Herr und Frau Durchschnitt

Wie ganz normale Österreicher und Österreicherinnen laut Statistik leben

Der Durchschnittsösterreicher ist sehr gefragt. Die Politik nennt ihn gerne den kleinen Mann und möchte ihn als Wähler gewinnen, die Banken wollen ihm Vorsorgeprodukte verkaufen, die Bauwirtschaft hofft auf den Auftrag für ein Eigenheim. Durchschnittsösterreicher sind auch häufig Gegenstand der Berichterstattung. Besonders häufig kommen dann Wirte, Taxifahrer oder Kellner zu Wort, denn sie sind besonders leicht greifbar. In Wirklichkeit ist der Durchschnittsösterreicher aber eine Frau und arbeitet im Gesundheitsbereich oder im Einzelhandel.

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Der Österreicher ist im Schnitt 42,3 Jahre alt und eine Frau. Denn mit 4,43 Millionen Frauen gibt es etwa 160.000 mehr als Männer (4,27 Millionen). Frau Österreich ist voraussichtlich in Österreich geboren wie 81,7 Prozent der hierzulande Lebenden. 18,3 Prozent sind hingegen im Ausland geboren.
Frau Österreich ist bereits knapp zwölf Jahre verheiratet, denn Frauen heiraten im Schnitt mit 30 Jahren. Männer hingegen mit 32,4 Jahren. Sofern die Ehe noch besteht, hat sie jetzt gute Chancen, dass sie das auch noch längerfristig bestehen bleibt. Zwar werden 42,1 Prozent der Ehen geschieden, aber im Schnitt erfolgt die Scheidung mit 41,9 Jahren bei Frauen und 44,9 Jahren bei Männern. Frau Österreich liegt da mit ihren 42,3 Jahren bereits darüber. Die meisten Scheidungen gibt es zwar zwischen dem 10. und dem 25. Ehejahr, in diesem Zeitraum finden 38,5 Prozent aller Scheidungen statt. Aber eine knappe Mehrheit von 51,9 Prozent aller Scheidungen hat sich bis zum zehnten Ehejahr bereits ereignet. Generell ist die Chance, dass ein Ehepaar zusammenbleibt mit 57,9 Prozent höher als eine Scheidung.

Leben im Eigenheim

Zwar ist eine Mehrheit der Österreicher nicht verheiratet, das aber nur deshalb, weil hier Kinder rund Jugendliche mitgezählt werden. Von den 8,5 Millionen Österreichern die es 2014 gab, waren 3,426 Millionen verheiratet. Dem stehen nur etwa 1,5 Millionen Singles gegenüber.

Herr und Frau Österreicher leben also höchstwahrscheinlich seit mehr als zehn Jahren in aufrechter Ehe. Sie tun das auf99 Quadratmetern, die sich in mehr als 50 Prozent der Fälle im Eigentum befinden. 42,3 Prozent der Österreicher leben in einem Einfamilienhaus, das ist die beliebteste Wohnform der Österreicher. Dort leben im Schnitt 2,22 Personen. Zumeist befindet sich also kein Kind im Haushalt. Insgesamt bekommen die Österreicher 1,46 Kinder pro Paar im Lauf ihres Lebens.

Der Durchschnittsösterreicher lebt im Osten

Der Haushalt der Österreicher besteht also zumeist aus Mann und Frau und einem Kind, das aber im Schnitt der Bevölkerung entweder bereits ausgezogen ist oder noch nicht zur Welt gekommen ist. Die Durchschnittsösterreicher leben in Ostösterreich. In den drei Bundesländern Wien, Niederösterreich und Oberösterreich lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Die meisten in Wien, wo 1,84 der der 8,7 Millionen Österreicher leben.

In ihrem Einfamilienhaus verfügen sie mehrheitlich über eine Tageszeitung, meist die Kronenzeitung (31,6 Prozent Reichweite), ein TV-Gerät, ein Handy , einen PC mit Internetanschluss, einen Elektroherd, einen Kühlschrank, eine Geschirrspülmaschine, eine Waschmaschine, eine Hifi-Anlage, einen PKW und ein Fahrrad. Man besitzt eine Lebensversicherung, eine private Kranken- oder Unfallversicherung, einen Bausparvertrag und eine Bankomatkarte.

Die Lebenserwartung bei Geburt liegt für Frauen bei 83,25 Jahren und für Männer bei 77,95 Jahren. Die Durchschnittsösterreicher haben eine Restlebenserwartung von etwa 34,58 Jahren, bei den Durchschnittsösterreicherinnen sind es noch etwa 39,19 Jahre. Gestorben wird irgendwann voraussichtlich an einer Herz-Kreislauferkrankung.

Arbeiten im Gesundheitsbereich

Die Durchschnittsösterreicher arbeiten vermutlich im Gesundheitsbereich. Von 4,184 Millionen Erwerbstätigen 2015 waren 426.000 in Gesundheitsberufen tätig. Gefolgt von 347.900 Personen im Baubereich. Erst auf Platz drei kommt der Einzelhandel mit 347.200 Berufstätigen. Gemeinsam mit dem Großhandel wäre der Handel allerdings Österreichs größte Berufsgruppe. Eine knappe Mehrheit der Österreicher ist in absteigender Reihenfolge in den Bereichen Gesundheit, Bau, Einzelhandel, Öffentliche Verwaltung, Erziehung, Beherbergung und Gastronomie, oder als Freiberufler tätig.

Der Arbeitsplatz befindet sich in Ostösterreich. Voraussichtlich in Wien, wo es mit 960.200 mit Abstand die meisten Jobs gibt. Auf Platz zwei folgt Oberösterreich mit 724.800 Jobs und erst auf Platz drei das eigentlich bevölkerungsreichere Niederösterreich mit 660.200 Jobs.

Bildungsweg Lehre

Die Österreicher sind relativ hoch qualifiziert. 1,49 Millionen Beschäftigte üben entweder einen akademischen Beruf oder einen gleichwertigen nichttechnischen Beruf aus. 716.800 Personen sind in Dienstleistungsberufen oder im Verkauf tätig und 559.400 üben ein Handwerk aus.

Die Österreicher arbeiten meist entweder in einem Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten (1,58 Millionen) oder in einem Unternehmen mit weniger als fünf Beschäftigten (938.700). Nur der kleinere Teil der Beschäftigten arbeitet in einem mittelgroßen Unternehmen. Die Österreicher haben entweder eben erst in ihren Beruf gefunden, 620.600 Personen arbeiten kürzer als ein Jahr. Oder sie sind bereits mehr als 20 Jahre im Beruf, wie 756.100 Beschäftigte.

Die häufigste Qualifikation der Österreicher ist ein Lehrabschluss, ihn haben 1,566 Millionen Beschäftigte, gefolgt von der Berufsbildenden Mittleren Schule mit 564.300 und der Pflichtschule mit 523.000. Immerhin mehr als 1,9 Millionen Beschäftigte haben allerdings bereits Matura oder ein Hochschulstudium.

Im Schnitt sind die Österreicher unselbständig beschäftigt und das in Vollzeit als Angestellte. Bei den Frauen ist allerdings fast jede Zweite teilzeitbeschäftigt. Frauen verdienen in ihrem Beruf im Schnitt 1.124 Euro mal 14 Gehälter. Männer kommen auf 1.643 Euro also mehr als 500 Euro mehr pro Monat. Im Schnitt sind es 1.382 Euro pro Österreicher und Monat. Als Haushalt haben die Österreicher 2.467 Euro pro Monat zur Verfügung. Das Medianvermögen der Österreichischen Haushalte beträgt nach Daten Nationalbank etwa 76.000 Euro. Die Hälfte besitzt mehr, die andere Hälfte weniger. Ein Großteil des Vermögens besteht meist aus dem Einfamilienhaus, das man bewohnt.

Mehr als 8 Stunden Schlaf pro Tag

Die Österreicher gehen etwa 1,8 Mal pro Jahr ins Kino. Sie trinken vom Kleinkind bis zum Greis 2,9 Tassen Kaffee pro Tag und mehr als jeden zweiten Tag ein Bier. Insgesamt sind es 105 Liter Bier pro Jahr und 27 Liter Wein. Wir essen 234 Eier pro Jahr, 34,4 Kilo Zucker und 115,3 Kilo Gemüse. Dazu kommen 65 Kilo Fleisch von denen 39 Kilo Schweinefleisch sind und 78 Kilo Obst.

Laut Zeiterfassungsstudie der Statistik Austria, die allerdings schon im Jahr 2009 veröffentlich wurde, schlafen die Österreicher im Schnitt 8:20 Stunden pro Tag und nehmen dazu noch ein Nickerchen von 12 Minuten. 48 Minuten werden mit Körperpflege verbracht, 1:23 Stunden mit Essen. Im Schnitt werden von Montag bis Sonntag pro Tag 2:52 Stunden gearbeitet, weitere zehn Minuten werden mit einer Nebenerwerbstätigkeit zugebracht. Das ist genauso viel, wie die Pausen während der Arbeitszeit, sie betragen ebenfalls zehn Minuten. 4 Minuten werden mit kulturellen Aktivitäten zugebracht, 3 Minuten mit Fitness und Gymnastik, hingegen zwei Stunden mit Fernsehen. Bücher werden hingegen nur 5 Minuten pro Tag gelesen. 3:42 Stunden beschäftigen sich Frauen mit Hausarbeit, Männer kommen hier nur auf knapp zwei Stunden. Dazu kommen 39 Minuten für Kinderbetreuung bei Frauen aber nur 18 Minuten bei Männern. Nicht erfasst in der Zeiterfassungsstudie werden sexuelle Aktivitäten. Laut einer europaweiten Untersuchung des Kondomherstellers Durex haben die Österreicher im Schnitt allerdings 115 Mal Sex pro Jahr. Wirklich belegt ist das allerdings nicht.

Was kann man also über die Durchschnittsösterreicher sagen?

Zusammengefasst ist der Durchschnittsösterreicher also eine Frau, die 42,3 Jahre alt ist. Sie hat einen Lehrberuf, möglicherweise im Gesundheitsbereich erlernt und verdient dort netto 1.124 Euro. Es kann gut sein, das sie Teilzeit arbeitet. Sie wohnt mit ihrem Mann in einem Einfamilienhaus, das etwa 70.000 Euro wert ist. Als Paar hat man 2.467 Euro zur Verfügung. Man hat ein Kind, um dessen Betreuung sich Frau Österreich deutlich mehr kümmert als Herr Österreich. Wenn nicht gerade geschlafen wird, dann arbeitet Frau Österreicher entweder gerade, isst, erledigt Hausarbeiten oder schaut Fernsehen. Frau Österreich heißt genauer gesagt übrigens Gruber, Huber, Wagner oder Müller, das sind nämlich die häufigsten Nachnamen Österreichs.

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