Iran wird jetzt als Reiseland gehypt

Neues Visum macht schwierige Reisebedingungen auch nicht wieder wett

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Extremreisen - Iran wird jetzt als Reiseland gehypt

"Wir sind für 2015 und 2016 vollkommen ausgebucht und konzentrieren uns jetzt auf 2017", sagt Karan Jami vom iranischen Reiseanbieter Pasargad auf der Reisemesse ITB in Berlin. Vor allem Kulturreisende zieht es ins Land, deutsche Anbieter haben ihr Angebot bereits deutlich ausgeweitet. Bei der auf Studienreisen spezialisierten TUI -Tochter Gebeco etwa verdoppelte sich die Zahl der Iranreisenden voriges Jahr.

Top-Destination trotz Atomprogramm

Seit der zaghaften Öffnung steht der Iran ganz oben auf der "Must Go"-Liste vieler Weltenbummler. Auch in der internationalen Presse taucht der Iran wieder als Reiseziel auf, nachdem die Berichterstattung sich in den letzten Jahren meist um das umstrittene Atomprogramm gedreht hatte. Die "Financial Times" und die britische Tageszeitung "Guardian" kürten das Land vor kurzem sogar zu einer der Top-Destinationen weltweit. Hauptattraktionen sind die 2500 Jahren alten Ruinen der ehemaligen Königstadt Persepolis und die Blumengärten von Schiras. Die Unesco hat 17 Stätten des Landes das begehrte Siegel Weltkulturerbe verliehen.

Wandel ist spürbar

Der Wandel ist auf der ITB zu spüren - der Iran belegt auf der weltgrößten Tourismusmesse erstmals eine ganze Halle. Geschäftsmann Cyrus Etemadi ist auf dem Jahrestreffen der Branche seit mehr als zwei Jahrzehnten mit einem Stand vertreten und hat die Veränderungen miterlebt. Einst beschäftigte seine Reiseagentur 70 Leute und brachte jährlich 10.000 Gäste in das Land, sagt er. Doch mit Amtsantritt des politischen Hardliners Mahmud Ahmadinedschad Mitte des vorigen Jahrzehnts brach die Branche zusammen, da Touristen einen Bogen um das Land machten. Das Bild wandle sich derzeit, sagt er, weil seit 2013 der auf Aussöhnung mit dem Westen bedachte Hassan Rohani die Geschicke des Landes lenke. Etemadis Firma zählte voriges Jahr nur noch zehn Angestellte und 600 Gäste. "Dieses Jahr dürften es 1.000 Touristen werden, aber das ist immer noch weit von 10.000 entfernt."

Für die Öffnung des Landes und die Folgen gibt es Beispiele. "Länder wie Myanmar kamen aus dem Nichts und haben einen massiven Anstieg des Tourismus erlebt", sagt Analystin Caroline Bremner vom Marktforschungsunternehmen Euromonitor.

Erschwerte Reisebedingungen

Derzeit sind Reisen aber noch beschwerlich. Das Land hat nach der islamischen Revolution Ende der 70er Jahre strenge Gesetze erlassen, die viele Lebensbereiche einschränken. Frauen müssen ihren Körper und den Kopf bedecken, unverheiratete Paare dürfen sich kein Hotelzimmer teilen, Alkohol ist verboten. Zudem erschweren Sanktionen des Westens das Reisen. Das Land ist weitgehend abgeschnitten vom Weltfinanzsystem, weshalb beispielsweise Kreditkarten nicht funktionieren - Urlauber müssen Bargeld mitnehmen. "Der Iran muss einige Herausforderungen meistern und sein Image erneuern", sagt Taleb Rifai, Chef der Reiseorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO). Aber das Land sei unglaublich vielfältig und Heimat einer der ältesten Kulturen der Welt. Ein Schritt in die richtige Richtung sei zudem, dass Reisende aus 27 Ländern seit kurzem ihr Visum bei der Einreise erhalten.

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