Denkmal für die Partisanen

Susanne Zobl über die Premiere von "Engel des Vergessens"

von
Akademietheater - Denkmal für die Partisanen

Wie wenig die Geschichte der Kärntner Slowenen noch bis vor wenigen Jahren im Bewusstsein war, erkannte man vielleicht erst richtig anno 2011. Da brachte Peter Handke sein autobiographisches Stück über seine slowenischen Vorfahren in Kärnten heraus. Dimiter Gottscheff inszenierte die Uraufführung bei den Salzburger Festspielen. Intensiv und mit Poesie. Handke selbst hat sich als Erzähler auf der Bühne abgebildet.

Ähnlich geht Maja Haderlap in ihrem im selben Jahr erschienen Roman vor. Georg Schmiedleitner erzählt Haderlaps Geschichte als Tochter eines Partisanenkämpfers und einer Deutschkärntnerin in knappen, nachdrücklichen Szenen nach. Auf Volker Hintermeiers mit Holzbrettern karg ausgestatteter, düsterer Bühne wird das Erzähler-Ich des Romans von zwei Schauspielerinnen dargestellt. Das funktioniert. Alina Fritsch zeigt eindrucksvoll die Tochter, zerrissen zwischen Vater und bigotter Mutter, die der Großmutter naiv aus ihrem Tagesbuch aus dem Konzentrationslager von Ravensbrück vorliest, für die Begriffe wie "Gestapo" keine Bedeutung haben, die vom Leid und vom Erleiden ihrer Vorfahren nichts ahnt.

Alexandra Henkel fungiert als Erzählerin. Petra Morzé ist die Mutter, in knappen Gesten und feinem Mienenspiel vermittelt sie das Leid einer Frau, die Zeit ihres Lebens um die Liebe ihres Mannes und gegen ihr Außenseitertum in der slowenischen Familie kämpft.

Gregor Bloéb beeindruckt durch seine intensive Darstellung als Vater, als ehemaliger Partisanenkämpfer, der sein Kriegstrauma, sein Leid, das unter der Folter der Nazis erfahren musste, im Alkohol zu ertränken sucht. Elisabeth Orth agiert als Großmutter, die das Konzentrationslager in Ravenbrück erlebt hat, mit trockenem Sarkasmus, ausdrucksstark, eindrucksvoll. Solange ihr Auftritt währt, trägt sie das Geschehen.

Der Rest des Ensembles, Sabine Haupt, Sven Dolinski, Michael Masula, Rudolf Melichar, André Meyer, assistiert gut. Maja Haderlap und Georg Schmiedleitner verstehen das Handwerk des Theatermachens, auch wenn der Roman stärker wirken mag, kann man nicht hoch genug anrechnen, dass dieser Stoff auch auf der Bühne zu sehen ist.

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