Mein Name ist Guðmundur. So heißen sehr viele Isländer, und bei uns darf man ja auch zwei oder drei Vornamen haben. Wie die meisten Isländer glaube ich leidenschaftlich an die große Macht des Unterschätztwerdens. Mit dieser Stärke haben wir uns schon in der Qualifikation unsere erste Euro-Teilnahme erkämpft.
Ihr wisst vermutlich gar nicht, wie sehr wir uns heimlich, still und leise zu einer respektablen Sportnation entwickelt haben. Viele Menschen glauben ja immer noch, dass wir außer unserem traditionellen Glíma - also dem Ringen, bei dem man sich an den Gürteln packen muss - nix zu bieten haben. Aber die glauben vermutlich auch, dass Island nur ein kleiner Staat irgendwo da oben in Europa ist - und nicht die weltgrößte Vulkaninsel.
In Wahrheit ist auch unser Handballteam längst Weltklasse. Und unser Basketballteam qualifizierte sich erstmals für eine EM. Also bitte, das wird eine knifflige G'schicht. Vor allem, weil unser Spiel gegen Österreich das letzte in der Gruppenphase ist. Und daher das entscheidende. Vor zwei Jahren haben wir euch dank Kampfkraft und Teamgeist in Innsbruck ein Unentschieden abgetrotzt. Am 22. Juni sollte es dann ein Sieg werden. Und glaubt mir, unser nordisches Nervenkostüm ist so dick wie das Fell der berühmten Islandschafe.
Ein Satz, der Island und seine Menschen am besten beschreibt:
Við reddum þessu! (Wir bekommen das hin! - Die Isländer sind Meister der Improvisation, dazu hilfsbereit und von starkem Zusammengehörigkeitsgefühl geprägt)
Das müssen wir unbedingt essen und trinken, sonst sind wir's nicht:
Das geheime Einsermenü: Pylsa, Kók, Prins Póló-Hotdog, Cola und eine Schokowaffel. Das offizielle Einsermenü: Svið, Hárkarl, Hrútspungar - Schafskopf, fermentierter Haifisch, Hammelhoden. Der Geschmack Islands: Lamm von den Hochweiden und frischer Fisch
Die isländische Fahne und ihre Farben symbolisieren:
Blau: das Blau der Berge; Weiß: Gletschereis; Rot: das Feuer der Vulkane
Island -ein Land der weltberühmten Persönlichkeiten. Wie etwa:
Leifur Eiríksson - Entdecker; Halldór Laxness -Literatur-Nobelpreisträger; Björk - Musikerin; Jón Gnarr - ehemaliger Bürgermeister von Reykjavík, Schriftsteller, Kabarettist, Schauspieler, Punk a. D.; Ólafur Elíasson - Künstler
Was wir wirklich nicht mögen:
1. Stress
2. Rausfliegen beim Song Contest
3. Touristen, die im Hochsommer mit Haube, Schal und Goretexjacke in Reykjavík unterwegs sind, während die Isländer in kurzen Hosen die warmen Temperaturen genießen
Darüber lachen wir besonders gern: Über die Bewohner von Hafnarfjörður, die Ostfriesen Islands
Wichtige Ereignisse aus unserer Geschichte sind: Entdeckung unserer Insel im 9. Jahrhundert; die Entdeckung Amerikas durch einen Isländer um das Jahr 1000; die Frankfurter Buchmesse 2011, deren Gastland Island war
Isländisch für Österreicher: "Ich liebe dich" heißt: Ég elska þig "Bist du verrückt?" heißt: Ertu brjálaður? "Immer wieder Österreich" heißt: Áfram Austurríki!
Wer nach Island kommt, sollte das nicht verpassen: 1. In einem öffentlichen Schwimmbad, z. B. im Selárdalur nahe Vopnafjörður, schwimmen. Duschen davor nicht vergessen! 2. Im Moos liegen, in den Himmel schauen und den Vogelstimmen lauschen. 3. In das winzige Bobby-Fischer-Museum in Selfoss gehen und augenblicklich zum Schachfan werden.
Auf diesen Gebieten sind wir Isländer die Besten:
1. Bücher schreiben. Die Isländer exportieren seit dem Mittelalter die besten Geschichten in alle Welt
2. Musik machen. Die Epigonen von Björk und Sigur Rós treten z. B. auf dem Iceland Airwaves Festival auf (Samaris, Ásgeir u. a.). Außerdem: geerdeter Metal wie Sólstafir oder ernste Musik wie Anna S. Þorvaldsdóttir
3. Reiten. Nur auf Islandpferden. Gibt es noch andere Rassen?
Mit Österreich assoziieren wir Isländer vor allem: Mozart, Skifahren, Conchita
Dank an Eleonore Gudmundsson
Kommentare
Island, Einwohnerzahl wie Vorarlberg, hat den Angebern aus Wien gezeigt, was Kampfgeist ist.
