Bei Filterkaffee mag manch ein Anhänger des vordosierten Kapselgenusses noch so sehr die Nase rümpfen - er ist trotzdem wieder in! Allerdings sei dazu gesagt: Ganz so unkompliziert wie in den guten, alten Zeiten gelangt der Kaffee dann doch nicht ins Häferl.
Zwei-Finger-Check
Früher lag die große Kunst ja darin, herauszufinden, wie viele Messlöffel es im Verhältnis zum Wasser wirklich braucht, damit man weder eine Brühe in der Tasse hatte, noch mit dem Kaffeelöfferl im Getränk stecken blieb. In Wien war damals der Schmäh verbreitet, den Kaffee dem Zwei-Finger-Check zu unterziehen. War der Kaffee zu dünn, deutete man dem Kellner, dass man die unter die Tasse gehaltenen Zeige- und Mittelfinger förmlich durchs Häferl sehen konnte.
Heute gibt es bei der Zubereitung eines Filterkaffees ganz andere Dinge zu beachten. Ja, man kann sagen, dass daraus fast eine kleine Wissenschaft geworden ist. "Pour Over" wird die Methode nun genannt und dabei kommt keine Old-School-Kaffeemaschine zum Einsatz (Fauxpas!), sondern Handfilter (...heißt jetzt "Dripper"...) und Servierkanne.
Schritt für Schritt zum Kaffee
Worauf man genau achten muss, damit der Filterkaffee nicht nur kunstvoll entsteht, sondern auch genussvoll in der Tasse landet, haben wir uns von den Grazer Kaffeeprofis von J. Hornig erklären lassen. Hier die Schritt-für-Schritt-Anleitung!
1. Kaffee richtig mahlen
Wer die Bohnen für seinen Filterkaffee selbst mahlt, sollte einen mittleren Mahlgrad (vergleichbar mit Kristallzucker) wählen. Pro Tasse rechnet man mit etwa 13 Gramm Kaffee und etwas mehr als 200 ml Wasser, das im Wasserkocher erhitzt wird. Check, das ist machbar!
2. Das Filterpapier
Das Filterpapier wird in den Handfilter eingesetzt. Ok, bis jetzt alles ganz einfach, oder?
3. Die finalen Vorbereitungen
Das Filterpapier wird mit etwas gekochtem Wasser angefeuchtet, dadurch verliert das Papier seinen Eigengeschmack, der sich auf den Kaffee übertragen würde. Die Kanne wird im Idealfall etwas vorgewärmt und die durchgetropfte Flüssigkeit im Anschluss abgegossen. Jetzt wird es also etwas detailverliebt...
4. Der Kaffee kommt ins Spiel
Den Kaffee in den Filter geben. Nicht's leichter als das!
5. Jetzt wird gebrüht
Nun mit 95 Grad heißem Wasser etwas aufgießen. Wer keinen Wasserkocher mit Temperaturanzeige hat, kann sich dabei an eine einfache Regel halten: Beim Aufkochen hat Wasser etwa 100 Grad, sobald es sich beruhigt hat die benötigten 95 Grad. Zunächst nur so viel Wasser dazugeben, dass der Kaffee im Filter leicht aufquillt. "Dabei entweicht CO2 und der Kaffee entfaltet sich", erklären die J.-Hornig-Profis. Wann dürfen wir den Kaffee endlich trinken???
6. Endspurt
Nach rund 30 Sekunden geht es weiter mit dem Aufgießen. Das Wasser sollte nach und nach dazugegeben werden und beim Eingießen immer nur mit dem Kaffee und nicht mit dem Filterpapier in Berührung kommen. Zweieinhalb bis drei Minuten beträgt die ideale Brühzeit bei Pour-Over-Kaffee. Fertig! Und jetzt ab ins Lieblingshäferl!
Sie trinken Kaffee lieber im Kaffeehaus? Dann sollten Sie hier schauen: Die schönsten Kaffeekreationen Wiens!