Lernen vom Team Jörg

von Julia Ortner © Bild: News

Hauptsache nett, mit Kärntner Dialekt. Und die Gegner in den Wahlduellen immer so harmlos- freundlich anschauen, sogar den renitenten älteren Herrn aus Kanada. Das war Josef Buchers Strategie im Wahlkampf 2013. Seine damalige Partei, das BZÖ, überlebte so viel Nettigkeit bekanntermaßen nicht und flog aus dem Parlament. Seitdem grundelt man mehr als lokalpolitisches Phänomen herum; zum Beispiel mit Wiener Kandidatinnen wie der Ex-„Miss Earth Austria“, ja, das gibt es auch: Sandra Seidl, bisher Hausfrau und Model, jetzt eben auch Politikerin.

Vergangene Woche wurde Jörg Haiders orange Truppe zehn Jahre alt – und nichts ist von seiner stolzen Idee einer besseren freiheitlichen Partei geblieben. Der sonnige Hotelier Josef Bucher, man ruft ihn gerne den Bucher Seppi, ist ja auch so etwas wie die Antithese zum gerissenen Charismatiker Haider.

Das hochtrabend benannte „Bündnis Zukunft Österreich“ hatte schon bei seiner Gründung 2005 ein Problem, das auch andere politische Ein- Mann-Armeen kennen: Sie glauben, ihre Galionsfiguren allein sind eh schon mehr als genug. Wer sind wir – also abseits unserer glamourösen Führungspersönlichkeit? Diese Frage nach der eigenen Identität konnte das BZÖ nie beantworten. Davon können andere neue Parteien lernen, wenn sie sich gegen das System profilieren wollen – bei allen Unterschieden, die es zwischen Haiders einstiger Regierungspartei und den Neos von Matthias Strolz gibt. Vorne der Führungsoffizier, der Jörg, dahinter ist alles nicht so wichtig – Team Jörg wäre wohl der ehrlichere Parteiname gewesen. Haider verordnete seiner Partei diese simple Struktur. Wenig politisches Hinterland und eine gewisse Ideologieverlorenheit: Schon rechts im Kärntneranzug, aber nicht unangenehm Burschenschafter-rechts, so wollte das BZÖ sein. Nach Haiders Tod ging Bucher in seiner Not gar so weit, dass er die Orangen zu einer Light-Variante der Schwarzen stilisieren wollte. Ein Möchtegern-ÖVPler als BZÖ-Chef, das hätte dem Jörg nicht gefallen.

Wohin die innere Orientierungslosigkeit führt, können wir gerade wieder anschaulich an einer anderen Kleinpartei beobachten, gegen die das BZÖ noch ideologisch ausdifferenziert wirkt. Das Team Stronach ohne Frank Stronach – man sieht, wo das endet. Da kommt man nur groß in den Medien vor, wenn ein Mandatar sich als Experte für richtiges und falsches Pograpschen hervortut. Oder wieder mal wer aus der Partei fliegt. Wer keine eigene politische Identität hat, der muss halt anders auffallen. Wie Jörg Haiders Erben. Nach zehn Jahren kann das BZÖ heute sagen: Das große Spiel ist vorbei. Aber immerhin, wir haben „Miss Earth Austria“. Was meinen Sie?

Schreiben Sie mir bitte: ortner.julia@news.at

Kommentare

Roland Mösl

Ich habe März 2014 3 Parteien im Todeskampf die Operation Phönix angeboten. Eine zu Asche verbrannte Partei erhebt sich dank eines legendären EU-Wahlkampfs erneuet in die Lüfte. BZÖ, HPM und Team Stronach. Keine hat überhaupt reagiert, die lebten in der Wahnvorstellung mit uralte Kamellen als Wahlprogramm bestehen zu können.

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