Was passiert eigentlich
mit dem Bordklo-Inhalt?

Menschliche Ausscheidungen werden längst nicht mehr von Bord geworfen

Fäkalienregen und Urin-Bomben - müssen Erdenbewohner wirklich damit rechnen, dass Ihnen eines Tages menschliche Ausscheidungen aus Flugzeug-Toiletten auf dem Kopf landen? News.at erklärt, wie moderne Bordklos funktionieren.

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Flugzeugfragen - Was passiert eigentlich
mit dem Bordklo-Inhalt?

Hoch über den Wolken gibt es zwar Toiletten, aber weit und breit ist kein Abwassersystem vorhanden. Was passiert denn nun mit dem Inhalt, fragt man sich unweigerlich. In den Kinderschuhen der Fluggeschichte wurde dieser tatsächlich noch zum Beispiel mit Fallrohren in die Umwelt abgeleitet (bei vielen Zügen funktioniert das heute noch so). Doch diese wurden mit zunehmendem Umweltbewusstsein durch geschlossene Systeme ersetzt.

Vakuumsauger sind modern

Es wurden Festtanksysteme, aber auch Wechseltank- oder Kassettentoiletten eingesetzt, wobei die Fäkalien unterschiedlich aufbereitet werden, zum Beispiel durch Hacker, Spülsysteme und umweltbelastende Chemikalienzusätze. In der modernen Verkehrsluftfahrt sind Bordtoiletten jedoch mit Vakuum-Absaugvorrichtungen ausgestattet. Erfunden hat's der Flugzeugingenieur James Kemper im Jahr 1975, eingesetzt wird das Unterdruck-System seit den 1980er-Jahren.

Wassertoilette unmöglich

Die menschlichen Ausscheidungen wie durch einen Staubsauger in einem Tank gesaugt: "Man nutzt dazu den Umstand, dass der Luftdruck außerhalb des Flugzeugs sehr viel niedriger ist als in der Kabine", erklärt Luftfahrt-Experte Heinrich Grossbongardt der Reiseseite Travelbook. Dabei wird nur ganz wenig Wasser benötigt: "Eine Wasserspülung wie am Boden kann es aus Gewichtsgründen nicht geben. Dazu müsste sie auf einem Langstreckenflug viele Tonnen Wasser mitführen – was teuer wäre und durch den zusätzlichen Kerosinverbrauch eine hohe Umweltbelastung verursachen würde", erklärt Grossbongardt.

Nach der Landung

Nach der Landung wird der gefüllte Tank mit einem Spezialfahrzeug entleert und der Inhalt zur nächsten Abwasserentsorgung gebracht. Hierbei kommt auch zwingend Chemie zum Einsatz. Dieser ist notwendig, um ein Übertragen gefährlicher Krankheiten zu verhindern, erklärt Grossbongardt: "Zumindest in Europa, Nordamerika und vielen anderen Ländern gibt es aber strenge Vorschriften für die fachgerechte, umweltverträgliche Entsorgung", ergänzt er.

Neues Reinigungssystem

Bei der Lufthansa wird derzeit aber eine ganz neue Reinigungsmethode getestet, die von Austrian Airlines mit der Firma Waliclean entwickelt wurde. "Das innovative System schont nicht nur die Umwelt, sondern spart auch Zeit und Geld“, sagt Lufthansa-Sprecher Klaus Gorny zu Travelbook. Eine Lösung aus handelsüblicher Zitronensäure und warmem Wasser zirkuliert dabei mittels geregeltem Unterdruck durch das Abwassersystem des Flugzeugs. "Das Spülwasser kann problemlos über den Abwasserkanal entsorgt werden. Diese Methode spart Chemikalien und damit Geld."

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