Dellen weg mit Faszientraining?

Es soll Cellulite wegzaubern und uns verjüngen - Was das Training wirklich kann

Es soll Cellulite wegzaubern, uns um zehn Jahre jünger machen, Schmerzen sowie Stress lindern und - Aufgepasst! - sogar die Beine verlängern. Die Rede ist vom Faszientraining. Stars wie Gwyneth Paltrow schwören darauf. Wir verraten Ihnen, was der Trainingshit wirklich kann und wo er an seine Grenzen stößt

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Orangenhaut - Dellen weg mit Faszientraining?

Die erste Frage lautet wohl: Was ist es, das wir beim Faszientraining trainieren? Logische Antwort: die Faszien. Genauer gesagt: das Bindegewebe, das den gesamten Körper durchzieht und Knochen, Muskeln, Sehnen und Organe miteinander verbindet. Ziemlich wichtige Sache also. Wenn wir uns nun nicht ausreichend bewegen, die Faszien falsch oder zu stark belasten, können sie verkleben oder sich verdrehen. Die Folgen sind Gelenks- oder Rückenschmerzen, Verspannungen oder auch ein Taubheitsgefühl.

Wie funktioniert das Training?

Trainiert werden können die Faszien etwa mittels einer etwa 30 Zentimeter langen, zylinderförmigen schwarzen Schaumstoffrolle mit Loch in der Mitte, der sogenannten "Blackroll". Diese soll die Beine, den Rücken und die Fußsohlen bis tief unter die Haut massieren. Entwickelt wurde das schwarze Wunderding, das im Jahr 2007 seinen Siegeszug angetreten ist, vom Deutschen Jürgen Dürr. Das Grundprinzip ist folgendes: Die Rolle kommt auf den Boden, die verspannte Körperstelle drauf. Dann vorsichtig vor und zurück rollen und den durch das Körpergewicht entstandenen Druck dabei gleichmäßig verteilen. So sollen Spannungen und Verklebungen im Bindegewebe gelöst und folglich Schmerzen gelindert werden.

Faszientraining verjüngt

Neben dem heilsamen Effekt soll das Training auch den einen oder anderen optischen haben. So sollen uns die Übungen auf der Rolle etwa um bis zu zehn Jahre jünger aussehen lassen. Ist das tatsächlich möglich? Die Antwort lautet jein. Wir sind - auch nach dem Training - zwar immer noch dieselben, doch können sich die Übungen positiv auf unsere Beweglichkeit auswirken. Die Verklebungen und Spannungen im Bindegewebe werden, wie bereits beschrieben, gelöst, das Zusammenspiel zwischen Faszien und Muskeln dadurch verbessert, wie Christian Schneider, leitender Arzt am Rückeninstitut der Schön Klinik in München, gegenüber "focus.de" erklärt. Dadurch werden unsere Bewegungen geschmeidiger, was uns wiederum einen jüngeren Anschein verleiht.

Faszientraining entspannt

Wenn uns das Training auch nicht um zehn Jahre jünger macht, so kann es eines aber mit Sicherheit: uns entspannen. Während der Druck auf die verspannten Stellen anfangs noch schmerzt, stellt sich nach und nach die Entspannung ein. Wichtig ist, dass man es anfangs nicht übertreibt. Ein bisschen weh tun ist OK, allzu schmerzhaft sollte das Training aber nicht sein. Mit der körperlichen Entspannung kann dann auch die psychische kommen. Während wir unseren Körper Stück für Stück durchmassieren, fällt langsam auch der Alltagsstress von uns ab.

Faszientraining killt Cellulite

Schön wär's! Doch leider bleibt dies ein unerfüllter Wunsch. Zwar kann durch den Druck die Flüssigkeit besser zirkulieren. Dabei werden Stoffwechselprodukte, die im Gewebe eingelagert wurden, abtransportiert. Die Durchblutung wird angeregt und die Zellen mit mehr Sauerstoff versorgt. Das ist zwar gesund, lässt aber leider keine Dellen an Schenkeln und Po verschwinden. Und noch etwas, das das Faszientraining definitiv nicht kann: die Beine verlängern. Zwar hat die Auflösung der Verspannungen den positiven Nebeneffekt, dass wir wieder aufrechter stehen. Das kann uns um ein Stückchen größer erscheinen lassen. Wirklich wachsen tun wir dabei aber nicht.

Faszientraining für Faule

Jürgen Dürr scheint das menschliche Gemüt bestens zu kennen und versorgt seine Abnehmer daher mit einem neuen Modell: einer Blackroll mit eingebautem Motor. Die einzige Anstrengung im Training besteht dabei im Einschalten des Geräts. Der Benutzer braucht sich nur mehr auf die vibrierende Rolle zu legen, die dann ihr Übriges tun soll. Training leicht gemacht. Ob der Effekt derselbe ist, muss wohl jeder für sich selbst herausfinden.

Faszientraining ohne Rolle

Wer eher seiner eigenen Anstrengung als dem kleinen schwarzen Alleskönner vertraut, der kann seine Faszien auch ganz ohne Rolle trainieren. Wir haben für Sie drei einfache Übungen:

1. Für den Rücken: Nehmen Sie eine Halbliterflasche zur Hand. Befüllen Sie sie mit Wasser. Umfassen Sie die Flasche nun mit beiden Händen - eine Hand vorne, die andere dahinter. Führen Sie die Arme über den Kopf. Dabei wird der Rücken schön durchgestreckt. Dann lassen Sie die Arme nach unten schwingen. Dabei den Rücken beugen (Achtung: kein Hohlkreuz!) und die Beine anwinkeln.

2. Für Waden und Füße: Springen Sie auf der Stelle - mit oder ohne Seil, ganz wie Sie wollen. Die Sprünge sollten leicht, tänzelnd sein und können gerne variiert werden - etwa von rechts nach links und von vorne nach hinten.

3. Für die Schultern: Stellen Sie sich mit einem halben Meter Entfernung vor eine Wand. Die Hände in Schulterhöhe auf die Wand legen. Lassen Sie sich gegen die Wand fallen - die Füße bleiben dabei aber auf derselben Stelle. Dann den Körper mit den Händen wieder von der Wand wegdrücken.

Um einen Effekt zu spüren, sollten Sie drei bis vier Mal pro Woche etwa eine Viertelstunde trainieren.

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