verloren. Vor allem aber hat die Freimaurerei in Amerika nicht den philosophisch-wissenschaftlich- künstlerischen Aufklärungshintergrund wie in Europa. In Amerika hat sie sich mit gesellschaftspolitischen Phänomenen kaum befasst und ist sehr in den Ritualen verhaftet. Und junge Menschen scheuen sich heute eben, seitenweise Bücher mit Ritualen auswendig zu lernen. In Österreich, wo man andere Prioritäten pflegt, steigt hingegen die Mitgliederzahl ständig.

NEWS: Sind Carter, Clinton, Bush, Obama Freimaurer?
Kraus: Nein. Obama steht uns aber sehr positiv gegenüber.

NEWS: Gibt es auch in Österreich Hochgrade?
Kraus: Ja, beide, aber auch in dieser Hinsicht ist man näher am freimaurerischen Grundgedanken als in Amerika.

NEWS: Kennen Sie die These, Haider sei Freimaurer gewesen und dort missliebig geworden?
Kraus: Dieser Verschwörungsunfug hat jahrhundertealte Tradition. Die Freimaurer sind ja kein Ordenssystem mit Befehlsstrukturen! Sie sind eine Vereinigung von Individualisten, die in gleicher Augenhöhe gemeinsam an der Verbesserung der Welt arbeiten wollen. Haider war übrigens kein Freimaurer.

Das ganze Interview lesen Sie im neuen NEWS 37/09