Der häufigste Fehler, den Eltern beim Streiten mit ihren Kindern machen

Wenn Sie dieses Verhalten vermeiden, beruhigt sich Ihr Kind ganz schnell wieder

Meinungsverschiedenheiten zwischen Klein und Groß gehören in Familien zum Alltag dazu und laufen mal, mehr mal weniger friedlich ab. Meistens geht es dabei um Verbote, die die Kleinen nicht akzeptieren wollen. Doch manchmal weiß man gar nicht, wie das kleine "Rumpelstilzchen", das da wütend auf den Boden stampft, ins Kinderzimmer gekommen ist. Damit das "Zornbinkerl" in Ihrem kleinen Engerl gar nicht erst zum Vorschein kommt, gilt es den Kardinalfehler schlechthin zu vermeiden, den man oft gleich zu Beginn der Diskussion macht.

von Zornbinkerl © Bild: istockphoto.com/BrianAJackson

Die Autoren des Bestellers "Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhört & wie Sie zuhören, damit Ihr Kind redet" haben ein paar tolle Ideen, wie Sie mit außer Kontrolle geratenen Kindern umgehen. Dabei lautet die Devise: Verleugnen Sie nicht die Gefühle Ihrer Kinder.

Ein Beispiel: Ihr Kind sagt, es sei hungrig. Sie sagen: "Kann nicht sein, du hast doch gerade gegessen. Reiß dich zusammen." Was das Problem dabei ist? Das Kind bekommt das Gefühl, dass seine Gefühle nicht ernst genommen werden. Und damit setzt bei ihm auch automatisch die Fähigkeit im Hirn aus, logisch zu denken.

Natürlich kann und soll man seinen Kindern nicht alles erlauben. Und manchmal muss man auch Ideen im Keim ersticken ("Nein Schätzchen, wir möchten nicht sehen, was passiert, wenn wir den Golfschläger im Wohnzimmer ausprobieren"). Doch man muss dabei strikt zwischen Aktionen und Emotionen unterscheiden. Was Letzteres angeht, neigen viele Eltern dazu, einen Schritt zu weit zu gehen.

Bei Kindern ist es im Grunde nicht viel anders als bei Erwachsenen: Ihr Arbeitskollege würde es ja auch nicht gutheißen, wenn Sie ihm sagen würden, dass er gar keinen Hunger haben kann und sich zusammen reißen soll. Das würde jeden vernünftigen Menschen zur Weißglut bringen. Und wir sprechen hier von der Reaktion Erwachsener. Von einem Kind sollten Sie nicht erwarten, seine Gefühle besser im Griff zu haben als eine ausgewachsene Person. Wie also beginnt man die Konversation richtig? Hier kommen die Tipps der Experten ...

1. Mit voller Aufmerksamkeit zuhören

Das Kind tobt und schreit und Sie stehen kurz vor einem emotionalen Ausbruch. Das Kleine brüllt Sie an: "Du hörst mir nie zu!". Der Trick: Statt jetzt "Nein, das stimmt nicht" zurück zu geben, sagen Sie gar nichts. Versuchen Sie, aufmerksam zuzuhören.

2. Gefühle anerkennen

Auch falsch wäre es zu sagen: "Ich weiß genau, wie du dich fühlst". Wenn jemand emotional ist und diesen Satz hört, fühlt er sich alles, nur nicht verstanden. Kontern Sie auch nicht mit "Nein, du hörst nicht zu".

Statt zu sagen, dass Sie Ihr Kind verstehen, zeigen Sie, dass sie es verstehen. Es geht ganz einfach: Wiederholen Sie in eigenen Worten, was das Kind gesagt hat. Auch wenn Ihnen das Gesagte vollkommen verrückt erscheint.

Sie müssen mit den Gefühlen Ihres Kindes nicht übereinstimmen, sondern diese nur anerkennen. Für das Kind fühlt es sich dann an, als würden Sie es verstehen. Und wenn es denkt, dass Sie auf seiner Seite sind (was sie im Endeffekt ohnehin immer sind), dann vertraut es sich Ihnen an und sie beide können gemeinsam nach einer Lösung suchen.

3. Halten Sie keine Predigt

Auch wenn alles in Ihnen danach schreit: Halten Sie jetzt keinesfalls eine Predigt. Damit verhindern Sie, dass das Kind seine eigenen Probleme lösen lernt. Und das wollen wir langfristig doch alle erreichen.

Wenn man Menschen nahelegt, sich auf gewisse Weise zu verhalten, gefährden wir ihre Unabhängigkeit - und sie wehren sich automatisch dagegen. Wenn Sie das Kind dazu bringen, selbst eine Lösung zu finden (mit sanfter Führung), wird es sich viel eher danach richten.

Das heißt jetzt natürlich nicht, dass alles, was Ihr Kind sagt, okay ist. Sie sind immer noch die Eltern und dafür verantwortlich, Grenzen zu setzen. Und wenn ein "Ich hasse dich" kommt, dann müssen Sie auch sagen, dass diese Wortwahl nicht in Ordnung ist.

4. Benennen Sie das Gefühl

Wenn ein Kind gerade am Ausrasten ist, macht es einen großen Unterschied, wenn Sie sagen: "Das hört sich an, als ob du richtig wütend wärst". Das ist nicht wertend und umschreibt das Gefühl des Kindes.

5. Stellen Sie Fragen

Fragen Sie: "Wie kann ich dir helfen?" oder "Was kann ich tun, damit du dich besser fühlst?". Wenn der Auslöser des Streits zum Beispiel war, dass Sie Ihrem Kind etwas verboten haben, wäre es ein Fehler, allzu logisch zu erklären, warum es das Ersehnte nicht haben kann. Dem Kind reicht es oft zu hören, dass jemand versteht, wie gern es etwas haben möchte. Je mehr Erklärungen kommen, warum etwas nicht möglich ist, desto größer wird der Widerstand des Kindes sein. Wenn Sie zuhören, das Gefühl benennen und anerkennen, wird Ihr Kind im Normalfall ruhiger werden.

Natürlich werden Sie dafür nicht immer die Zeit und den Nerv haben. Das ist nur allzu menschlich. Es ist nicht einfach. Aber mit Zuhören und dem Fokussieren auf die Gefühle des Kindes können Sie Ihre Streitkultur nachhaltig ändern.

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