Auspowern mit Aphrodite

Freeletics: So werden Sie mit dem Coach aus dem Smartphone fit

Training mit dem eigenen Körpergewicht wo und wann immer man will: Freeletics hat sich in den letzten Jahren zu einer regelrechten Fitness-Bewegung entwickelt. Das einzige, was man dazu braucht, ist ein Smartphone, eine Matte – und eine Portion Willenskraft.

von Eine Frau mach Liegestütz auf einer Wiese © Bild: Corbis

In einem Fußballkäfig am Wiener Donaukanal trainiert eine Gruppe Männer und Frauen. Sie machen Klimmzüge, Hampelmänner, Sit-ups und Burpees, die gefürchteten Liegestütz-Strecksprünge. Dazwischen sprinten sie vor den Käfigen auf und ab. Sie feuern einander an, lachen, schimpfen und jammern – und machen doch weiter. Ein paar Fußgänger schauen verwundert. Die Burschen, die im Käfig nebenan Fußballspielen, kennen ihre Nachbarn schon: Die Freeletics-Anhänger. Jetzt, nach Ende der kalten Jahreszeit, finden sich wieder täglich viele von ihnen zum gemeinsamen Training ein.

Freeletics erfreut sich steigender Beliebtheit. Das wichtigste Trainingsgerät ist das Smartphone, denn die Workout-Pläne liefert eine App. Dahinter steckt das gleichnamige Münchner Unternehmen, das im Juni 2013 von drei Sportstudenten gegründet wurde. Heute hat Freeletics rund sieben Millionen Nutzer weltweit.

Der Trend setzt sich fort

Mittlerweile gibt es auch Freeletics Running und Freeletics Gym für das Fitnessstudio. Am beliebtesten ist aber nach wie Freeletics Bodyweight, ein hochintensives Konditions- und Krafttraining mit dem eigenen Körpergewicht. In der gratis-Version bekommt man zehn Workouts zur Verfügung gestellt. Als Alternative man kann aber auch den kostenpflichtigen Coach abonnieren, der individuelle Trainingspläne zusammenstellt und auf Feedback reagiert. Je nach Abo-Dauer kostet es 34,99 Euro für drei Monate, 59,99 Euro für sechs Monate und 79,99 Euro für ein Jahr.

© Csevakli Tamas

"Man braucht nichts außer einer Matte. Keine Geräte, kein Fitnessstudio. Man kann es im Wohnzimmer, im Garten oder im Park machen", erklärt Gabriel Aigner den Reiz für viele Hobbysportler. Der 22-Jährige ist seit zweieinhalb Jahren dabei. Zuvor hatte er im Fitnessstudio mehr als 20 Kilo abgenommen. "Aber fit war ich nicht. Und zudem damals noch Raucher", sagt der Student und Kinderbetreuer. Über eine Freundin lernte er Freeletics kennen – und übernahm sich bei seinen ersten Versuchen ordentlich. Denn das Einsteiger-Workout "Aphrodite" – die Programme sind nach griechischen Gottheiten benannt – besteht aus 150 Kniebeugen, 150 Sit-ups und 150 Burpees, die auch noch so schnell und sauber wie möglich ausgeführt werden sollen. "Danach hatte ich eineinhalb Wochen Muskelkater", sagt Aigner. Aber der Ehrgeiz hatte ihn gepackt. Er begann zu trainieren. Heute absolviert er vier bis sechs Einheiten pro Woche. "Ich kann mich dabei komplett auspowern. Am Ende liegt man am Boden und denkt: endlich fertig. Aber dann kommen die Endorphie, das ist das Beste daran", beschreibt er seine Erfahrungen.

Community hilft beim Durchhalten

Beim Durchhalten geholfen hat ihm nicht zuletzt die Freeletics-Community. Denn die Sportler treffen sich an bestimmten "Spots" zum Trainieren. Freeletics-Standorte gibt es in ganz Österreich. Eine Art Verzeichnis gibt es auf der Seite Freeletics Austria, die vom begeisterten Community Botschafter Harry Steinwender betrieben wird. Wer einen eigenen Spot ins Leben rufen will, kann dies ganz bequem via Facebook tun. Die größte Gruppe befindet sich mit fast 6.600 Mitgliedern in Wien. Gegründet hat sie Markus Gottwald im Sommer 2013. "Damals hatte sie nur 30 Mitglieder. Die Hälfte davon habe ich ungefragt aus meiner eigenen Freundesliste hinzugefügt", sagt Gottwald und lacht. Er selbst war schon immer sehr sportlich, hat als Jugendlicher Fußball und als Student intensiv Volleyball gespielt, ehe er mit Freeletics begann.

© Markus Gottwald

Angst davor, von muskelbepackten Athleten ausgelacht zu werden, muss aber keiner haben, der neu dazu kommt. "Es ist egal, ob jemand 150 Liegestütze einfach herunterreißt oder gerade mal einen Klimmzug schafft. Jeder wird herzlich aufgenommen und angefeuert", sagt Gottwald. "Wir sind eine sehr offene Familie und erklären Neulingen auch gerne Übungen." Grundsätzlich sei Freeletics für jeden geeignet. Bei gesundheitlichen Problemen jeglicher Art solle man unbedingt vorher mit dem Arzt darüber sprechen. Gewicht dagegen ist kaum ein Hindernis. "Ich habe einen Freund, der über 120 Kilo wiegt und auch seine Burpees macht", sagt Aigner. Ganz gemäß dem Motto von Freeletics: Keine Ausreden.

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