Ein Toter bei Unruhen um Sowjet-Denkmal:
"Bronze-Soldat" in Tallinn bereits entfernt

Estnische Regierung hat sofort Krisenstab eingerichtet Moskau fordert Abbruch diplomatischer Beziehungen

Ein Toter bei Unruhen um Sowjet-Denkmal:
"Bronze-Soldat" in Tallinn bereits entfernt

Bei Krawallen wurden in der Umgebung des Denkmals zahlreiche Geschäfte, Häuser und Autos beschädigt und. Dabei wurden Fenster und Schaufenster zertrümmert und Feuer angezündet. Unter den betroffenen Gebäuden waren die Lettische Botschaft sowie das Büro der Reformpartei von Ministerpräsident Andrus Ansip. Regierungsangaben zufolge kam es auch zu Plünderungen. Ansip bedauerte die Vorfälle und räumte ein, der Versuch, das Denkmal "auf offene und gesittete Weise" auf einen Friedhof zu verlegen, sei gescheitert.

Präsident Toomas Hendrik Ilves bezeichnete die in der Nacht angerichteten Verwüstungen als das Werk von Kriminellen. Medienberichten zufolge waren der Großteil der Protestierenden russischsprachige Jugendliche, von denen viele betrunken waren. Die estnische Regierung verhängte als weitere Folge der Unruhen ein vorerst einwöchiges Verkaufsverbot von alkoholischen Getränken im Kleinhandel.

Der Tote ist nach estnischen Angaben ein 19-Jähriger Mann mit russischem Vornamen, der bei den Tumulten eine Stichverletzung erlitten hatte. Wie es dazu kam und inwieweit sein Tod mit den Protesten und Krawallen im Zusammenhang steht, ist bisher ungeklärt. Innenminister Jüri Pihl lobte die Vorgangsweise der Polizei als besonders zurückhaltend. Die Beamten hätten durch ihre "friedliche Handlungsweise" Schlimmeres verhindert. Auch wollte Pihl die Ereignisse der Nacht nicht als "Chaos" bezeichnet wissen.

Der russische Senat empfahl unterdessen in Moskau Präsident Wladimir Putin, die diplomatischen Beziehungen mit Estland zu unterbrechen. Tags zuvor hatte Vize-Premier Sergei Iwanow bereits zu Wirtschaftssanktionen gegen Estland aufgerufen. Moskau hatte Estland bereits davor mehrfach mit Konsequenzen gedroht, falls die Pläne der Regierung zur Verlegung des Denkmals sowie die Exhumierung und Umbettung der Gebeine von rund einem Dutzend Rotarmisten, die im Bereich des Denkmals vermutet werden, in die Tat umgesetzt würden.

Am Donnerstag in der Früh hatten die Vorbereitungen für die geplanten Ausgrabungsarbeiten auf der Grünfläche um das Monument begonnen. Die Polizei hatte das Gelände abgeriegelt und teilweise einen Sichtschutz angebracht. Im Laufe des Tages versammelten sich um den Platz rund 1.000 Menschen, die unter anderem mit Sprechchören gegen die Verlegung des Denkmals protestierten. Zu den Ausschreitungen kam es laut Augenzeugenberichten erst am Abend, nach dem die in spezieller Schutzausrüstung erschienene Polizei gegen die Menge vorrückte.

(apa/red)