Flüchtlinge von Rettungsschiff "Aquarius" in Empfangszentrum gebracht

Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Portugal und Spanien nehmen die Migranten auf

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Als das Schiff der Hilfsorganisationen SOS Mediterranee und Ärzte ohne Grenzen (MSF) am Nachmittag im Hafen von Valletta einlief, jubelten und winkten die Menschen an Bord. Einige machten das Siegeszeichen. Die Flüchtlinge stammen überwiegend aus den afrikanischen Staaten Somalia und Eritrea, deren Bürger in der Regel gute Chancen auf Asyl haben. Unter ihnen waren dutzende unbegleitete Kinder. Zwei hochschwangere Frauen verließen den Hafen im Krankenwagen.

SOS Mediterranee begrüßte die Einigung der EU-Staaten. Der Einsatzleiter der Hilfsorganisation, die das Schiff mit betreibt, Frederic Penard, sprach von einem "ersten Schritt", zeigte sich aber zugleich abwartend hinsichtlich der Details der Einigung.

Auch das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR äußerte sich positiv zu der Einigung, mahnte aber zugleich dauerhaftere Lösungen an. UNO-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi forderte ein Abkommen, das "Klarheit und Vorhersagbarkeit" schaffe, wo Flüchtlingsschiffe anlegen könnten.

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen zeigte sich in einer Erklärung "erleichtert", dass ein sicherer Ort für die 141 schutzbedürftigen Menschen gefunden wurde. Auch sie forderte aber "dauerhafte tragfähige Lösungen zur Bewältigung der humanitären Krisen" im Mittelmeer".

Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Portugal und Spanien sagten die Aufnahme von Flüchtlingen zu. Die maltesische Regierung erklärte am Abend, Italien werde ebenfalls einige der Migranten aufnehmen. Österreich hat sich an Aktionen zur Aufnahme von Flüchtlingen von Rettungsschiffen bisher nicht beteiligt.

Der italienische Innenminister und stellvertretende Regierungschef Matteo Salvini von der rechtsextremen Lega hatte im Juni erklärt, dass Schiffe von Hilfsorganisationen mit Flüchtlingen an Bord nicht mehr Italien anlegen dürfen.

Die Geschäftsführerin von SOS Mediterranee in Deutschland, Verena Papke, kündigte neue Hilfseinsätze der "Aquarius" an. Das Schiff werde "sobald wie möglich wieder in den Rettungseinsatz rausfahren", sagte Papke in Berlin.

Die "Aquarius" hatte ihren Einsatz im Mittelmeer erst vor rund zwei Wochen wieder aufgenommen. Anfang Juni hatten Malta und Italien das Schiff mit 630 Flüchtlingen an Bord zurückgewiesen. Die Odyssee des Rettungsschiffs endete erst nach einer Woche im spanischen Hafen Valencia. Seit dem 29. Juni befand sich die "Aquarius" zu einem Wartungsstopp im Hafen von Marseille in Südfrankreich.

Zum Streit um die Flagge, unter der die "Aquarius" künftig fahren könnte, sagte Papke: Sollte die "Aquarius", die seit zwei Jahren unter der Flagge Gibraltars fährt, diese verlieren, werde sie "vermutlich unter deutscher Flagge weiterfahren". "Das ist grundsätzlich ein Szenario, was man sich vorstellen kann", sagte Papke.

Gibraltar hatte zuletzt angekündigt, die "Aquarius" dürfe nicht mehr unter der Flagge des britischen Gebiets fahren. Zur Begründung hieß es, das Schiff sei in Gibraltar als Forschungsschiff registriert worden, nicht als Rettungsschiff. Die Verhandlungen dazu dauern an.

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