Seltsame Freunde

Alle Gruppenmitglieder wurden angezeigt. Weitere Enthüllungen zur geheimen Gruppe.

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Facebook - Seltsame Freunde

HC Strache empörte sich über die NEWS-Enthüllung „Liebe deine Nazis“: „Kein FPÖ-Funktionär hat offensichtlich irgend ein verhetzendes Posting auf die Seite gestellt, auch nicht geteilt, nicht kommentiert, nicht gelesen und auch kein "like" gedrückt“, behauptet er auf Facebook. Nicht ein Wort stimmt, muss man wohl ergänzen. NEWS und NEWS.AT haben mit einem Fakeaccount Zugang zur geheimen FPÖ-Gruppe und haben umfassend mit Bild und Videomaterial dokumentiert, dass Funktionäre und Politiker der FPÖ Beiträge auf die Gruppe gestellt haben, Beiträge geteilt haben, diese kommentiert und auch gelesen haben.

Auch die Angaben von Strache und den Gruppenadministratoren (darunter einer Gemeinderätin der FPÖ Niederösterreich), dass verhetzende Postings umgehend gelöscht würden, stellten sich in der Praxis anders dar. Die meisten Postings finden sich immer noch in der Gruppe. Lukas M., einer der Initiatoren der Plattform „Heimat ohne Hass“, die sich Zugang zur Gruppe verschaffte und deren Aktivitäten über einen langen Zeitraum dokumentierte, bestätigte gegenüber NEWS.AT, dass vor den NEWS-Enthüllungen keine Beiträge der Gruppe gelöscht wurden: „Eine Einzelperson hat ihre eigenen Beiträge gelöscht, sonst sind uns keine Löschaktivitäten aufgefallen. Einige der ärgsten Postings verschwanden nach der Enthüllungsstory, die meisten sind immer noch online.“

Bei Staatsanwaltschaft angezeigt

Der Datenforensiker Uwe Sailer - ein seit Jahren für den Antifaschismus engagierter Polizist und Ute-Bock-Preisträger - hat gegen alle Gruppenmitglieder eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft eingebracht. Die Aktivitäten der Gruppe wurden umfassend dokumentiert und diese Ergebnisse den Ermittlungsbehörden zur Verfügung gestellt. „Der Vorwurf von FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl, dass wir nur die Administratoren angezeigt hätten, geht ins Leere. Gegen alle Gruppenmitglieder und eine unbekannte Anzahl weiterer Beteiligter wurden Sachverhaltsdarstellungen eingebracht.“

Ein eigenartiges Umfeld

Die Gruppe wird von fünf Personen administriert. Eine davon ist die FPÖ-Gemeinderätin von Bad Fischau (Niederösterreich), Andrea Kellner. Sie selbst war zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels weiterhin Moderatorin der Gruppe „Wir stehen zur FPÖ“. Einige Fallbeispiele von verhetzenden Postings, die in NEWS gezeigt wurden, fanden sich auch Tage nach dem NEWS-Bericht online. NEWS.AT konnte die Gemeinderätin für eine Stellungnahme nicht erreichen.

Uwe Sailer sieht im Umfeld der Gemeinderätin ein Netzwerk von Personen am Werk, das rechtstexreme Positionen vertritt.

Hitlergruß im Keller

Vor allem der Bekanntenkreis von Andrea Kellner fördert Erstaunliches zu Tage. Gabrielle K., die im Umfeld der FPÖ Wiener Neustadt Land agiert, ist auf mehreren Facebookbildern gemeinsam mit Andrea Kellner abgebildet - unter anderem bei einer Wahlkampfveranstaltung gemeinsam mit der damaligen Landesparteivorsitzenden Barbara Rosenkranz.

Eben diese Gabrielle K. hat einen Keller mit einer sehr auffälligen Decke. „Heimat ohne Hass“ geht davon aus, dass mutmaßlich in diesem Keller 2011 eine Veranstaltung stattfand, bei der ein Teilnehmer den Hitlergruß zeigte. Dabei handelt es sich um einen Wolfgang P.

„Von Wolfgang P. existiert etliches Bildmaterial, das ihn eindeutig bei der Wiederbetätigung zeigt“, erklärt Uwe Sailer.

Veranstaltung mit Neonazis

Dieser Wolfgang P. hat eine Facebookseite namens „Deutsche Garde“ betrieben, die das Aufstellen einer bewaffneten Schutztruppe für eine noch zu gründende Partei verfolgte.

Laut Erkenntnissen des Webkollektivs „Bawekoll“ und von „Heimat ohne Hass“ nahm dieser Wolfgang P. auch an der „Nationalen Freizeit“ in Hessen teil. An dieser Freizeitveranstaltung für National Gesinnte nahmen nach Erkenntnissen von „Heimat ohne Hass“ offenbar auch der deutsche Neonazi Eric K. und der stellvertretende Vorsitzende der FPÖ-Ortsgruppe Theresienfeld, Manfred Fellner, teil. Theresienfeld befindet sich ebenfalls in Wiener Neustadt Land. Auch der Obmann dieser FPÖ-Ortsgruppe, Walter Gall, ist übrigens Mitglied der geheimen Facebookgruppe „Wir stehen zur FPÖ!“.

Bekannt mit Gottfried K.

„Wiener Neustadt war und ist immer schon ein Dreh- und Angelpunkt der Neonaziszene in Österreich gewesen“, erklärt Sailer. So verwundert es vielleicht nicht, dass weitere einschlägige Kontakte bestehen. Mitglied der „Deutschen Garde“-Seite war auch ein Mario C. - dieser kommentiert Bilder von Hakenkreuzfahnen beispielsweise so:

Auf Facebook gab er an, dass 2012 ein Verfahren gegen ihn wegen Wiederbetätigung eingestellt wurde. Außerdem prahlte er damit, einen gewissen Gottfried K. persönlich zu kennen.

Im Jahr 2011 ist er auf mehreren Veranstaltungen gemeinsam mit Andrea Kellner gewesen, beispielsweise beim Rathausfest der FPÖ (siehe Bild). Im Bild ist aber auch Werner Rogner, Obmann der FPÖ-Ortsgruppe Weißenbach, zu sehen.

Imsterin gegen „Tierbordelle“

Im Umfeld der FPÖ-Ortsgruppen des Bezirks Wiener Neustadt Land - somit auch im Umfeld von Andrea Kellner - zeigt sich jedenfalls eine gewisse Dichte an Personen, die nationalsozialistischem Gedankengut nahe stehen und in Einzelfällen auch Positionen innerhalb der FPÖ bekleiden.

Nicht die einzige Funktionärin, die in der Gruppe „Wir stehen zur FPÖ“ aktiv war. Auch die Imster Gemeinderätin Marion Senger war in der Gruppe bis Freitag aktiv. Sie postete unter anderem zu angeblichen Tierbordellen in Deutschland und ein Bild des Propheten Mohammed mit einem kleinen Kind. „Heimat ohne Hass“ hat eine Sachverhaltsdarstellung wegen § 188 StGB "Herabwürdigung religiöser Lehren" und § 283 StGB eingebracht.

Distanzierung von Straftaten


Marion Senger teilte zur Berichterstattung über die Gruppe "Wir stehen zur FPÖ" Folgendes mit: Aus ihrer Sicht gibt es dieses „Tierbordell“ Niedermohr wirklich. Auch gäbe es mehrere Petitionen gegen diese tierquälerische Einrichtung. Heuer wäre bereits ein weiteres „Tierbordell“ in Deutschland ausgehoben und geschlossen worden.


Die "Kunden" solcher Einrichtungen würden aus allen Kulturbereichen kommen. Sie habe sich hierbei leider auf eine falsche Information verlassen in der ihr mitgeteilt worden sei, dass "fast 90 % der Kunden Muslime seien.

Sie wollte mit diesem Statement keine Volksgruppe beleidigen und laut eigenen Angaben nur auf das Leiden der Tiere aufmerksam machen. Es sei nicht ihre Absicht gewesen gegen die Muslime aufzuhetzen. Von den gewalttätigen Postings und Gewaltphantasien nehme sie Abstand, denn diese seien abstoßend.


Zum geteilten Mohammed-Bild teilte Frau Senger mit, dass Sie mit diesem Foto darauf aufmerksam machen wollte, dass in bestimmten Ländern, wie zB Pakistan, noch vereinzelt Mädchen im Kindesalter verheirat werden. In unser Anschauung sei es eben sehr "fremd" dass bereits 12-jährige Mädchen verheiratet würden. Auch dies habe nichts mit Hetze zu tun, da dies in Europa, Amerika und vielen anderen Ländern auf der Welt, als Kindesmissbrauch angesehen würde.

Doch eine Gruppe?

Mit der bisherigen Verteidigungsstrategie der FPÖ-Spitze, dass es eine geheime Gruppe "Wir stehen zur FPÖ!" entweder nicht gibt sondern nur eine fast gleich geschriebene offene Gruppe, oder diese Gruppe falls sie doch existiert, ein Tummelbecken der Fakeaccounts ist, lassen sich die Aussagen der Imster Gemeinderätin jedenfalls nur mehr schwer in Einklang bringen (Anm. d.Red.).

Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

Weitere Enthüllungen lesen Sie in der kommenden Ausgabe von NEWS.

Kommentare

stabilis melden

Also wenn diese Art der Berichterstattung nicht aufhört dann werde ich diesmal die FPÖ wählen - schon aus Prinzip gegen solchen Journalismus. Was seit ihr denn erst für Hetzer bei NEWS, ist ja unglaublich. Das Facebook ist voll von Hass und Dummheit, aber auch im linken Lager - wo zeigt ihr das auf? Also macht ihr nur Politik für die SP/VP Koalition, mal noch schnell die FP ins rechte Eck gestellt

matiz melden

...dem ist nichts hinzuzufügen...

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Kann ich nur beipflichten!

Nachsatz melden

@stabilis: also wenn man sich hier deine kommentare hier so ansieht, bist du sowieso ein rechter blauwähler - von dem auch ohne aufklärende berichterstattung nichts anderes zu erwarten wäre, als die fpö zu wählen...dein kommentar wird auf die berichterstattung (auch wenns dir gar nicht passt) zum glück keinen einfluss haben :-).

Jürgen Reisinger
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Dem pflichte ich auch bei!!!

Jürgen Reisinger
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Kein Wunder, daß sich News so einsetzt für Rot/Schwarz. Ich denke mal, daß es sich für die schon auszahlen wird! ^^

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Ich kenne einzelne FPÖler mit denen man reden und Kompromisse schließen kann. Jedoch EINZELNE sind so rechts das
man es fast nicht mehr aushält. DIE können nicht einmal
grüßen obwohl es angebracht wäre.

Ignaz-Kutschnberger
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@gemeindeberg...hmm,...nicht einmal grüßen??
Auch nicht den DEUTSCHEN Gruß?!

stabilis melden

Ich bin eigentlich ein ÖVP Wähler da ich eine konservative Position in der Mitte der Vernunft für sinnvoll für die Zukunft des Landes halte, linke Idiologien halte ich für gefährlich dumm und die ganz Rechten für total sinnbefreit. Aber ich halte nationalen Stolz und Besinnen auf westliche Werte für 100% richtig - und da lasse ich mich auch nicht von linken NEWS Redakteuren ins Rechte Eck stellen!

Wolfgang Ertl
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Wahlkampf is. Da gehört die FPÖ doch noch einmal richtig ins rechte Eck gestellt.

daphne5 melden

Wie kann man etwas dorthin stellen, wo es schon immer stand und auch stehen will?

gfrast51
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dieser wahlkampf ist besonders schmutzig und tief ,unnötige werbung wird gemacht mit schafe und dem hinweis das alle belämmert sind die diese partei nicht wählen ,was alles lässt sich der österreicher noch alles bieten ? das volk wird unterteinander ausgespielt und macht auch fleissig mit ,das beste wäre würden die medien schweigen

Seval Yildirim
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Man bräuchte sich als Poiltiker nur nicht ständig mit Nazis und Rechtsextremen umgeben, dann gäbe es eine solche Berichterstattung nicht...

Manuel von Eder
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Gaaanz genau. Es sind die Anderen die die FPÖ in das rechte Eck stellen. Alles nur Einzelfälle, Verleudmungen, die NSA, die CIA, der Rotfunk, bla bla bla bla.

Jürgen Reisinger
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Und News bitte nicht vergessen!!

viktor_ktn melden

schon interessant womit sich die leute im umfeld von strache beschäftigen ..... haben die sonst nichts zu tun ? das ist aber nur der kleinere teil, denn viel interessanter und häufiger sind die, die diese leute auch noch wählen und sagen, wie arm und verfolgt diese sind !

Ignaz-Kutschnberger
Ignaz-Kutschnberger melden

@viktor... wollens leicht behaupten, dass Rechtsextreme in Österreich nicht verfolgt werden?? :-)

Gummiband melden

Klar werden Rechtsextreme bei uns verfolgt. Vom Wahnsinn alle male.

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