Krank durch die Krise

Experten warnen: Immer mehr Menschen leiden unter psychischen Erkrankungen

Die Wirtschaftskrise und damit verbundene Zukunftängste machen die Menschen krank. Experten warnen vor einem Anstieg psychischer Erkrankungen: Vor allem Risikogruppen sind besonders gefährdet, sagte die Vizepräsidentin des Österreichischen Bundesverbands für Psychotherapie am Dienstag.

von Euro-Krise - Krank durch die Krise © Bild: Corbis

Vor allem Angehörige von Risikogruppen wie Armutsgefährdete, Arbeitslose, von Burnout Betroffene und Jugendliche ohne Jobperspektive seien durch die neue, belastende Situation überfordert. Der ÖBVP fordert mehr betriebliche Gesundheitsförderung und Prävention sowie einen leichteren Zugang zu psychotherapeutischen Behandlungen.

Vor allem Angehörige von Risikogruppen wie Armutsgefährdete, Arbeitslose, von Burn-out Betroffene und Jugendliche ohne Jobperspektive seien durch die neue, belastende Situation überfordert. Der ÖBVP fordert mehr betriebliche Gesundheitsförderung und Prävention sowie einen leichteren Zugang zu psychotherapeutischen Behandlungen.

Fast eine Millionen Menschen sind krank
900.000 Menschen in Österreich werden laut Daten des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger, die erstmals im Sommer veröffentlicht wurden, wegen seelischer Probleme behandelt. 46 Prozent dieser Patienten sind im erwerbsfähigen Alter. Die Anzahl der Krankenstände aufgrund psychischer Diagnosen habe sich in den zwei Beobachtungsjahren seit 2009 um 22 Prozent erhöht. Bei den Arbeitsausfällen wegen körperlicher Probleme gab es "nur" ein Plus von zehn Prozent.

Medikamenten-Flut
840.000 Menschen werden mit Psychopharmaka behandelt, seit 2009 stieg die Zahl der Verschreibungen um 17 Prozent. Aber nur rund 65.000 Versicherte erhalten eine Psychotherapie, ein Versorgungsgrad von gerade einmal 0,8 Prozent. Pölzlbauer kritisierte das "Missverhältnis" zur Verschreibung von Psychopharmaka, deren steigender Einsatz zulasten der Therapie gehe.

Zwei Drittel aller Erkrankten sind weiblich
Die Anzahl schwerer seelischer Erkrankungen mit stationären Aufenthalten sei kaum gewachsen, für den "außergewöhnlichen Anstieg" der Fälle insgesamt, so ÖBVP-Präsidentin Eva Mückstein, sei daher eine Zunahme leichterer Erkrankungen verantwortlich. Ins Bild passt, dass Arbeitslose viermal so häufig von psychisch bedingten Krankenständen betroffen sind, und dass 70 Prozent der Jugendlichen ihre Zukunft negativ einschätzen. Ein besonderes Risiko tragen offenbar Frauen: Zwei Drittel der Patienten, die Anti-Depressiva und Tranquilizer einnehmen, seien weiblich, so Mückstein.

Arbeit macht krank
Was macht der Seele so viel Druck? Schuld seien die veränderten Lebens- und Arbeitswelten, sagte der Sozialwissenschafter Wolfgang Dür, Direktor des Ludwig Boltzmann Institut für Health Promotion Research (Gesundheitsförderungsforschung, Anm.). Die Arbeitsleistung des einzelnen sei in der globalisierten Wirtschaft stark gestiegen, samt Termin- und Qualitätsdruck. Die erforderliche Flexibilität führe dazu, dass Beschäftigte ihren Arbeitsplatz als sehr unsicher empfinden.

Zudem haben laut Dür immer mehr Menschen das Gefühl, sie müssten in ihren Job mehr investieren, als sie zurückbekommen. Da geht es um Wertschätzung und Karrierechancen, aber auch um die Bezahlung: "Die Hälfte der Bevölkerung hat Reallohneinbußen hinzunehmen gehabt in den vergangenen zehn Jahren." Und die hätten noch als "Boomjahre" gegolten. Die Gehälter des untersten Einkommensviertels hätten in diesem Zeitraum im Schnitt zwölf Prozent an Kaufkraft verloren. Auch die mittleren Einkommen hätten nur eine Kaufkraftsteigerung von fünf Prozent erfahren, während das Bruttoinlandsprodukt um 16 Prozent gewachsen sei.

Das führe dazu, dass die Anzahl unmotivierter Mitarbeiter steige: Laut einer Gallup-Studie liegt der Anteil jener Arbeitnehmer, die nur mehr "Dienst nach Vorschrift" machen, bei 57 Prozent, etwa 15 Prozent seien bereits in die sogenannte innere Kündigung abgetaucht, sagte Dür.

Unbehandelt werden psychische Störungen chronisch. Der ÖBVP wünscht sich daher dringend Maßnahmen zur Vorsorge sowie eine flächendeckende Finanzierung von Therapien in Zusammenarbeit der Gesundheits-, Sozial- und Finanzressorts.

Kommentare

Wer ist an der Krise Schuld? Es gibt einen eindeutigen Schuldigen an der Krise, einen destruktiven Kult dem alle Politiker hörig sind, einer wahnsinnigen Ideologie, welche in der Wirtschaft die Mentalität eines Krebsgeschwürs verbreitet hat.

Wachstum bis zum Tod des Opfers. Kein Tumor hat sich je darüber gedanken gemacht, ob ein weiteres Wachstum sein Opfer und ihm selbst vernichtet.

Hier die Anklageschrift gegen die sogenannten "Wirtschaftswissenschaften" die weder was von Wirtschaft verstehen noch eine Wissenschaft sind
http://politik.pege.org/2011-anklage/

melden

Leistung, Qualität gestiegen? Das kann ich nicht bestätigen. Die Leistung und vor allem die Qualität ist gesunken. Vermehrt haben sich nur die selbst ernannten Manager. Sie hängen den ganzen Tag am Handy und rennen von einem Meeting zum anderen. Sie kommen nicht durch Leistung an die Spitze, sondern werden durch unfähige Politiker oder deren Lakaien hochgehievt. Nachdem im öffentlichen Dienst die Bezahlung nicht ´nach Leistung erfolgt, fehlt auch die Motivation zur Leistung. Die Leistungsträger werden ausgesogen und über kurz oder lang krank. Aber auch die hochgehievten "Flaschen" werden krank, weil sie heillos überfordert sind. Und das ist in Österreich wohl auch in der Privatwirtschaft so. Darum bekommen Metaller 4,2% mehr, obwohl die Zeiger nach unten zeigen. Gibt es dann negative Metallerabschlüsse?

Ivoir
Ivoir melden

Gibt es dann negative Metallerabschlüsse? 4,2% ist ein negativer Abschluß!

Ivoir

Krank durch die Krise Gott sei Dank, dachte schon ich hätte die Grippe!

Die Pillenmafia Kann hier jemand auch nur ein vernünftiges Argument nennen warum von 900.000 psychisch erkrankten Österreichern (ja, fast jeder Zehnte!) sagenhafte 840.000 mit Pillen behandelt werden? Ich hab das schlagende Argument gefunden: Nämlich Milliardenumsätze der Pharmahersteller mit (Vertriebs-)Unterstützung der Psychater. Ich wette ich könnte mir noch heute vom Arzt Drogen besorgen, ein paar Sätze über psychische Probleme genügen. Das weiß ich aus erster Hand! Aber die Götter in weiss darf man nicht in Frage stellen. SIE sind die Fachleute und wissen was gut für DICH ist. Oder weiß das jeder selbst am besten? Eine gute Doku dazu:

Pfusch an der Seele
http://www.dokus4.me/index.php/2011/09/29/pfusch-an-der-seele/

Seite 1 von 1