Ernährungsmythen im Check

Wir nehmen die größten Geschichten rund ums Essen unter die Lupe

Wo Menschen, da Mythen. Und weil Ernährung ein Thema ist, das uns alle beschäftigt, ranken sich hierum besonders viele Geschichten. Macht Essen am Abend tatsächlich dick? Und begünstigen Light-Produkte unliebsame Heißhungerattacken? Wir befragten die Ernährungsexpertin Angelika Kirchmaier und räumen mit den größten Märchen rund ums Essen auf.

von Eine von Gebäck umgebene Frau © Bild: Shutterstock.com

Essen am Abend macht dick

Jein! "Frühstücken wie ein Kaiser, Mittagessen wie ein König und Abendessen wie ein Bettelmann. Wer sich daran hält, wird nicht dick", entwarnt die Expertin. Eine kleine Portion ist folglich kein Problem. Anders sieht es hingegen aus, wenn abends die Hauptmahlzeit auf den Tisch kommt. "Man muss sich bewusst sein, dass man zu später Stunde am wenigsten Energie benötigt, da man in der Nacht ja üblicherweise schläft. Hinzu kommt, dass die Lustgefühle am Abend am höchsten liegen. Man neigt also dazu, besonders viel und kalorienreich zu essen, wenn man tagsüber zu wenig gegessen hat." Was letztlich dazu führt, dass die Abendkalorien tatsächlich dick machen.

Kohlenhydrate am Abend meiden

Essen am Abend macht also nicht prinzipiell dick. Wie sieht es aber speziell mit Kohlenhydraten aus? Heißt es doch, dass gerade sie abends zu meiden wären. Dazu Kirchmaier: "Eine kleine Menge Kohlenhydrate macht nichts. Zum Beispiel eine Scheibe Brot oder ein Stück Obst in einem Joghurt. Große Mengen sind allerdings unsinnig, da Kohlenhydrate für die Muskel- und Gehirnleistung nötig sind." Und von beidem benötigt man kurz vor dem Schlafengehen nicht besonders viel.

Frisches Gemüse ist besser als tiefgekühltes

Muss nicht sein, meint die Expertin. "Wird frisches Gemüse ewig gelagert, ist Tiefkühlware sogar wertvoller." Mindestens ebenso relevant wie die Frage nach frisch oder tiefgekühlt ist jene danach, wie viele gesunde Wirkstoffe in Karotten und Co. stecken. "Ein Gemüse kann nicht mehr hergeben, als von Haus aus im Produkt steckt." Das wiederum hängt vom Anbau ab. "Plastikfolientunnel, wie man sie etwa aus den größten Anbaugebieten Europas kennt, Pestizideinsatz und dergleichen können kein gesundes Gemüse erwarten lassen."

Einmal am Tag sollte man warm essen

Muss nicht unbedingt sein. Wenn das Essen ausgewogen ist, dann darf es der Expertin zufolge auch kalt sein. Aber Achtung: "Beim Kaltessen verfällt man leider oft in ein Snack-Muster. Das heißt man isst im Nebenbei, gönnt sich keine Ruhe, die aber für eine ordentliche Verdauung nötig ist ... Das Sättigungszentrum wird kaum angesprochen und die Wahl fällt eher auf Junkfood als auf Gesundes." Also: Wenn kalt essen, dann bitte bewusst und diszipliniert.

Light-Produkte begünstigen Heißhunger-Attacken

Das hängt immer vom Produkt ab, weiß die Expertin. "Wenn dem Körper Energie fehlt - zum Beispiel weil man mehr Kalorien verbraucht als zu sich genommen hat -, rebelliert das Gehirn früher oder später und verlangt nach schneller Energie. Die Heißhungerattacke ist geboren." Hinzu käme, dass in Light-Produkten meist Aromen stecken, die mitunter zu Heißhungerattacken führen können. So oder so: Light-Produkte helfen bestimmt nicht beim Abnehmen. Das zeigt allein schon ein Blick in Richtung USA, die hier über die reichste Palette verfügen.

Kochen zerstört wertvolle Nährstoffe

Nein. Denn erstens, so die Expertin, hänge es immer von der Kochtechnik ab und zweitens würden manche Lebensmittel ja erst durchs Kochen genießbar. Man denke nur etwa an Bohnen, Erdäpfel und Spargel.

Spinat und Pilze darf man nicht aufwärmen

"Früher war das tatsächlich so", weiß die Expertin. Abgesehen davon sei es bei der Zubereitung daheim immer noch empfehlenswert, Spinat und Pilze unmittelbar nach dem Kochen zu essen. "Zum einen leidet die Verdaubarkeit, zum anderen können beim Aufwärmen unerwünschte Substanzen wie etwa Nitrite entstehen", warnt Kirchmaier. Anders in Industriebetrieben, in denen man mittlerweile die Möglichkeit hat, das Gemüse unmittelbar nach dem Erhitzen blitzschnell abzukühlen.

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