Experte Schmidinger würde Abdullah-
Zentrum noch eine Chance geben

Kein Sinn im Abbruch bestehender Brücken. Neuaufstellung sei aber nötig.

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Religionen - Experte Schmidinger würde Abdullah-
Zentrum noch eine Chance geben

Es sei etwas anderes, ein solches Zentrum erst gar nicht zu gründen, als es wieder aufzulösen, so der Experte für politischen Islam. Eine bestehende Brücke wie das KAICIID abzubrechen, wäre nicht sinnvoll – „gerade in einer Situation, in der sich Konflikte zunehmend konfessionalisieren“, so Schmidinger. Damit liegt er auf einer Wellenlänge mit Bundespräsident Heinz Fischer und Außenminister Sebastian Kurz, die sich ebenfalls für eine Fortsetzung des Dialogs einsetzen.

Bandion-Ortner „offensichtlich unfähig“

Schmidinger betont jedoch, dass es sehr wohl nötig wäre, bestehende Schieflagen zu korrigieren. So sei sowohl die einseitige Finanzierung durch Saudi-Arabien als auch die geringe Anzahl an Trägerländern ein Problem. „Wenn die Bundesregierung das Zentrum noch retten will, wäre ein symbolischer Neuanfang die einzige Möglichkeit dazu“, so der Wissenschaftler. Die Chance dazu wäre durch den Rückzug Claudia Bandion-Ortners jedenfalls da.

Jemand, der es „nicht schlimm findet, dass in Saudi-Arabien nur jeden zweiten Freitag geköpft wird“, wäre wohl die falsche Wahl als stellvertretende Generalsekretärin gewesen, so Schmidinger. Durch den Rückzug der an dieser Position „offensichtlich unfähig“ gewesenen Bandion-Ortner sei jetzt aber die Gelegenheit da, „jemanden mit einer klaren Menschenrechts-Orientierung“ wie zum Beispiel den Amnesty International-Generalsekretär Heinz Patzelt zu entsenden.

Nicht die schlimmste Menschenrechtsverletzung

Das KAICIID will Faymanns Ultimatum jedenfalls ignorieren, wie Sprecher Peter Kaiser am Dienstag sagte. "Für das Abdullah-Dialog-Zentrum spreche ich das aus, was das 'Board of Directors' beschließt. Dieses verurteilt jede Form der Gewalt, ist aber gegen eine Einmischung in innere Angelegenheiten von Staaten", so Kaiser. Auch Schmidinger ist nicht der Meinung, „dass eine solche Organisation automatisch die Pflicht hat, zu jeder Menschenrechtsverletzung eine Stellungnahme abzugeben.“ Alle Beteiligten hätten schon bei der Gründung des Zentrums gewusst, wer Saudi-Arabien sei, außerdem sei Badawis Auspeitschung „beileibe nicht die schlimmste Menschenrechtsverletzung seit Gründung des Zentrums“.

Und auch an den Motiven der handelnden Personen äußert der Politikwissenschaftler sanfte Zweifel. So vermutet er hinter der aktuellen Debatte um die Schließung des Zentrums mehr „innenpolitischen Populismus“ denn reifliche Überlegung. Außerdem könne Österreich auch gar nicht so einfach aussteigen.

Vehementer Gegner

Im Vorfeld der Gründung des KAICIID war Schmidinger einer der vehementesten Gegner der Eröffnung der von Österreich, Spanien und Saudi-Arabien getragenen Institution gewesen. In einem offenen Brief an den damaligen Außenminister Michael Spindelegger hatte Schmidinger im Oktober 2011 darauf hingewiesen, dass Saudi-Arabien eines der „brutalsten und menschenrechtsfeindlichsten Rechtssysteme der Welt“ praktiziere, in dem Körperstrafen und Hinrichtungen „zum Alltag“ gehören. Außerdem sei bekannt, dass Saudi-Arabien seine Ölmillionen gerne dazu verwende, seine extrem puritanische und intolerante Auslegung des Islam weltweit zu propagieren und Spindelegger darum dazu aufgefordert, „keinerlei Kooperationen“ mit dem Königreich einzugehen.

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Kommentare

Elisabeth Wieser
Elisabeth Wieser melden

Bleibt bitte der Welt mit euren Fachleuten und Wissenschaftlern gestohlen. Die kennen nur ihr Pöstchen und den eigenen Vorteil. Was muss denn bitte noch so alles bekannt werden, bevor der europäische Gutmensch aufwacht und die Notbremse zieht ? Wie verblödet diese Gesellschaft ist, braucht nicht thematisiert werden. Dieses Zentrum ist so unnütz wie ein Krebs am Kropf.

Thomas Schmidinger
Thomas Schmidinger melden

Können Sie mir bitte sagen welche "Pöstchen" und welchen "eigenen Vorteil" ich mir durch diese Meinung sichere? Würde mich angesichts meiner prekären Anstellung als Unilektor mit jeweils neuem Semestervertrag nämlich interessieren. Vielleicht bin ich ja irgendwo reich geworden und weiß es noch nicht.

Nudlsupp melden

Nichts gegen Sie persönlich Hr. Schmidinger, in der Sache bin ich anderer Meinung, was mich aber hier interessiert, wieso bietet man Experten in diesem Land nur prekäre Anstellungen an? Im übrigen besetzen Sie mit dem politischen Islam, wohl eines der spannendsten Themen zur Zeit überhaupt. Leider melden sich zu diesem Thema aber zu wenige Wissende, und zu viele Stammtisch-Straches.

Lynxx

Die Entziehung der Unterstützung für das KAICIID würde nur Wasser auf die Mühlen der Extremisten gießen, die dann sagen könnten: Schaut mal, wie intolerant und islamfeindlich Österreich ist! Dadurch würde auch die Stellung der gemäßigten saudischen Reformer geschwächt.
Allerdings scheint das Strafmaß für Raif Badawi völlig überzogen.

luffygc

Experten gibt's für eh alles !!!!

Zusperren!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Oder finanziere die Sache aus deiner eigenen Deldbörse!!!!!!!!!!!!!!!

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