Das passiert, wenn man seinem
Kind einen Tag lang alles erlaubt

Eine Mutter sagt 24 Stunden lang "Ja"

Im Film "Der Ja-Sager" zeigt Jim Carrey auf humorvolle Art, was passiert, wenn man einen Tag lang zu allem und jeden "Ja" sagt. Das Ganze endet natürlich in einem Desaster. Doch was passiert, wenn man einem Kind verspricht, 24 Stunden lang allem zuzustimmen, was es sich wünscht? Und welche Wahrheiten lernt man aus diesem Experiment? Eine Mutter hat es ausprobiert.

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Lernen - Das passiert, wenn man seinem
Kind einen Tag lang alles erlaubt

"Hey Mami," kam Meg Conleys sechsjährige Tochter im Haus ihrer Großeltern aufgeregt auf sie zugerannt, "ich habe Disney Junior gesehen und da waren alle diese Kinder, die von einem Ja-Tag gesprochen haben!" Die Kleine hatte dieses gewisse Leuchten in den Augen, dem man unmöglich widerstehen kann, beschreibt die "Huffington Post"-Bloggerin ihre Tochter: "Das ist ein Tag, an dem die Eltern zu allem, was ihre Kinder fragen 'Ja" sagen", erklärt das Schulkind und bettelte: "Können wir das machen? Können wir einen Ja-Tag machen?" Im ersten Moment, so Conley, dachte sie: "Das ist genau der Grund, warum wir zu Hause kein Kabel haben" und im zweiten: "Warum eigentlich nicht?"

Und so beschlossen sie zusammen die "Spielregeln" für den gemeinsamen "Ja-Tag": Die Wünsche müssten allen voran die kleine Schwester mit einschließen, die noch zu jung war, um das Konzept zu verstehen, aber einen Riesenspaß dabei haben würde. Ausgeschlossen waren Ausflüge zu Orten, die mehr eine Stunde vom Heimatort entfernt sind, permanentes Haare färben, Ausgaben über 25 Dollar und alles, womit man einem anderen Menschen wehtun könnte.

Nach dem geglückten Experiment schrieb die Bloggerin ihre Erkenntnisse auf. Vollkommen fertig, müde und erschöpft, aber: überrascht. Denn ihr sollte durch den "Ja-Tag" einiges wieder klar werden, was sie im Alltagstrott schon längst vergessen hatte.

1. "Meine Kinder sind keine kleinen Monster, die mich besiegen wollen"

"Ich weiß, das klingt jetzt ein bisschen überdramatisiert, aber manchmal fühlt es sich genauso an: Ich gegen meine Kinder. Die Lektionen, die ich ihnen lernen muss versus ihre umherwandernden Gedanken und schnellen Füße. Ein sauberes Haus gegen klebrige Hände. Schlafenszeit gegen unerschöpfliche Ausreden. Das Recht 'Nein' zu sagen, ist eines der sichersten Mittel, das Schloss zusammen zu halten, um meine Machtposition zu schützen und nicht von den Horden überrannt zu werden. (Jetzt denken Sie sicher: Du hast zwei Kinder, Meg, das ist keine Horde! Aber treffen Sie mal meine drei Jahre alte Tochter ohne Latz oder meine Sechsjährige mit niedrigem Blutzucker. Vertrauen Sie mir, es ist eine Horde.)"

"Wie auch immer: Ich bin den Ja-Tag relaxed angegangen. Weil wir alle zusammen gespielt haben. Ich musste sie nicht herumbugsieren, sondern sollte mich ihnen nur anschließen. Und es war unglaublich. Wir sprachen und lachten mehr miteinander, als in den letzten Monaten zusammen. Irgendwo zwischen meinem ersten Donut-Wettessen und der letzten Verleih-DVD waren wir Verbündete und gleichzeitig ein Mutter-Kinder-Trio. Es war Platz für beide Manifestationen unserer Beziehung, auch wenn eine ohne der anderen oft nicht existieren kann."

2. "Was unsere Kinder wirklich wollen ist oft wirklich allerliebst"

"Natürlich gab es Wünsche, die mich überhaupt nicht überrascht haben - ein Donut-Wettessen, Schule schwänzen und ein Mittagessen bei einem Fastfood-Laden. Aber es gab auch Fragen, die ganz simpel und wirklich süß waren: Ein Ausflug mit dem Auto auf den Canyon, damit wir den letzten Schnee sehen können, das Lieblingsnaschzeug für die kleine Schwester und ein Superhelden-Kostüm aus Papier."

"Aber am überraschendsten waren die Dinge, nach denen sie gar nicht erst gefragt hat: Sie hat sich nicht einmal ein Spielzeug gewünscht. Fast alles, das sie sich gewünscht hat, waren Erlebnisse, normalerweise welche, die mich und ihre Schwester inkludiert haben. Sie hat den Tag damit verbracht, ihr Herz zu füllen, nicht ihre Spielzeugbox."

»Sie hat den Tag damit verbracht, ihr Herz zu füllen, nicht ihre Spielzeugbox.«

3. Man muss nicht immer "Nein" zum Nein-Sagen sagen

"Ganz ehrlich, ich hab mich verhalten wie ein Anfänger. Ich hab so etwas noch nie gemacht. Natürlich hat es meine super schlaue Sechsjährige geschafft, sich Wünsche auszudenken, die unsere Regeln nicht im Geringsten verletzt hätten. Mein persönlicher Favorit war, als sie fragte, ob sie zusammen mit ihrer Schwester die Wohnzimmerwand mit Markern bemalen dürfte. Ich wollte unseren Vertrag nicht brechen und vermeiden, 'Ganz bestimmt nicht!' zu sagen. Aber 'Ja' sagen konnte ich auch nicht."

"Also diskutierten wir es aus." Im Endeffekt einigten sie sich darauf, die Wand vorher mit Papierbögen zu bekleben, auf denen die Kids malen durften. Was Meg daraus gelernt hat: "Sie hat mich nicht gebraucht, um Nein zu sagen. Sie wollte nur die Möglichkeit haben, sich eine Lösung auszudenken, die für uns beide okay ist. Wir wurden für einen Moment Partner."

4. Die richtigen Ja's versus selbstverteidigende Nein's

"Zu allem 'Ja' zu sagen, hat nicht die Art Chaos und Verschwendungssucht zur Folge gehabt, die ich mir erwartet hätte. Sie musste sich entscheiden, welche Wünsche für sie Vorrang hatten und die anderen Ideen wieder verwerfen. Das war eine Lektion, die ich ihr mit meinen ganzen 'Nein'- und 'Ich weiß es besser'-Aussagen niemals so gut beibringen hätte können."

"Es war faszinierend und herzerweichend zu sehen, für welche Wünsche sie sich im Endeffekt entschieden hat. Ich hoffe das ist etwas, was sie sich für ihr Erwachsenenleben merkt. Vieles in unserem Frausein - angefangen beim Essen, das wir essen über die Kleider, die wir tragen, bis hin zu der Art und Weise wie wir unsere Freizeit verbringen - ist vom Wörtchen 'Nein' motiviert. Wir fokussieren eher auf das, was wir nicht tun sollten, als auf das, was wir uns wünschen. Wenn wir unsere Arme voll mit den richtigen Jas haben, gibt es keinen Platz mehr für defensive Neins."

5. "Ja" sagen kann zeigen, wie sehr man jemanden schätzt

"Es ist so wichtig, dass wir unseren Kindern (und uns selbst!) lernen, dass uns das richtige 'Ja' vorwärts bringen kann und das schlechte 'Ja' zurück wirft. So langsam verstehe ich die Macht des Wörtchens 'Ja'. Ich habe gesehen, wie es mein kleines Mädchen mit einem Verständnis von Zielen, Zwecken und einem gewissen Machtverständnis hinterlassen hat. Es ist eine wundervolle Sache zu entscheiden, dass man ab und zu ein 'Ja' verdient hat. Wir sollten es alle öfter tun - weil, wir es verdienen."

Am Ende des Tages fragte Meg Conleys kleines Mädchen: "Mami, können wir bald wieder einmal "Ja" sagen? Die Antwort? Ein klares "Ja".

Selbstversuch

Unsere Life-Redakteurin Catharina Heindl hat einen Selbstversuch gestartet und mit ihrer Tochter einen Ja-Tag gemacht. Hier lesen Sie, welche vier Erkenntnisse sie aus dem Experiment gewonnen hat: www.news.at/a/erziehung-ja-tag-selbstversuch

Kommentare

K Markus Ahrendorff

Kinder die das nicht kennen, brauchen eine gewisse Gewöhnungszeit. Kinder mit denen normal kooperiert wird, kooperieren immer mit den Eltern. Konflikte nicht ausgeschlossen ... aber jedesmal lösbar. Man muss nicht zu allem Ja sagen, was nicht geht geht nicht aber vieles geht ein bisschen anders eben doch. Haben sich alle daran gewöhnt, ist Machtkampffreiheit und damit geringerer Stress angesagt.

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