For Honor:
Marathon der Klingentänzer

Kennen Sie den schon? Treffen sich ein Ritter, ein Wikinger und ein Samurai...Ok, mit einem Witz zu beginnen wäre ungerecht, weil "For Honor" alles andere als das ist. Im Gegenteil, der Schlachtfeld-Simulator von Ubisoft macht mit taktischer Spieltiefe und spannenden Mehrspielerschlachten alle Anstalten, bitterernste Töne einzustimmen. Vieles davon ist überraschend gut gelungen, manches aber auch weniger überzeugend.

von Videospiele - For Honor:
Marathon der Klingentänzer © Bild: Ubisoft

"For Honor" bietet eine große Auswahl an unterschiedlichen Spielvarianten. Vermeintlich. Hat man das Menü einmal durchschaut und die Einweisung hinter sich, lichtet sich der Nebel. Der Schwerpunkt des Spiels liegt deutlich auf den Mehrspielerschlachten, wie es sie in ähnlicher Art und Weise bislang nur am PC zu spielen gegeben hat. Fünf verschiedene Spieltypen zelebrieren dabei den Nahkampf mit mittelalterlichen Hieb- und Stichwaffen.

Zwei klassische Duell-Varianten lassen zwei oder vier Spieler in einer direkten Konfrontation gegeneinander antreten wie man es von klassischen Beat'em Ups kennt (1 gegen 1 bzw. 2 gegen 2). Demgegenüber stehen drei Varianten der Vorherrschaft, in der zwei Teams aus jeweils vier Kämpfern um Kontrollpunkte auf einer Karte kämpfen (4 gegen 4). Das geschieht mit der Unterstützung computergesteuerter Fußsoldaten, ist aber auch nur in Deathmatch-Spielvarianten möglich.

Und darum geht's

Prinzipiell hat "For Honor" auch einen Einzelspieler-Modus, der mit einer Kampagnenlänge von ein paar wenigen Stunden als intensive Vorbereitung auf die Mehrspielerschlachten betrachtet werden kann. Die Geschichte des Spiels ist offengestanden austauschbar, auch wenn sie - wie das komplette Spiel - optisch und akustisch richtig beeindruckend in Szene gesetzt ist. RICHTIG beeindruckend. Jedenfalls stachelt eine Kriegsfürstin (?) namens Apollyon Ritter, Wikinger und Samurai in einer fiktiven Region gegeneinander auf und lässt sie einen endlosen Kampf austragen. Nach 1.000 Jahren steigt der Spieler in diesen Kampf ein. Ganz ehrlich? Was auch immer. Anders ließe sich die Kurve geschichtlich auch nicht kratzen. Alternative Storyline:

© 20th Century Fox Home Entertainment

Der eigentliche Held unter Helden

Von Anfang an beeindruckend ist der heimliche Held von "For Honor", die Spielmechanik. Sie erfordert ein wenig Eingewöhnung, fasziniert aber mit ihrem komplexen Stein-Papier-Schere-System: Das Spiel lebt vom cleveren Wechselspiel aus Angriffs- und Verteidigungszügen sowie entsprechenden Kampfhaltungen, die in den einzelnen Duellen am Schlachtfeld stattfinden. Zum Standardrepertoire leichter und schwerer Angriffe gesellen sich wie bei einem Beat'em Up Spezialattacken, Konter, Breaker, Würfe und natürlich Kombos.

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Neben der Spieltiefe dieses Systems bieten 12 unterschiedliche Heldenklassen (jeweils vier pro Fraktion der Ritter, Wikinger und Samurai) weiteren taktischen Raum zum Austoben. Die Bandbreite reicht dabei von kleinen wendigen Charakteren bis hin zu behäbigeren Kämpfern, die dafür umso heftiger austeilen, wenn sie einmal treffen. Auch deren Repertoire spezieller Angriffe entpuppte sich als ausgewogen. Oder besser gesagt als relativ ausgewogen: Schon in der Betaphase des Spiels zeigte sich, dass manche Klassen leichte Vorteile aufweisen. Hier könnte Ubisoft mit einem Update eventuell noch nachbessern (Stichwort: Nobushi).

Fragwürdiger Shopping-Anreiz

"For Honor" ist ab sofort für PC, PlayStation 4 und Xbox One erhältlich und kostet in der Standardversion 60 Euro. Mindestens. Die Gold-Edition mit dem Saison-Pass kostet sogar 90 Euro. Weshalb dieses Vollpreis-Spiel dann noch über einen weiteren Shop verfügt, in dem man Euro gegen Spielwährung tauschen kann, bleibt stark zu hinterfragen. "For Honor" ist natürlich kein Einzelfall, kaum ein anderes Spiel geht damit aber auch so ungeniert um.

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Immerhin: Wer in diese Kasse einzahlt, bekommt lediglich kosmetische Vorteile oder muss für spielerische Vorteile ausgleichende Nachteile in Kauf nehmen. Man kann dennoch die Abkürzung nehmen und muss seinen individuellen Look nicht stundenlang hart erkämpfen. Denn prinzipiell ist sehr viel Zeitaufwand alles Erkaufbare auch erspielbar.

Server-Momente stumpfer Klingen

Von dieser unsympathischen Slotmaschine abgesehen gibt es vermehrt Berichte von Serverproblemen, unter denen "For Honor" zu Beginn noch leidet, insbesondere am PC. Abgebrochene Spiele oder Pausen im laufenden Spiel gehören leider ebenso zum Alltag wie Schwierigkeiten bei der Bildung von Gruppen wie man sie gerne hätte.

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Im Test selbst (auf einer PlayStation 4 Pro) waren vereinzelt Verbindungsabbrüche festzustellen. Insbesondere beim Matchmaking sollte sich Ubisoft aber rasch etwas einfallen lassen, weil das über das simple Duell hinaus derzeit noch für Frust sorgen kann.

News.at-Fazit

Bei meiner Ehr'! "For Honor" kann definitiv mit neuem Spielwitz punkten. Wer auf taktische, langsame Brachialkämpfe steht und mittelalterlicher Stimmung etwas abgewinnen kann, wird an diesem Marathon der Klingentänzer unheimlich viel Spaß haben. Für eine schnelle Haudrauf-Runde zwischendurch ist "For Honor" überraschenderweise absolut nicht geeignet, gerade zu Beginn sollte man sich sogar viel Zeit dafür nehmen. Das liegt leider auch an anfänglichen Serverproblemen. Man darf gespannt sein, ob sich dieser weitere Weg neben dem Trampelpfad der Shooter und MOBAs erschließen kann, um unterhaltsame Mehrspielerschlachten zu bestreiten.

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"For Honor" ist ab sofort im Handel für PC, PlayStation 4 und Xbox One erhältlich und kostet rund 60 Euro. Die Gold-Edition enthält den Season-Pass und kostet 90 Euro. Für 150 Euro bekommen Sammler eine Collector's Edition mit Kriegerbüsten. Das Testmuster wurde der Redaktion von Ubisoft zur Verfügung gestellt.

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