Fall Thomas Klinger - Anklage auch ohne Leiche

Polizisten wühlten sich durch 900 Tonnen Müll!

Fall Thomas Klinger - Anklage auch ohne Leiche

Einsatzleiter Major Ernst Albrecht erklärte gegenüber der APA, es hätte bei der Suche keine Hinweise auf die Leiche gegeben. Der Hauptverdächtige soll nun weiter befragt werden.

Den Einsatzkräften war in den vergangenen Tagen körperlich und mental alles abverlangt worden. "Bei jedem von uns hat es 15 narrische Minuten gegeben, wo einem alles im wahrsten Wortsinn angestunken hat - aber wir haben uns gegenseitig aus diesen Tiefs herausgezogen. Keiner von uns bereut seinen unappetitlichen Einsatz", bekräftigte Albrecht.

Wie alles passiert ist...
Thomas Klinger war am 29. November verschwunden. Als mutmaßlicher Mörder gilt der 19-jährige Jürgen B. (19), der früher im gleichen Jugendwohnheim wie der Bub gelebt hatte. Er soll Thomas am Tag des Verschwindens des Kindes in seine Unterkunft mitgenommen und missbraucht haben.

Weil er fürchtete, der Bub könnte den sexuellen Übergriff verraten, soll er ihn mit 20 Messerstichen umgebracht haben. Die Leiche, sagte der Verdächtige, habe er in einen schwarzen Mistsack verpackt und in einen Abfallcontainer vor dem Haus geworfen, der später von der Müllabfuhr geleert worden ist.

Hat Verdächtiger gelogen?
Während der 19-Jährige seine Geständnisse ja geändert hat - seine ursprüngliche Version zum Mordmotiv lautete auf geplante Entführung und Erpressung aus Geldgier -, hat er bei der Beseitigung der Leiche seine Angaben aufrechterhalten.

Da der Körper nicht gefunden werden konnte, gibt es laut Major Albrecht drei Möglichkeiten: "Zum einen könnten wir die Leiche übersehen haben. Das halte ich allerdings für am unwahrscheinlichsten." Zum anderen könne nicht völlig ausgeschlossen werden, dass die Leiche doch schon gleich nach der Einlieferung verbrannt worden ist. Dritte Variante: Der Verdächtige könnte lügen. Der Körper von Thomas Klinger würde Rückschlüsse auf Tathergang und Beweggründe des Täters zulassen.

Zeugen gesucht!
Für einen Prozess gebe es aber auch ohne Leiche genügend andere Beweismittel, betonte Geiger. Die Ermittler suchen nach Zeugen und möglichen weiteren Missbrauchsopfern des Tatverdächtigen. Hinweise werden an die Wiener Kriminaldirektion 1 (Tel.: 01/313-46/36-140 DW Gruppe Unger oder 37-072 DW Journaldienst) erbeten.