Evita von Fünfhaus

Cathy Lugner will First Lady von Österreich werden

Früher trug sie fast nichts. Heute trägt sie Vuitton, Chanel und Prada: Das ehemalige Playboy-Bunny Cathy Lugner will First Lady von Österreich werden. Doch die Niederungen des Wahlkampfs sind tückisch

von Cathy Lugner © Bild: Copyright 2016 Matt Observe - all rights reserved.

Kastanienbraunes, langes Haar und große, graublaue Augen, die ein wenig skeptisch in die Kamera blicken: Es ist einer dieser typischen Schnappschüsse aus der Teenagerzeit, unscharf und vergilbt, den Cathy Lugner da eingescannt hat und nun per Mail verschickt. Das Bild stammt vom Dezember 2003, damals war sie gerade dreizehn. Und dennoch: Es soll eine Erklärung für den Drall liefern, den sie ihrem künftigen Leben geben wollte. "Ich war nie wirklich hübsch", schreibt sie fast entschuldigend unter das Foto.

Cathy Lugner
© Privat Voller Unsicherheit und Selbstzweifel: Cathy Lugner auf einem Foto aus ihrer Teeniezeit

Mittlerweile ist Cathy Lugner 26 Jahre alt, wasserstoffblond, silikonoptimiert und auch zwischen Kinn und Nase stattlich gepolstert. "Mit meinen dicken Worseg-Lippen und meinen geilen langen Haaren sehe ich aus wie ein Vamp", sagt sie in einer der Realitysoaps, in denen sie heute zugange ist. Worseg-Lippen, das ist eine Referenz an jenen Mann, der mit Vornamen Artur heißt, in denselben Realitysoaps ehrfurchtsvoll "Beauty-Doc" genannt wird und Cathys Verwandlung fürsorglich betreute. Worseg ist der zweitwichtigste Mann in Cathy Lugners Leben. Gleich hinter Bundespräsidentschaftskandidat Richard Siegfried Lugner, jenem Mann, den die gebürtige Catherine Schmitz aus Wittlich, Rheinland-Pfalz, vor knapp zwei Jahren pompös heiratete und an dessen Seite sie nun in die Wiener Hofburg einziehen möchte. Doch diese liegt derzeit noch in ziemlich weiter Ferne. Präzise gesagt: 166 Kilometer entfernt.

Porsche verzweifelt gesucht

Es ist Samstagvormittag und die Frühlingssonne lächelt gnädig vom Himmel, als der Baumeister in seinem schwarzen Lexus am Stadtplatz vom Steyr vorfährt, irrtümlich auf dem Behindertenparkplatz eincheckt und flinken Schrittes die Rednerbühne entert. "First Couple for Austria" prangt in fetten Lettern auf der Leinwand hinter ihm. Darüber hängt ein riesiges Foto des 83-jährigen Amtsanwärters mit seiner um 57 Jahre jüngeren Muse. Doch von der und ihrem anthrazitfarbenen Porsche-Cabrio fehlt weit und breit jede Spur.

Was soll's, Showtime ist kostbar. "Der John Kennedy hatte die Jacky an seiner Seite", holt Österreichs möglicher neuer Staatschef aus. "Es ist wichtig, dass ein Paar das Land repräsentiert und nicht der Mann alleine. Deswegen hatte der argentinische Staatschef auch die Evita an seiner Seite." Doch die Evita von Fünfhaus, die fünfte Ehefrau des leutseligen Wiener Kaufhauskönigs, sie kommt und kommt nicht. "Wir Männer sind ohne Frauen leider nur halbe Portionen", feixt Lugner notgedrungen. Schwingt sich vom Podium. Und besteigt wieder seinen Lexus.

© Copyright 2016 Matt Observe - all rights reserved. Richard Lugner muss allein auf die Bühne.

Halbe Portion? Dabei hatte sich Lugners Spindoktor alles so schön ausgemalt: der uneingeschränkt potente, nur rein optisch schon etwas abgehalfterte Macher und die knackige Trophäe als Blickfang, ein Paar, so wechselvoll wie das Leben selbst!

"Gemeinsam sind wir 54", musste Cathy für das Wahlkampfvideo noch treuherzig in die Kamera flöten. Um dann erst so richtig loszulegen: "Sebastian Kurz war so alt und attraktiv wie ich, als er unter der Häme der Presse seine Karriere startete. Heute ist er das junge, attraktive Gesicht des modernen Österreich." Et voilà! "Und genau das will auch ich als Frau und als jüngste First Lady Europas sein!"

Auch wenn das offiziell keiner so sagen möchte und Lugners Pressesprecher salbungsvoll von "Zusammenarbeit nur noch bei Bedarf" spricht: Der Schöpfer dieser Zeilen wurde mittlerweile, nicht zuletzt auf Cathys Initiative, gefeuert. Und Kandidat Mörtel, der gurkt, sich selbst chauffierend, ohne seinen weiblichen Kurz auf dem Beifahrersitz zum nächsten Auftritt nach Linz.

Trennung im Morgengrauen

"In der Früh, als wir uns trennten, hat sie mir nur gesagt, dass sie Schmerzen hat und noch rasch zum Zahnarzt will", murmelt er und blickt stur auf die Fahrbahn. "Ich weiß nicht, wo sie ist." Die Frau, die er öffentlich ausnahmslos Spatzi nennt, sie ist spurlos verschwunden. Beinahe unerklärlich. Und das seit nunmehr fünf Stunden. Schwierig, sehr schwierig, das Ganze.

Der Baumeister seufzt und umklammert, quasi ersatzweise, mit beiden Händen das Lenkrad. Seit Cathy und auch deren 32-jähriger Bruder Rafael, ein Architekt, in der Lugner City arbeiten, bekomme er seine Tochter Jacqueline kaum mehr zu Gesicht. Außerdem halte ihm seine junge Frau vor, dass er zu viel arbeite, zu lange im Büro sitze, zu oft mit anderen Frauen in Kontakt stehe und sich mehr um die potenziellen Wähler als um sie kümmere, die ihm als Deutsche nicht ihre Stimme schenken darf, sondern bloß ihre Liebe. Momentan ist da eigentlich nur eine Sache, die ihm etwas Erleichterung verschafft: "In Wahrheit beneiden mich die Männer um meine schöne, junge, intelligente Frau."

Und die schöne, junge, intelligente Frau selbst? Hat Cathy Lugner, das neue Objekt österreichischen Männerneids, etwa keine Lust mehr, Sebastian Kurz zu sein? Denkbar wäre es. Denn eigentlich möchte sie jemand ganz anderer sein: Pamela Anderson.

Schmerzende Schönheit

Die gute Nachricht: Cathy Lugner ist wieder aufgetaucht, und das mehr oder weniger wohlbehalten. "Eine Entzündung nach einer kleinen Beauty-OP, an sich nichts Schlimmes - nur musste es der Artur noch rasch mit Antibiotika behandeln", sagt sie. Die schlechte Nachricht: Cathy ist in vorauseilendem Gehorsam gleich direkt nach Wels gefahren, wo sie sich an der Seite ihres Mannes wahlwerbend ins Getümmel der örtlichen Messe werfen soll. Seine vorherige Station Linz hat sie, um in Worsegs Diktion zu bleiben, umständehalber gespritzt.

»Egal, was die anderen denken: Schon als ich klein war, wollte ich so sein wie Pam Anderson«

Da sitzt sie nun vor Halle 21, Eingang C, auf einer Bank aus Beton, wartet auf Mörtel und wirkt in dieser anheimelnden Szenerie aus Lebkuchen- und Bratwurststandln so fremd wie ihr großes Vorbild Pamela Anderson während ihrer Autogrammstunde in der Lugner City. "Schon als ich klein war, wollte ich so sein wie sie", sagt Cathy. Wie oft habe sie sich im rosa ausstaffierten Kinderzimmer eingesperrt, um sich so zu schminken wie ihr großes Idol.

Cathy Lugner
© Copyright 2016 Matt Observe - all rights reserved. Wahlkampf in Oberösterreich: Ein schnelles Küsschen für die Kameras

Aber warum ausgerechnet Pam, die außer von Cathy Lugner eigentlich nur noch von Borat, der Kunstfigur des Komikers Sacha Baron Cohen, so abgöttisch verehrt wird?"Egal, was die anderen sagen, ich wollte einfach was erreichen, etwas werden. Außerdem finde ich, dass sie sauhübsch ist."

Malibu, das tiefblaue Meer, die rauschende Brandung, die perfekt proportionierten Bademeisterinnen, das war Cathys Wunschtraum. Wittlich mit seinen knapp 18.000 Einwohnern, seinen einförmigen Reihenhäusern und den mausgrauen Gewerbeflächen, das war die Realität - mit ihrem Papa Michael, der sich mit Vorliebe die Wiederholungen von "Baywatch" reinzog, als einem der wenigen Lichtblicke.

Fluch der Durchschnittlichkeit

Sie selbst, erzählt Cathy Lugner, sei als Teenager zwar nie richtig pummelig, aber auch nicht sonderlich hübsch gewesen. An der Gesamtschule, die sie nach der Mittleren Reife am Gymnasium besucht habe, sei sie auch mit "Problemleuten" in Verbindung gekommen, doch im Gegensatz zu denen habe sie etwas erreichen wollen. "Dunkle Haare, kaum Wimpern - ich merkte, dass Blondinen einfach besser ankamen", sagt sie. Und wie zur Bestätigung verbeißen sich einige Herren in ihren Grillwürsten und verschlingen Frau Lugner im Vorbeigehen mit Blicken.

Wie schon Pam Jahrzehnte vor ihr heuerte auch Cathy im Playboy Club an, servierte und posierte als Bunny in der Kölner Filiale des Häschenstalls und lernte dort auch zufällig einen weltgewandten Wiener Gentleman namens Lugner kennen.

Cathy Lugner
© Privat Erste Versuche als Erotikmodel
Cathy Lugner
© Privat Cathy Lugner jobbt als Bunny im Playboy Club

Die gelernte Krankenschwester entblätterte sich, wie XXL-Pam, für das Herrenmagazin, trug außer einem Schwesternhäubchen fast nichts. Heute ist der diskrete Gast von einst längst ihr Mann, und sie trägt im volkstümlichen Welser Ambiente Prada in Form eines wattierten Parkas, Vuitton in Form schwarzer Sneakers (Modell "Run Away" mit Kalbslederschaft, 580 Euro) und Chanel in Form eines mintgrünen Täschchens (Modell "Boy", 3.700 Euro). Denn: "Marken sind wichtig, weil darauf schauen die Leute. Und dass die Leute schauen, ist wichtig, weil das bringt Quote."

Bekanntheit, so das belastbarste Fundament der fragilen Lugner-Ehe, ist ein Wert an sich. Und ein Weg nach oben. Worauf sich diese Bekanntheit stützt, ist unwichtig. TV-Script schlägt präsidiales Protokoll, und so sagt Cathy vor laufender Kamera schon Sätze wie: "Wir brauchen für den Richard keine blaue Pille, ich habe zwei gesunde Hände und einen gesunden Mund."

Cathy Lugner
© Copyright 2016 Matt Observe - all rights reserved. Wahlkampf in Oberösterreich
»Richard war einer der wenigen Männer, die nicht nur meine Brüste sahen«

Das Prinzip Privatfernsehen

Es scheint, als hätte Cathy Lugner das Prinzip Privatfernsehen, den zweiten Bildungsweg ihrer Jugend, vollends verinnerlicht: Heute stöckelt sie durch die Primetime von ATV, als wäre es RTL2, sie eine junge Carmen Geiss - und Richie ihr alter Robert. Bereits mit 18 bekam sie, wie eine Protagonistin aus "Teenie-Mütter", ihre heute achtjährige Tochter Leonie. Der Vater, auch er damals noch unter 20, fühlte sich der Verantwortung nicht gewachsen und tauchte ab. "Danach habe ich einen reiferen Mann gesucht", erzählt Cathy Lugner. "Richard war einer der wenigen Männer in meinem Leben, die nicht nur meine Brüste sahen, sondern auch Leonie."

Doch nun, wo er Cathy nach Stunden der Ungewissheit endlich gefunden hat, sieht Richard Lugner in erster Linie rot. Warum, verflixt, will sich sein Spatzi nicht durch die Massen der Welser Messe schlängeln, um den Wählern die Hände zu schütteln? "Dieses Herumgeschubse, wo man immer und überall betatscht wird, ist mir zuwider", schimpft sie ihrem Gemahl hinterher.

Cathy Lugner
© Copyright 2016 Matt Observe - all rights reserved. Wahlkampf in Oberösterreich

Der kauft und verschenkt indes Kokosbusserln, schüttelt und küsst Hände, posiert selig grinsend für Selfies. Nur als eine etwas ältere Dame mit zwei prall gefüllten Säcken einherschreitet, lässt auch Cathy kurz ihre Volkstümlichkeit aufblitzen. "Was schleppen Sie denn da?", will sie wissen. "Düngerbriketts aus gepresster Schafwolle." - "Hm, sieht eher aus wie Hasenfutter."

Das ehemalige Bunny lächelt gequält und wirkt alles andere als hungrig.

Kommentare

"Egal, was die anderen denken: Schon als ich klein war, wollte ich so sein wie Pam Anderson"
Das ist nichts Besonderes, so lange man klein ist. Eine (körperlich) erwachsene Frau mit diesem Lebensziel trifft aber nur selten den Geschmack erwachsener Männer.

hasi1965 melden

Das lässige an „Ritschi” und seiner Tussi ist wenigstens, dass sie zeigen wie deppert sie sind, und dass sie keinen bösen Absichten haben, die anderen machen auf schlau und liefern sich und vor allem uns der Bilderberger-NWO-Gang aus!

giuseppeverdi melden

Das gefällt mir an den Frauen! Sie "schleichen sich gegenseitig an und beschimpfen sich als "Tussi" und wer weiß nicht was noch. Wahrscheinlich sind Sie selbst eine frustrierte Endvierzigerin, die in ihrem Leben keinen Mann abbekommen hat und nun eine bildhübsche Frau als "Tussi'" bezeichnet. Das ist auch ein Zeichen, wie weit es mit Ihrer eigenen Intelligenz her ist (siehe Ihren Nick "hasi1965")

Urlauber2620
Urlauber2620 melden

Selbst wenn Lugner eine Chance hätte BP zu werden, mit dieser Frau an seiner Seite hätte wäre das unmöglich. Mehr gibt's dazu nicht zu sagen.

giuseppeverdi melden

Ach ja? Und was gefällt Ihnen - genau beschrieben - an ihr nicht. Sie ist intelligent (im Gegensatz zu Ihnen?), spricht verhältnismäßig gut englisch und steht zum Ihrem Mann. sind wir vielleicht ein bisschen neidisch auf Sie? Was also gefällt Ihnen an ihr nicht?

Wergznase melden

Da geht es nicht um "Gefallen an der Person" sondern um die Besetzung des Postens der "First Lady". Selbst wenn man Lugner Cathy mag oder für intelligent hält, kann man sie bezüglich "First Lady" als Fehlbesetzung erkennen. In diese Richtung lese ich Urlauber2620s Posting.

Annforever melden

Frau Lugner oder Spatzi,....wie auch immer....ist zweifelsfrei eine hübsche Person. Egal ob nun natürlich oder künstlich entstanden. Wenn das zur " First Lady " reicht, inkl. einem passablen Englisch, dann sollten wir bitte generell diese ohnehin sinnlose Position überdenken. Frau L. verfügt ja auch über einen brauchbaren Wortschatz an Fäkalausdrücken, wie wir dank TV alle wissen. :-)

Annforever melden

Bleibt zu hoffen, ATV lässt uns dann ebenso daran teilhaben, wenn Frau L. einem Staatsoberhaupt erklärt wie scheisse sie so manches findet und wie verfickt egal ihr die ganze Presse ist. Langweilen wird sie uns definitiv nicht, das steht fest. :-)

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