Pizza aus Hiroshima

Der offene Fiat 124 Spider ist in Wahrheit ein Zwilling des Mazda MX-5

Fiat hat es in den letzten Jahren nicht gut gemeint mit Cabrioliebhabern. Die Barchetta- Reihe, mit dem nachsehbaren Makel des Frontantriebs behaftet, lief vor mehr als zehn Jahren sang- und klanglos aus. Das immer wieder angekündigte Nachfolgemodell war bestenfalls eine Chimäre. Und der offene Cinquecento mit Faltrollo geht im günstigsten Fall gerade noch bei unbedarften Maturantinnen als Cabriolet durch. Da kommt der neue Fiat 124 Spider als Retter sämtlicher italophilen PS-Sonnenanbeter gerade recht.

von Fiat 124 Spider © Bild: Werk

Auch bei diesem Roadster haben die Italiener auf einen klangvollen Namen respektive eine Zahlenkombination aus ihrer Historie zurückgegriffen. Der originäre 124 Spider galt damals, Ende der 60er-Jahre, als Inbegriff italienischen Chics und verzauberte vor allem die Amerikaner; selbst jene, die damals keinen blassen Schimmer hatten, was „italianità“ im Automobilbau bedeutet. So gingen von den insgesamt 200.000 produzierten Spiders fast 170.000 über den großen Teich.

Fiat 124 Spider
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Von solchen Zahlen will nicht einmal der allgewaltige Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne träumen, dessen Launenhaftigkeit der offene Fiat zu verdanken ist. Ursprünglich sollten die Mazda-Gene in einen neuen Alfa Spider verpflanzt werden. Weil aber ein Alfa tutto completo aus Italien stammen muss, wie Marchionne plötzlich meinte, und der Deal mit den Japanern schon stand, kam es eben zum Nippon- Fiat. Richtig gelesen, der 124 Spider ist eigentlich ein MX-5, den Fiat in Hiroshima zum 124er umbauen lässt. Das sorgsam neu geschnittene Blech und der Motor stammen freilich aus Italien. Anders hätte sich solch ein Nischenprodukt wohl kaum gerechnet.

Fiat 124 Spider
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Selbst Traditionalisten werden den Spider mögen. Dass der Innenraum praktisch eins zu eins vom Mazda übernommen wurde, stört nicht – in beiden Modellen geht’s saueng zu – und das Blechkleid signalisiert in etlichen Details die Verwandtschaft. Das Beste aber ist das Fahrgefühl (das Verdeck ist manuell in null Komma nichts geöffnet), das herrlich puristisch, ungekünstelt, erfrischend ist. Die Lenkung arbeitet direkt, die Handschaltung ist knackig und der Vortrieb fein.
Dennoch, der Fiat fährt sich in einigen Punkten anders als sein japanischer Zwilling. Im Unterschied zum Mazda mit Saugmotor braucht das Italo-Turbo-Aggregat Drehzahlen, um in Stimmung zu kommen. Unter 2000 Touren tut sich da nix. Dafür lässt er sich dann viel schaltfauler fahren. Dass die Akustik völlig unspektakulär ist, dürfte dem unterschiedlichen Konzept genauso geschuldet sein wie die zurückhaltende Vorstellung beim Kurvenschwenk. Komfort lautet nämlich das Motto.

Fiat 124 Spider
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DATEN

Fiat 124 Spider

Preis: € 27.490,–
Motor: 4 Zylinder, Turbobenziner, 1368 ccm
Leistung: 140 PS (103 kW)
Spitze: 215 km/h
0–100: 7,5 Sek.
Verbrauch: 7,7 l/100 km
Emission: 183 g CO2/km
Fazit: Ob Fiat 124 Spider oder Mazda MX-5 ist letztendlich Geschmackssache und Preisfrage: der Fiat kostet 1400 Euro mehr.

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