So super ist
Superfood wirklich

Es soll schön, jung und gesund machen. Was der neue Lebensmittel-Trend taugt

Sie sind kleine, rote Früchtchen und der Food-Trend schlechthin: Gojibeeren. Mönche aus Tibet schwören seit Tausenden von Jahren auf ihre Heilkraft, und Hollywoodstars knabbern sie im Minutentakt gegen Falten und um schlank zu bleiben. Spinat und Äpfel als Vitaminbomben und Gesundmacher? Viel zu gewöhnlich. Wer heute superfit, superschlank und superschön sein möchte, greift zu Superfood. Getrocknet, als Pulver, in Tees oder auch als Kapseln. Super deshalb, weil es so supergesund sein soll - versprechen die Hersteller.

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Food-Trend - So super ist
Superfood wirklich

Die Lebensmittelindustrie hat vor allem Produkte aus fernen Ländern als Supergesundmacher auserkoren. Exotische Namen haben eben mehr Power als der altbackene Erdapfel. Egal ob es die schwarzen Samen der Chiapflanze, die purpurroten Früchte der südamerikanischen Açaí-Palme oder eben Gojibeeren sind -die Menschen lassen sich gerne von Wunderwirkungen überzeugen und berieseln. Die Vorstellung, dass Lebensmittel mit Exotenbonus außergewöhnlich gesund sind, ist attraktiv und beflügelt die Kauflust. Selbst kritische Konsumenten werfen gerne einen Blick auf die Exoten und greifen auch mal zu.

Keine Wunderwirkung

Zu einer der wichtigsten Vermarktungsstrategien von Superfood-Produkten gehört, deren antioxidative Kräfte anzupreisen, die etwa vor Krebs, Diabetes oder Herzerkrankungen schützen sollen. Zudem enthielten Superfoods wahnsinnig viele wertvolle Vitamine und könnten den Stoffwechsel so ankurbeln, dass man binnen weniger Wochen sein Traumgewicht erreicht. Doch fragt man Wissenschaftler, was dran oder besser: drin ist im Superessen, sind die Antworten meist ernüchternd. Vor manchen der exotischen Lebensmittel wird sogar gewarnt.

Tatsächlich beinhalten viele der Früchte oder Samen wichtige Nährstoffe und tragen zu einer gesunden Ernährung bei. Doch eine Wunderwirkung lasse sich nicht belegen, erklären Experten. Viele exotische Früchte aus der Superfood-Klasse kommen von weit her. Niemand weiß genau, unter welchen Bedingungen sie angebaut und verarbeitet werden. Bei chinesischen Gojibeeren wurden etwa mehrfach hohe Pestizidbelastungen festgestellt. Bei Chiasamen gibt es Hinweise auf den Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln, die in Europa verboten sind. Zudem werden Früchte oft viel zu früh geerntet und wochenlang gelagert, sodass kaum gesunde Inhaltsstoffe vorhanden sind.

Es ist unrealistisch zu erwarten, dass eine kleine Angebotspalette sogenannter Superfoods das gesundheitliche Wohlbefinden signifikant steigert. Immerhin bringen sie geschmacklich Abwechslung in den Speiseplan. Doch im Grunde sind sie nicht mehr, aber auch nicht weniger gesund als heimisches Obst oder Gemüse auch. Wer sich also ausgewogen und gesund ernähren will, kann das auch ohne Goji und Açaí tun. Denn die Vitamine, Mineralstoffe und sekundären Pflanzenstoffe finden sich ebenso in heimischen Nahrungsmitteln.

Ein Apfel am Tag

Eine klare Definition, was eigentlich ein Superfood ist, existiert ohnehin nicht. Gemeint sind damit Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an Vitaminen und Mineralien. Und zu vielen der exotischen Superfoods gibt es heimische Alternativen. Zumal auch Regionalität und Saisonalität bei Lebensmitteln und Food-Trends zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Ein Apfel am Tag hält den Arzt fern, lautet eine alte Volksweisheit. Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Auch der tägliche Apfel kann keine Wunder bewirken, so wie es auch andere Lebensmittel nicht können. Aber auch Apfelessen kann dazu beitragen, das Krebsrisiko zu senken und Herzerkrankungen und Demenz vorzubeugen. Wie viel des gesunden Mehrwerts im Apfel steckt, ist allerdings von Sorte und Wachstum abhängig. Alte Sorten haben einen höheren Gehalt als hochgezüchtete Sorten aus dem Supermarkt.

Zwiebeln und Knoblauch etwa werden schon seit Tausenden Jahren wegen ihrer heilenden Kräfte geschätzt, was auch wissenschaftlich bestätigt ist. Sie sind reich an Sulfiden, die entzündungshemmend wirken. Sie können Infektionskrankheiten wie Erkältungen vorbeugen und bekämpfen. Der regelmäßige Verzehr wirkt sich auch positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus und senkt den Cholesterinspiegel.

Auch die Portion Nüsse pro Tag hilft, den Cholesterinspiegel im gesunden Bereich zu halten. Walnüsse schützen vor Krebs, fördern die Konzentration und sorgen für starke Nerven. Superfood eben.

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