Ernst Fuchs: "Der Tod ist eine Fiktion"

Der 85-jährige Austro-Künstler über seine Frauen, das Böse und einen Herzenswunsch.

Der betagte österreichische Künstler Ernst Fuchs lebte zuletzt in seinem eigenem Museum. In der kunstvollen Villa Otto Wagners im 14. Wiener Gemeindebezirk habe sich der 85-Jährige seit jeher zu Besuch gefühlt, sagt er in einem seiner letzten Interviews im Mai, als könnte er sein Glück nicht begreifen. Von der Wand schaut sein Ebenbild herunter, Fuchs hat sein betagtes Alter Ego mit 15 Jahren auf wundersame Weise perfekt getroffen: Die Wangen hohl, der rote Bart licht, die Augen jedoch, sind dunkel und wach. Das Alter hat den Fuchsschen Eigensinn bis zuletzt nicht gebrochen. Der Lebenswille des Künstlers stark, der Drang zu schaffen, ungetrübt.

von
© Video: NEWS

"Eine alte Kollegin sagt immer zu mir: 'Ernstl warum bist du noch nicht in Pension?'", sinniert der "Herr Professor", wie ihn seine Angestellten respektvoll nannten. "Aber ich denke nicht daran, in Pension zu gehen. Was soll das, das ist doch ein Blödsinn! Das machen doch nur die Leute, die meinen, sie können sich auf ihren Lorbeeren ausruhen. Lorbeeren, die sie gar nicht haben", lacht er.

Nicht so Fuchs: "Ich bin vermögend, wie man so schön sagt. Ich habe eine Privatstiftung, ich lebe ohne jede Zustiftung, von den Einkünften, durch die Besucher (des Museums, Anm.) und darauf bin ich sehr stolz. Es ist mir gelungen, dieses Werk von Otto Wagner (das Museumsgebäude, Anm.) nicht nur zu erhalten, sondern auch zu bewohnen."

Ernst Fuchs in der Otto-Wagner-Villa
© Stefan Gergely Fuchs im Wohnzimmer seines 200m2 großen, wohnlich ausgebauten Souterrains des Hauses.

Provokateure als ständige Begleiter

Neider habe er naturgemäß viele: "Auf meinen Erfolg und meine Unabhängigkeit", spekuliert der 85-Jährige. "Ich brauch niemanden anbetteln, um zu leben." Als einer, der sich jahrelang der "Bussi-Bussi-Gesellschaft" hingegeben hat, sei es für Fuchs eine "Selbstverständlichkeit", dass man ihn "dauernd provozieren" wolle. "Viele haben damit auch Erfolg gehabt. Und da kann ich richtig wütend werden. Vor allem wenn ich merk', da ist eine böse Absicht. Den Willen zum Bösen hatte ich nie, ich hatte immer den Willen zum Guten."

Ernst Fuchs in der Otto-Wagner-Villa
© Stefan Gergely

Umgeben von schönen Frauen

Der einzige Mensch, der reinen Herzens ist, sei Uta Saabel. Seine große Liebe, die er noch heiraten werde, in Monte Carlo. "Was sie tut, das ist alles immer richtig", sagt er. Auch wenn er sie nur sehen kann, wenn "sie will" und er sich "wirklich verlassen" fühlt, wenn sie nicht bei ihm ist. Zwei Mal die Woche käme sie zu Besuch.

Aber da ist auch noch Cornelia Mensdorff-Pouilly, die "wichtigste Bezugsperson" in seinem Leben. Die Leiterin des Ernst-Fuchs-Museums sitzt beim Interview unterstützend neben ihm, rückt zwischendurch sein charakteristische Käppi gerade. "Ich kenn' sie länger als sie mich", seufzt Fuchs über ihre elegante, damenhafte Erscheinung. Mensdorff-Pouilly widerspricht: "Ich glaub, ich kenn' dich länger, als du mich. Ich werde oft gefragt: 'Sind sie auch eine Tochter vom Fuchs?' Und ich sag immer: 'Ich bin nicht seine Tochter ich bin seine Mutter.'"

Ernst Fuchs in der Otto-Wagner-Villa
© Stefan Gergely Ernst Fuchs und Cornelia Mensdorff-Pouilly

Auf seine echten Kinder, 16 sind es insgesamt, sei er sehr stolz: "Fast alle sind Künstler geworden." Ihnen habe er versucht, weiterzugeben, dass die "Kunst als ewiges Denkmal für das, was Schönheit ist, erhalten bleiben muss". Sein Herzenswunsch? "Das Gesamtkunstwerk als Lebensform zu verwirklichen und ein Teil davon zu sein."

»Böse zu sein, kann doch kaum eines Menschen Absicht sein.«

Vor dem Sterben habe Fuchs keine Angst: "Ich glaube, dass der Tod eine Fiktion ist, den gibt’s gar nicht. Es heißt im 'Vaterunser': 'Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen' - das hoffe ich. Dass jeder Mensch wenigstens versucht, gut zu sein und nicht böse. Ganz gleich, wie er das Gute definiert, aber böse zu sein, kann doch kaum eines Menschen Absicht sein. So sag ich halt: Adieu, mein kleiner Gardeoffizier, adieu."

Ernst Fuchs in der Otto-Wagner-Villa
© Stefan Gergely Fuchs und sein Spätwerk "Kerker der Tränen". Fuchs: "Die meisten Tränen vergießt man in Selbstmitleid."

Ernst Fuchs Museum
Nächste Ausstellung: Im Juni ist eine Ausstellung über seine Künstlerfreundschaft mit Salvador Dalí geplant.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 10:00 - 16:00 Uhr, Sonntag und Montag nach telefonischer Vereinbarung.
Alle Infos unter www.ernstfuchsmuseum.at

Kommentare