Ablasshandel
mit "Männer-Zertifikaten"?

Wer zu wenige Frauen beschäftigt, soll sich von dieser Schuld freikaufen können

In Deutschland gilt ab dem kommenden Jahr eine verpflichtende Frauenquote für Aufsichtsräte. Viele Unternehmen beklagen, es gäbe zu wenig geeignete Kandidatinnen. Ein Wirtschaftswissenschaftler hat darum eine ungewöhnliche Lösung vorgeschlagen.

von Gruppe im Business-Outfit © Bild: istockphoto.com

Im vergangenen März hat der Deutsche Bundestag eine verpflichtende Frauenquote beschlossen. Das bedeutet, dass alle börsennotierten Unternehmen, in denen die Arbeitnehmer über Betriebsräte mitbestimmen können, ab 2016 mindestens 30 Prozent ihrer Aufsichtsrats-Posten mit Frauen besetzen müssen.

Das betrifft exakt 101 Unternehmen und einige davon haben sich umgehend über den „historischen Schritt für Deutschland“ (Familienministerin Manuela Schwesig von der SPD) beklagt. Zu wenige qualifizierte Kandidatinnen gäbe es, so die Firmen, darum sei die Suche so aufwendig wie teuer. Besonders in Industrieunternehmen, klassischen Männer-Refugien also, sind die Klagen über zu wenige weibliche Führungskräfte besonders laut, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“.

Ungewöhnliche Lösung

Ein Problem, für das eine Gruppe von Forschern um den Arbeitsökonomen Michael Neugart jetzt eine Lösung gefunden haben will, die sowohl den Unternehmen als auch den Frauen nützt. Und zwar schlagen die Wissenschaftler vor, die Firmen mit den zu besetzenden Aufsichtsratsplätzen handeln zu lassen – ähnlich wie die Industrie bereits seit Jahren mit Emissionszertifikaten handelt.

Kann – oder will - ein Unternehmen einen Platz in seinem Aufsichtsrat nicht mit einer Frau besetzen, obwohl die Quote das eigentlich vorschreiben würde, kann sich die Firma von ihrer Schuld freikaufen, so der Vorschlag der Wissenschaftler. Umgekehrt können Unternehmen, die die Quote übererfüllen, diese überzähligen Sitze an die verkaufen, die eben zu wenige Frauen beschäftigen.

Gut für die Quote

Der Kompensations-Preis für einen zusätzlichen Mann im Aufsichtsrat würde also umso höher steigen, je mehr Unternehmen ihre Quote nicht erfüllen und sich solche „Männer-Zertifikate“ kaufen müssten. Und das würde wiederum, so die These der Wissenschaftler, dazu führen, dass die Frauenquote sehr viel schneller großflächig eingehalten werden würde als ohne dieses System.

Und die Idee hat auch noch einen weiteren Vorteil, wie Neugart und seine Kollegen betonen. Viele Frauen würden sich stigmatisiert fühlen, wenn sie in Unternehmen mit Quotenregelungen befördert würden. Wenn die Firma nun die Möglichkeit hätte, gegen eine entsprechende Zahlung auch einen Mann einzustellen, verschwinde dieses Gefühl jedoch.

Kommentare

Es gibt auch zuviele von uns Burgenländern bei Wiener Baufirmen. So kann's nicht weiter gehen. Ich verlange Gerechtigkeit für Tiroler und Vorarlberger. Aber dalli!

Lynxx

Quotenregelungen widersprechen sowohl den Prinzipien der Gerechtigkeit als auch der Wirtschaftlichkeit. Im Bereich Arbeit und Leistung sollte nur auf die Qualifikation der Bewerber geachtet werden. Sind zu wenig hochqualifizierte weibliche Bewerber da, dann müssen die Betriebe wegen dieser Quote weniger qualifiziet anstellen, was dann ihre Leistung und Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen kann.

higgs70
higgs70 melden


Geschlechtergerechtigkeit, ja ja, aber auch Gerechtigkeit nach Schuhgröße, sexueller Orrientierung,Zahl der Allergien, gleich viel Nasenbohrer wie Nicht-Nasenbohrer, denn all das hat mit dem Geschlecht gemeinsam, dass da keine kausale Beziehung zur Qualifikation besteht. Und schon Untersuchungen in Schulen einst zeigten,dass der Name bei der Benotung eine Rolle spielen kann, also Gerechtigkeit für Müller und Maier wie auch für Oberuntergeschaftlhuber, für Chantalle ebenso wie für Nepomuk-Fridolin. Es gibt viel zu tun,also packen wirs an!
Wers dumm findet dem widerspreche ich nicht.

Und um nicht missverstanden zu werden, ich habe absolut nichts gegen weibliche Führungskräfte,wer für eine Bilanz letztverantwortlich ist, ist natürlich keine Frage des Geschlechts. Nur muss es wissen was es tut und es sollte nach Kompetenz und nicht danach ausgewählt werden, was im Vorstand noch so an Geschlechtlichem fehlt. Und wenn dadurch Kompetente auf der Strecke bleiben ist es eine gesetzlich legitimierte Diskriminierung auch noch, wurst ob man dafür bezahlt oder nicht. Langsam wirds echt skurril.

neusiedlersee melden

Richtig, es gibt zu viele Nasenbohrer in Ministerien. Aber dort will man die Quote nicht ändern. Man möchte unter sich bleiben. Und bekannterweise gibt es mehr Nasenbohrer als -bohrerinnen. Da wird's nix mit der Quote.

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