Die Schattenseiten der
flexiblen Arbeitszeit

Ohne Flexibilität am Arbeitsplatz geht es kaum mehr - doch wie viel ist gesund?

Schnell noch ein paar E-Mails checken - und schon ist wieder eine halbe Stunde Freizeit weg. Die viel zitierte Flexibilität hat den österreichischen Arbeitsmarkt längst erobert. Und das oft nicht zum Vorteil der Arbeitnehmer.

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Zu jeder Zeit bereit - Die Schattenseiten der
flexiblen Arbeitszeit

Laut einer Studie der deutschen Gesellschaft für Unterhaltungselektronik (gfu) vom Jahr 2015 kontrolliert mehr als jeder zweite Österreicher seine beruflichen Mails auch in seiner Freizeit. 25 Prozent der Österreicher können laut Arbeitsklimaindex (Sommer 2016) der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich in den Ferien nicht entspannen, weil sie dauernd erreichbar sind, E-Mails lesen oder mit Kunden telefonieren.

So flexibel sind österreichische Arbeitnehmer

Wirtschaftsvertreter und Unternehmen haben in den letzten Monaten verstärkt mehr Flexibilität - vor allem in Hinblick auf die Arbeitszeiten gefordert. Der Vorschlag von Vizekanzler Reinhold Mitterlehner eine Höchstarbeitszeit von 12 Stunden in Unternehmen mit Gleitzeit einzuführen, wurde als Fortschritt begrüßt.

Dabei gestaltet sich der Arbeitsalltag der meisten Österreich bereits sehr flexibel, wie die AK in einer Aussendung mitteilte.

  • bei deutlich mehr als der Hälfte ist die Arbeitszeitdauer pro Tag nicht gleich
  • fast ein Drittel der Beschäftigten hat jede Woche andere Arbeitszeiten
  • jeder Zweite hat keinen fixen Arbeitsbeginn und/oder kein fixes Arbeitsende
  • zwei von drei Arbeitnehmern müssen fast immer oder sehr oft unter Termindruck arbeiten

Damit weist Österreich im europaweiten Vergleich laut der "6. Erhebung über die Arbeitsbedingungen in Europa" der europäischen Agentur "Eurofound" bei der Flexibilität überdurchschnittlich hohe Werte auf.

Welche Folgen drohen können

Die ständige Erreichbarkeit beziehungsweise Flexibilität bleibt auf Dauer nicht ohne Folgen. Es kann laut AK zu mangelnder Entspannung und Schlafstörungen kommen. "Dieses ständige gegenseitige Unterbrechen und der zunehmende digitale Präsentismus, also über das Smartphone ständig mit der Firma in Kontakt zu sein, bergen große Gefahren, die bei jahrelanger Gewohnheit oftmals in psychischen Erkrankungen wie Burnout münden", warnte AK-Präsident Johann Kalliauer im Juli.

Kalliauer weist auch darauf hin, dass es die Verantwortung der Betriebe und der Führungskräfte - die mit ihrer ständigen Abrufbarkeit eine Vorbildwirkung hätten - sei, Strategien und Maßnahmen gegen gesundheitsschädliches Verhalten wie etwa die ständige Erreichbarkeit im Urlaub einzuleiten.

Es ist also Umdenken angesagt: Wer im Urlaub ständig dienstlich telefoniert, berufliche E-Mails checkt und in seiner Freizeit nicht abschalten kann, sollte sich zurücknehmen, um die eigene Gesundheit nicht zu gefährden. Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber sollten, so lautet eine Forderung der AK, verantwortungsvoller und sensibler mit ihren Ressourcen umgehen.

Kommentare

Henry Knuddi

wenn dann alle mit 30j in pension gehen, weils total kaputt sind, dann wird ein arbeitskräftemangel eintretten, weil die einen nicht den job wollen und die anderen ihn nicht können ...
dann können das geschäft zusperren ....

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